Hattingen. . Nach der Ablehnung reagieren Hattinger Eltern und Kinder geschockt. Jörg Waschnewski kritisiert als Betroffener die Aufnahme-Kriterien.
„Die Emotionen schaukeln sich hoch“, sagt Jörg Waschnewski. Vor wenigen Tagen erhielten er und andere Eltern den Ablehungsbescheid: Seine neunjährige Tochter darf im kommenden Schuljahr nicht die Gesamtschule besuchen – damit ist sie eines von 44 Kindern. Und das, obwohl die Familie in unmittelbarer Nähe der Schule wohnt. Schulleiterin Elke Neumann verteidigt das Vorgehen.
Vor 30 Jahren hatte Jörg Waschnewski selbst die Gesamtschule besucht – „im Gründungsjahrgang“, erklärt er. Umso enttäuschter war die Familie jetzt über die Absage für Tochter Maya. „Sie ist tieftraurig und musste ein Tränchen verdrücken, weil sie von ihren Freunden getrennt wird“, berichtet der 40-Jährige. Er ärgert sich: „Es ist unverständlich, dass Schüler aus anderen Städten angenommen und Hattinger abgelehnt werden .“ Gerade für Maya, die eine Rechenschwäche habe, wäre die Gesamtschule perfekt gewesen.
Allein die Leistung zählt
Umgehend suchte er das Gespräch mit der Schulleitung und erfuhr: „Es gab ein Losverfahren. Die räumliche Nähe ist kein Auswahlkriterium. Allein das Leistungsprinzip zählt.“ Das bestätigt Schulleiterin Elke Neumann: „Die Gesamtschule lebt von einer Leistungs-Heterogenität. Das wollen die Eltern. Das ist deshalb das Hauptkriterium.“ Heißt, dass stärkere und schwächere Schüler gemischt würden. Beim Rest entscheide das Los. „Anders ist alles nicht gerecht“, betont Neumann.
Die Wohnortnähe ist in der Tat kein Kriterium. „Wo sollen wir da anfangen? Welche Kriterien haben dann Priorität“, fragt Neumann. Die Schulleiterin erklärt, man müsse in der Hattinger Schullandschaft „bedarfsorientiert nachjustieren“.
Mit Beschluss des Rates vom 14. Dezember 2006 sei die Gesamtschule fünfzügig zu führen, heißt es in der Begründung der Ablehnung. Deshalb übersteigt die Zahl der Anmeldungen die Kapazitäten. „2006“, ärgert sich Waschnewski: „Warum hat man nicht längst die Zügigkeit angepasst?“
Sechszügigkeit wurde abgelehnt
Bereits im März 2016 hatte der Rat beschlossen, die Schule solle sechszügig werden. Die Bezirksregierung Arnsberg schob dem einen Riegel vor – die nötige Schülerzahl werde mit Hattinger Schülern nicht dauerhaft erreicht.
Eine Abschottung gegenüber Schülern aus anderen Städten, wie es sie zum Beispiel in der Hardenstein Gesamtschule in Witten gibt, hält Elke Neumann für ihre Schule für nicht geeignet. „Hattingen ist hier nicht vergleichbar mit Witten“, sagt sie.
Jörg Waschnewski hat seine Tochter zwar inzwischen an der Realschule Grünstraße anmelden können, aber mit einem Anwalt Einspruch gegen die Ablehnung eingelegt. „Klein beigeben, das sehe ich nicht.“
>>> Warteliste für abgelehnte Gesamtschüler
Für Schüler, die keinen Platz an der Gesamtschule bekommen haben, gibt es eine Warteliste. Darauf weißt Schulleiterin Elke Neumann hin. Durch Fluktuation, zum Beispiel durch Umzüge, würden ab und zu Plätze frei. „Man darf hier nicht kurzfristig denken“, sagt die Schulleiterin. In ein oder zwei Jahren wären möglicherweise ein Wechsel zur Gesamtschule wieder möglich.
Kontakt zur Gesamtschule: www.gesamtschule-hattingen.de, 02324 / 681710.