Hattingen. Vor 20 Jahren ging der Trend zur anonymen Beerdigung. Heute ist das Kolumbarium beliebt. Ein Gespräch mit Zuständigen der Verwaltung.
- Heute gibt es andere Bestattungsformen als vor 20 Jahren
- Fachbereichsleiterin bringt auch Baumgräber ins Gespräch
- Menschen suchen sich zu Lebzeiten aus, wie und wo sie bestattet werden wollen
Vor 20 Jahren gab es immer mehr anonyme Beerdigungen in der Stadt. Dieser Trend hat sich geändert: Heute wird immer häufiger das Kolumbarium als Bestattungsart gewählt, beispielsweise in Welper. Rechts und links der Trauerhalle befinden sich Mauern, in die jeweils 60 Urnen passen. Pro Fach können zwei Urnen hinter einer roten Mauerplatte bestattet werden – im Jahr 2016 wurden 38 Bestattungen in dieser Form durchgeführt.
Fachbereichsleiterin Solveig Holste berichtet im WAZ-Gespräch, dass im Rahmen des Friedhofsentwicklungskonzepts überlegt werde, künftig auch Baumbestattungen anzubieten. Wann und wo diese neue Beerdigungsform angeboten wird, stehe aber noch nicht fest.
Platz für 160 Erd- und 1200 Urnenbestattungen
Rückblende, 1990er Jahre: Die Stadt führt Bestattungen ohne Namen ein. Kein Grabstein, nur eine Rasenfläche bleibt den Angehörigen als Ort zum Trauern – im Jahr 1997 gibt es Platz für 160 Erd- und 1200 Urnenbestattungen auf den Gräberfeldern in Welper. Die Nachfrage für die neue anonyme Bestattungsform ist rege, sie kostet 650 DM für ein Urnengrab bzw. 2400 DM für eine Erdbestattung.
Heute sind die Zahlen rückläufig: 2016 wurden nur noch 15 Urnen anonym beigesetzt, im laufenden Jahr 17; 2016 wurden fünf Särge anonym in die Erde gelassen, in diesem Jahr erst drei.
Jens Peters, zuständig für die Organisation aller Friedhöfe der Stadt, glaubt, dass die anonyme Form der Bestattung zurückgeht, weil es mittlerweile bessere Formen der Bestattung gebe. „Viele wollen sich anonym beerdigen lassen, um ihren Hinterbliebenen durch die Grabpflege nicht zur Last zu fallen“, weiß Peters.
60 000 Quadratmeter großer Friedhof in Welper
Darauf reagierte die Stadt und führte 2002 die Rasenreihengräber ein. Dafür wurden freie Felder auf dem etwa 60 000 Quadratmeter großen Friedhof in Welper ausgewählt, auf denen nun Urnen oder Särge in die Erde gelassen werden können. Der Vorteil für die Angehörigen liegt auf der Hand: Zwar gibt es auch hier eine Grünfläche wie beim anonymen Grab, aber eine Grabplatte mit Namen zeigt den Angehörigen, wo der Verstorbene beerdigt wurde.
2009 wurden zusätzliche Flächen genutzt für Reihengräber mit Grabplatte und Bodendeckern. Hier können Hinterbliebene auch Grabschalen und Kerzen aufs Grab stellen, bei Rasengräbern könnte das Personal mit dem Rasenmäher nicht arbeiten. Jens Peters zeigt dennoch auf ein Rasenreihengrab, auf dem eine Rose und ein paar Pflanzen liegen. „Die Angehörigen haben uns mit einem Zettel auf dem Grab gebeten, die Blumen stehen zu lassen, weil sich ein Gedenktag jährt.“ In solchen Fällen drückt die Friedhofsleitung ein Auge zu, vorausgesetzt die Angehörigen entfernen den Grabschmuck wieder.
Die Pflege der Gräber ist ein Problem für Angehörige und für Menschen, die sich um ihre eigene Beerdigung Gedanken machen. Deshalb nehme der Vorsorgekauf zu, erklärt Peters. Menschen suchen sich zu Lebzeiten aus, wie und wo sie bestattet werden wollen. Oft wird auch Finanzielles geregelt. Wohnen Angehörige weit weg und kümmern sich nicht, „ermahnen wir sie, die Gräber zu pflegen“, erklärt Solveig Holste. Das könne bis zum Bußgeld und zur Entziehung des Nutzungsrechtes gehen.