Einheimische bevorzugt: Ein neues Anmeldeverfahren macht es fast unmöglich, dass Sprockhöveler Kinder auf die Hardenstein-Gesamtschule wechseln.
Die Stadt Witten macht ernst: Seit Jahren nahmen mehrere Schulen – unter anderem die Gesamtschule Hardenstein in Vormholz – ortsfremde Kinder auf und lehnten Wittener Schüler ab. Ein neues Anmeldeverfahren soll nun dafür sorgen, dass fortan gilt: „Witten first“. Das heißt: Für Sprockhöveler Kinder wird es künftig fast unmöglich sein, die Hardenstein-Gesamtschule zu besuchen. Auch Geschwisterkinder haben kaum Chancen.
Die Kritik an der „Willkür“ der Schulleiter bei der Auswahl ihrer Schüler brodelt in Witten seit Jahren. Im letzten Jahr aber spitzte sich die Situation zu. Die beliebte Holzkamp-Gesamtschule in Annen wies aus Platzmangel 58 Wittener Kinder ab. Die Hardenstein-Gesamtschule in Vormholz dagegen „füllte“ ihre verfügbaren Plätze mit 27 ortsfremden Schülern aus Sprockhövel auf – eine ganze Schulklasse. Genau diese Plätze hätten den Wittenern zugestanden, die auf Real- oder Hauptschulen ausweichen mussten, so die Kritik. 556 ortsfremde Kinder besuchen Wittener Schulen.
Abgesegnet durch die Bezirksregierung Arnsberg kann Witten nun ein Zweitwunschverfahren einführen. Die Anmeldungen finden von nun an gleichzeitig vom 16. bis 22. Februar statt – bislang hatten die Gesamtschulen einen Vorlauf. Künftig werden ortsfremde Kinder erst einmal zurückgestellt. Wittener Eltern geben im Anmeldebogen einen Erst- und Zweitwunsch an. Wenn eine Schule voll ist, werden die abgewiesenen Kinder in einem Zweitbesetzungsverfahren, das am 2. und 5. März stattfindet, innerhalb Wittens verteilt.
Erst wenn alle Kinder untergebracht sind, also ab 9. März, können verfügbare Plätze mit ortsfremden Kindern aufgefüllt werden. Ob dann in Vormholz noch Platz für Sprockhöveler ist, bleibt fraglich.
Kein Geschwisterkindbonus mehr
Einige bisherige Entscheidungskriterien der Schulen verlieren an Wert – etwa der Geschwisterkindbonus oder die Drittelparität, nach der ein Mix aus Schülern mit Haupt-, Realschul- oder gymnasialer Empfehlung ausgewählt wird. Mit diesen Argumenten bekamen gute Schüler aus Sprockhövel oft einen Platz in Vormholz. Bei Sprockhöveler Eltern wird die „Witten first“-Haltung für große Aufregung sorgen – war es in den letzten Jahren doch gängig, dass viele Grundschüler auf die Hardenstein-Gesamtschule wechseln und nicht auf die Gesamtschule des Kreises in Haßlinghausen.
„Wir wollen die Gemeinden wach rütteln, die die Infrastruktur der Nachbarstadt nutzen, anstatt selbst ihre Schulpolitik zu überarbeiten“, sagt Wittens Schuldezernent Frank Schweppe. Das wirke zwar unfreundlich, aber man müsse auch die klamme Haushaltslage Wittens sehen. Jedes auswärtige Kind, das in Witten beschult werde, koste 1500 Euro im Jahr. „Die Wittener zahlen die höchste Grundsteuer im Ennepe-Ruhr-Kreis. Da müssen wir auch den Wünschen der Wittener Eltern entgegenkommen.“