Essen. . Walter Mönnich pflegt seine schwerkranke Frau, die künstlich ernährt werden muss. Als die Nahrung knapp wird, sucht er lange erfolglos Hilfe.
- Seit fünf Jahren pflegt der 89-jährige Walter Mönnich seine schwerkranke und bettlägerige Ehefrau Hilde
- Die muss künstlich ernährt werden. Als die Nahrung knapp wird, sucht der Pensionär lange erfolglos Hilfe
- Am Freitag kommt Bewegung in die Sache. Der 89-Jährige kann schießlich durchatmen
Walter Mönnich ist ratlos. Und verzweifelt. Seit fünf Jahren pflegt der 89-Jährige seine schwerkranke und bettlägerige Ehefrau Hilde. 365 Tage im Jahr ist er für sie da. Erstmals ist jetzt die künstliche Nahrung knapp geworden. Und dem Rüttenscheider konnten weder Krankenkasse, Hausarzt noch der Zulieferer helfen. „Ab Sonntag hätte ich die Ernährung für meine Frau reduzieren müssen, damit wir bis Ende des Monats hinkommen“, sagte Walter Mönnich am Donnerstag unserer Zeitung. Eine Lösung gab es erst, als sich die Redaktion in den Fall einschaltete.
Am Mittwoch hatte sich der 89-Jährige an unsere Zeitung gewandt. „Für meine Ehefrau tue ich alles. Jetzt weiß ich aber nicht mehr weiter“, gestand er. „Ich will doch nur Nahrung für meine Hilde. Und ich weiß nicht, was ich noch tun soll.“ Hilde Mönnich, 86, ist an Alzheimer und Parkinson erkrankt ist, hat die höchste Pflegestufe. Ihr Ehemann hat einen Raum der Wohnung zu einem Krankenzimmer umgebaut. Neben dem Bett stehen Kartons mit Medikamenten und Körperpflegemittel. Mit einer Bürste kämmt er seiner Frau durchs Haar. Wenn er für eine halbe Stunde das Haus verlässt und Einkäufe erledigt, stellt er das Radio an: „Damit meine Hilde sich nicht allein fühlt.“
Zuviel Nahrung verbraucht
Die 86-Jährige wird künstlich ernährt. Walter Mönnich holt für die Sondennahrung regelmäßig ein Rezept von seiner Hausärztin. Die Firma Luttermann liefert dann die Pakete mit Fresubin, einem Nahrungs-Produkt, über das seine Ehefrau 1500 Kalorien am Tag per Magensonde erhält.
Walter Mönnich, der bei der Pflege zwei Mal täglich von einem Dienst unterstützt wird, hatte zuletzt immer wieder Probleme mit der Zuführung der Sondennahrung. Seine Frau vertrug die dosierte Menge nicht und übergab sich. Der Schlauch verstopfte, weil Mönnich den Zufluss unterbrach. Der 89-Jährige wechselte auch angebrochene Flaschen und verbrauchte so mehr von der Kost als vorgesehen.
Arzt wollte kein neues Rezept ausstellen
„Dann hat Luttermann angerufen und gesagt, dass meine Rezeptmenge aufgebraucht sei“, sagt Mönnich. Er wandte sich an seine Ärztin, die ihm aber kein neues Rezept ausstellen wollte. Erst ab Oktober greift das nächste Rezept, „aber ich wusste nicht, wie ich durch den September kommen soll“, so der 89-Jährige.
Er wandte sich an die DAK, die Krankenkasse seiner Frau. Die versprach Hilfe. „Ich habe quasi täglich angerufen. Mit Münster, mit Dortmund, mit Hamburg. Ich musste immer die ganze Geschichte erzählen.“ Der Pensionär landete bei der zuständigen Expertin in Bremen. Nur wurde die Nahrung immer knapper. „Ich habe mich darauf verlassen, dass es klappt. Sonst hätte ich bei einem anderen Arzt gefragt.“
Am Freitag ging es dann schnell mit der Hilfe
Der 89-Jährige rief schließlich unsere Zeitung an. Nach Anfragen bei DAK, Luttermann und der Hausarzt-Praxis kam schließlich Bewegung in die Sache. Die Krankenkasse, die immer betont hatte, die Kosten für ein neues Rezept zu übernehmen, will nun eine Ernährungsberaterin schicken, die eine Einweisung für die Sonde gibt. Die Arztpraxis stellte ein Rezept aus. Und Luttermann lieferte Freitag unbürokratisch neue Nahrung.
Walter Mönnich atmete erst einmal tief durch. Er weiß, dass er seine Frau in eine Pflegeeinrichtung geben könnte. „Aber wir sind 64 Jahre verheiratet. Sie ist für mich wie ein neugeborenes Kind. Das gibt man auch nicht einfach ab. Außerdem bin ich mir sicher, das spüre ich, dass sie dann nicht mehr lange leben würde.“