Hattingen. . Eine Hattingerin müsste ihr Haus verkaufen, um die Pflegekosten ihres Mannes zahlen zu können. Die Gesetzeslage macht eine Hypothek unmöglich.

Der Mann ist seit einem Jahr im Pflegeheim, die Ersparnisse durch Zuzahlung zur Pflege sind aufgebraucht und die Verzweiflung der Ehefrau, deren Name der Redaktion bekannt ist, wird immer größer. Denn so, wie sie sich die Finanzierung der Pflege ihres Mannes gedacht hatte, klappt es bisher überhaupt nicht. Sie will eine Hypothek auf ihr Haus aufnehmen, findet aber keine Bank, die bereit ist, ihr das Geld für die Pflege zu geben.

Das Heim drängte sie, einen Antrag auf Sozialhilfe zu stellen, weil sie die Zuzahlungen in Höhe von 2000 Euro pro Monat überhaupt nicht stemmen konnte. „Eigentlich wollte ich keine Sozialhilfe beantragen“, sagt die Seniorin, „weil ich ja das Haus habe.“

Geld für die Pflege ist nicht aufzutreiben

Jetzt haben sich die Kosten etwas reduziert, übersteigen aber mit über 1000 Euro monatlich immer noch bei Weitem das, was sie aufbringen kann. Für sie persönlich bleiben weniger als 1000 Euro, die Rente ihres Mannes wird ohnehin komplett für die Finanzierung des Pflegeplatzes verbraucht.

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„Ich versuche überall, Geld aufzutreiben, aber es gelingt mir nicht. Mit weniger als 1000 Euro, die mir bleiben, kann ich mein Leben, wie ich es geführt habe, nicht mehr weiterleben. Mein Mann und ich haben unser Leben lang gearbeitet, damit wir im Alter ein Haus haben, das abbezahlt ist, und wir gut leben können.“ Jetzt fürchtet die Hattingerin, dass sie das Haus verkaufen muss, weil sie den Fehlbetrag nicht aufbringen kann. Warum ihr keine Bank eine Hypothek gewährt, kann sie nicht nachvollziehen.

Problem muss politisch gelöst werden

„Ich habe sogar den SPD-Bundestagsabgeordneten Kapschack eingeschaltet, der im Wahlkampf damit geworben hat, sich um Sozialthemen zu kümmern. Er hat sich meine Nöte angehört hat und mich dann wissen lassen, dass es im Ermessen der Banken liege, ob sie Kredite gewähren oder nicht.“

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„So ein Haus ist eine Existenzsicherung im Alter“, erklärt Udo Polenske, Pfarrer von St. Georg. „Solche Fälle müssen politisch gelöst werden. Ich kenne den Fall und gehe davon aus, dass es mit Sicherheit nicht der einzige dieser Art ist. Ältere Menschen sprechen normalerweise nicht darüber, wenn es ihnen wirtschaftlich schlecht geht. Man muss doch Lösungen finden, die Schwierigkeiten werden zukünftig noch viel stärker“, ist der Pfarrer überzeugt.

Strenge Richtlinien der EU zur Kreditvergabe

„Die geschilderte Problematik ist uns grundsätzlich bekannt“, erklärt Udo Schnieders von der Sparkasse Hattingen. In vielen Fällen würden Lösungen innerhalb der Familie gefunden, zum Beispiel eine Übertragung des Hauses an die Kinder mit Einräumung eines Wohnrechtes und Vereinbarung einer Leibrente. „Ist dies nicht möglich, raten wir zum Verkauf, da eine Kreditvergabe aufgrund der gesetzlichen Regelungen nicht möglich ist.“ Die sehen vor, dass Kredite nur noch vergeben werden dürfen, wenn die Raten sofort bezahlt werden können. Ein Haus als Sicherheit genügt nicht mehr. „In einigen Fällen wird der Verkauf der Immobilie, so schwer er auch fällt, am Ende doch die einzig sinnvolle Lösung sein.“

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Von der Volksbank kommt dieselbe Antwort. Voraussetzung für einen Kredit sei immer, dass die „Kapitaldienstfähigkeit“ gegeben ist. Heißt, die Raten bedient werden können. „Natürlich hängen bei einem Haus viele Emotionen daran, aber wir haben klare Richtlinien. Stellen Sie sich mal vor, was los ist, wenn wir sehenden Auges Kredite an Personen vergeben, von denen wir von vorneherein wissen, dass sie den Kredit nicht bedienen können. Durch die EU-Regulatorik müssen wir uns streng an die Richtlinien halten“, sagt Thomas Alexander von der Volksbank.