Hattingen. Das Tempolimit soll im Bereich Holschentor für mehr Sicherheit für Fußgänger sorgen. Zudem hofft die Verwaltung auf weiträumige Umfahrungen.
Es wäre die erste Tempo-30-Zone auf einer Durchfahrtsstraße der Innenstadt: Die Stadtverwaltung will die zu zulässige Höchstgeschwindigkeit auf der Schulstraße rund um das Holschentor von 50 auf 30 herabsetzen. Die kommunale Straßenverkehrsbehörde spricht darüber gerade mit dem Landesbetrieb Straßen NRW. Und hofft auf Zustimmung.
Tempo-30-Zonen in Wohngebieten sind im Hattinger Stadtgebiet keine Seltenheit. Auf Durchfahrtsstraßen gibt es bisher nur eine einzige: Auf der Marxstraße in Welper sorgt das reduzierte Tempolimit für mehr Sicherheit im Bereich der Gesamtschule.
Der Hinweis auf die Tempolimit-Pläne der Stadt findet sich in einer Verwaltungsvorlage zu den Neubauplänen des Investors Skiba für ein Seniorenquartier auf dem Eckgrundstück Schulstraße/Talstraße. Dort sollen bis Ende 2022 seniorengerechte Wohngemeinschaften, Seniorenwohnungen, Tages- und Kurzzeitpflegen, gewerbliche Nutzflächen sowie eine Bäckerei mit Bistro entstehen.
Ein Argument für die Umfahrung
„Das wird zu einer verstärkten Nutzung der öffentlichen Fußgängerwege durch Senioren führen, insbesondere wegen der innerstädtischen Lage und der unmittelbaren Nähe zur Altstadt“, sagt Baudezernent Jens Hendrix. Zudem gebe es dort schon eine Sporthalle und das Bürgerzentrum Holschentor. „Grund genug also, die Sicherheit der Fußgänger besonders in den Blick zu nehmen“, so Hendrix.
Dass die Stadt den Vorstoß Richtung Tempo-30-Zone überhaupt unternimmt, hat mit einer Änderung der Gesetzgebung zu tun. „Bisher ließ sich so etwas nur an ausgewiesenen Unfallschwerpunkte durchsetzen – und den haben wir dort nicht“, erläutert der Baudezernent. „Inzwischen sind solche Geschwindigkeitsreduzieren aber auch als Vorsichtsmaßnahme umsetzbar. Das wollen wir nun versuchen.“
Weniger Lärm, weniger Abgase
Neben dem Thema Sicherheit sieht die Stadt weitere Gründe für ihren Plan gerade an dieser Stelle: Denn die Belastung durch Lärm und Autoabgase würde im Bereich der Schulstraße zwischen Augustastraße und Martin-Luther-Straße nicht nur wegen der reduzierten Geschwindigkeit der Autos sinken, sondern – so die Hoffnung – darüber hinaus auch durch abnehmendes Verkehrsaufkommen.
Besonders stadteinwärts will die Stadt Autofahrer seit Jahren über den Büchsenschütz und die Hüttenstraße um die Innenstadt herumleiten und die Schulstraße entlasten – mit mäßigen Erfolg. „Tempo 30 macht die Umfahrung deutlich attraktiver, das würde die Innenstadt dann wirklich entlasten“, sagt Jens Hendrix.
>>> KOMMENTAR: Tempolimit macht Sinn
Probleme gibt es an beiden Enden der Altersskala: 255 Senioren sind im vergangenen Jahr in den neun Städten des Ennepe-Ruhr-Kreises aufgefallen, weil Zweifel an ihrer Fahrtüchtigkeit aufkamen. 518 Führerschein-Neulinge fielen im selben Zeitraum innerhalb ihrer Probezeit auf. 38 davon mussten ihre Fahrerlaubnis abgeben.
Geschützt werden müssen – übrigens auch vor allen anderen Autofahrern jeden Alters, die sich nicht an Verkehrsregeln halten – die besonders gefährdeten Verkehrsteilnehmer: Fußgänger. Womit wir auf der Schulstraße wären. Dort will die Stadt im Bereich rund um das Holschentor jetzt eine Tempo-30-Zone einrichten.
Das Bürgerzentrum, die Sporthalle, das geplante Seniorenzentrum und weitere Dienstleister sorgen für immer mehr Fußgängerverkehr zwischen dem Stadtquartier und der Altstadt. Natürlich ist gerade an dieser Stelle besonderer Schutz für die schwächsten Verkehrsteilnehmer geboten. Tempo 30 kann da wirklich helfen.
Und nicht nur das. Der beste Straßenverkehr ist der, der gar nicht entsteht. Würden mehr Autofahrer den Weg über die weniger besiedelten Straßen Büchsenschütz und Hüttenstraße nutzen, wäre es an der Schulstraße ruhiger und sicherer. Versuchen sollte man es. Über die aktuellen Wegweiser für den „Durchgangsverkehr“ lachen Autofahrer doch nur.
Ulrich Laibacher