Hattingen. . Uli Kurz hatte viele Hobbys: Autorennen, Skifahren, Drachenfliegen. Nun hat er seinen ersten Sport wiederentdeckt: das Kanufahren.
- Vom Kanu-Knirps zum Drachenflieger titelte die WAZ vor 30 Jahren
- Nach einer Nieren-Entnahme war für Uli Kurz Schluss mit dem Leistungssport
- Dem Bochumer Kanu-Ćlub auf Hattinger Boden ist Uli Kurz seit 56 Jahren treu
Über 4000 Meter hoch ist er beim Drachenfliegen gekommen, flog schon auf die Eiger-Nordwand zu, machte mal eine Bruchlandung im Schober. Aber letztlich waren es dann Krankheit und eine Leiter, die Uli Kurz fast zum Verhängnis geworden wäre, die ihn zurückbrachten zu seiner „Jugendliebe“: dem Kanufahren.
Am 10. September 1987 hat die WAZ über die „sportlichen Hobbys“ des Welperaners, der 2012 ein Lamm in Not in der Ruhr entdeckte, berichtet mit dem Zusatz: „Vom Kanu-Knirps zum Drachenfliegen“. Jetzt könnte man ergänzen: . . . und sein Comeback als Kanu-Senior. Dabei ist er dem Bochumer Kanu-Club 56 Jahre lang treu geblieben. Hier hat er seine Boote liegen, eines heißt „Möpschen“.
Nierenerkrankung setzte Leistungssport ein Ende
Heute ist Uli Kurz 70 Jahre alt. Mit zehn Jahren hat er mit dem Kanu-Sport begonnen. Bei den Deutschen Meisterschaften 1968 war er dabei, „die ersten drei fuhren zu Olympia. Ich wurde Vierter“. Mit dem Leistungssport war Schluss, als er eine Niere verlor.
Ski fuhr er, holte auch da Pokale. Dann widmete sich der Kfz-Meister ab 1980 Autorennen, baute Ende der 1980er Jahre das Hattinger Mazda-Autohaus auf, das er inzwischen verpachtet hat. „Autorennen waren aber teuer, meine Frau meckerte. Ein Freund flog Drachen.“ Das wurde auch ab 1984 Uli Kurz’ Hobby. Er nennt es eher eine „Sucht“. Der er 25 Jahre lang verfallen war. Ultraleichtflieger waren zuletzt sein Steckenpferd.
Lungenembolie bedeutete das Aus fürs Drachenfliegen
Damit war es nach einer Lungenembolie 2009 vorbei. „Ich hatte nur noch 40 Prozent Lungenvolumen, bin durch Training wieder auf 100 Prozent gekommen“, erklärt er. So dass er 2012 schon einen 80-Kilometer-Weser-Marathon fuhr und im selben Jahr „aus Versehen“ einen Pokal beim Riesenslalom gewann. In der Region Arlberg war das. „Ich hatte neue Ski, neue Schuhe und war gut drauf.“
Dann war sportlich erst mal Schluss. Der Grund: sein „letzter Flug“, wie er es nennt, am 17. Dezember 2012. „Ich flog aus fünf Meter Höhe von einer Leiter.“ Bei Regen. „Ich wollte beim Autohaus auf dem Dach Laub aus dem Abfluss sammeln. Das hatte ich oft gemacht.“ Dieses Mal aber rutschte die Leiter weg. Zehn Tage lag Kurz auf der Intensivstation, hatte das Becken vier Mal gebrochen, außerdem die linke Hüfte, Steiß- und Schambein. Die Blase hatte etwas abgekommen.
Schmerzen sind Uli Kurz’ tägliche Begleiter
„Ich hatte viel Glück im Leben“, sagt Kurz. Ihm ist klar, dass er nach dem Sturz hätte im Rollstuhl landen oder tot sein können. Reha-Maßnahmen holten ihn auf die Beine. Schmerzen aber hat bis heute. Besonders beim Sitzen. Weshalb er einen Kanu-Marathon schon abbrechen musste. „Aber dafür war ich in einem schönen Biergarten.“
Seine Frau entdeckte 2016 den Sport für sich. Beim Kanufahren erlebte das Paar jetzt beim Urlaub an der Ostsee ein Abenteuer, auf das Kurz „hätte verzichten können“. „Wir waren auf dem Meer, meine Frau sah die Gewitterwolke, wir wollten zurück zum Campingplatz. Die Wellen schlugen einen Meter hoch.“
Zwei bis drei Mal pro Woche fährt Uli Kurz Kanu
Zwei bis drei Mal pro Woche ist Kurz auf dem Wasser, fährt je sechs bis zehn Kilometer. Wenn seine Frau jetzt in Rente geht, will Kurz mit ihr „mehr in der rollenden Laube“ unterwegs sein. Und mit dem Kanu. Denn alte Liebe rostet nicht. Die jüngere auch nicht: Ein bunter Drachen lagert noch im Bootshaus . . .