Hattingen. . Künstler Egon Stratmann führt WAZ-Leser nach einem Frühstück im Stadtmuseum durch die Gethmannsche Anlage
- Blankenteiner Künstler erzählt, dass Bürger den Garten einst Irrgarten nannten
- Ein Leser nennt Zuwucherung „eine Schande“
- Ein weiterer regt an, dass Kulturauschussmitglieder Gestaltungsideen zum Garten vor Ort kennenlernen
„Der Gethmannsche Garten ist meine Entdeckung der Welt“, verrät Egon Stratmann 24 langjährigen Leserinnen und Lesern, die auf Einladung der WAZ am Sonntagmorgen gerade noch mit Brötchen und frischem Obst im Stadtmuseum Blankenstein frühstücken. Um wenig später das in den Jahren 1808 bis 1837 von Carl Friedrich Gethmann geschaffene Garten-Kleinod bei einem Spaziergang auch persönlich zu erkunden – angereichert mit allerlei lebendigen Informationen des 1936 geborenen Blankensteiner Malers, Bildhauers und Glaskünstlers.
„Irrgarten“, erzählt Egon Stratmann, hätten die Blankensteiner den Gethmannschen Garten dereinst genannt. „Doch der Name ist totaler Quatsch. Hier kann man sich nicht verirren.“ Vielmehr, das macht der Spaziergang hier und heute den WAZ-Leserinnen und -lesern deutlich, hatte der wohlhabende Geschäftsmann Gethmann seinen für die Bürger auf einer an seinen Besitz angrenzenden „Rampelduse“ – einem bis dato unkultivierten Höhenrücken – seinerzeit genauestens durchgeplant. Zumal er der Bevölkerung mit der Schaffung von „Licht- und Sichtachsen“ (Stratmann) besondere Aussichtspunkte auf die Umgebung bieten wollte.
Die sind anno 2016 vielfach zugewuchert, was etwa Karl-Heinz Fischer als „eine Schande“ empfindet. Wenn die Sichtachsen wieder freigeschnitten werden würden, sinniert der 69-Jährige, könnte der Gethmannsche Garten auch wieder stärker beworben werben – und viele Touristen anlocken. So wie noch Anfang des vorigen Jahrhunderts.
Diese Blütezeit des Gethmannschen Gartens hatte eingangs der Führung auch Egon Stratmann erwähnt, beim folgenden Spaziergang nun spricht er ebenso anschaulich wie begeisternd über seine persönlichen Gartenerlebnisse. Verrät, zum Beispiel, dass er als Kind auf eine Rotbuche unterhalb der Friedrichs-höhe kletterte, um von dort „eine noch bessere Aussicht auf die Burg Blankenstein zu haben“. Spricht von einem sehr dichten Rhododendronstrauch („die Liebeslaube“), in die während des Zweiten Weltkriegs eine Granate einschlug. Erläutert das Projekt des Heimatvereins Blankenstein und anderer Vereine, die mit naturbezogenen Sprüchen auf rohen Sandsteinen entlang der früheren Obstbaumallee an den Gethmannschen Alleegedanken erinnern wollen („das hat der Kulturausschuss leider nicht verstanden“). Und wirbt dafür, dass zumindest einige der Sichtachsen im Gethmannschen Garten wieder freigeschnitten werden — „es muss ja nicht überall ein Kahlschlag erfolgen“.
Angetan zeigen sich die WAZ-Leserinnen und -leser von derlei Gestaltungsideen zur Wiederbelebung des Gartens im Gethmannschen Sinne. Und wie Erika Peter (70), so regt auch Horst Westphal (69) an, dass die Kulturausschuss-Mitglieder die Gestaltungsideen zum Gethmannschen Garten bei einer Vor-Ort-Führung kennenlernen sollten.
Nach gut einer Stunde schließlich ist die höchst informative Führung beendet, im Stadtmuseum gibt’s nun noch Kaffee und Kuchen. „Die Aktion heute hat mir sehr gut gefallen. Das war eine schöne Geste der WAZ“, zieht Gert Tritthart (78) sein Fazit, dabei ist noch immer nicht Schluss. Egon Stratmann nämlich lädt die Anwesenden noch zur Kurzführung durch die von Gethmann initiierte (und mitfinanzierte) katholische Kirche Blankenstein ein: „Ich hab’ zufällig den Schlüssel dabei . . .“