Hattingen. Ehemaliger WAZ-Fotograf stellt im Bessemer Stahlwerk Werke aus. Sie zeigen Auswirkungen von Eingriffen des Menschen in die Landschaft.

  • Menschen fehlen auf den Fotografien, sichtbar wird ihr Einfluss auf die Landschaft
  • Wo die Werke entstanden sind, ist nicht ersichtlich, Orte sind austauschbar
  • Auslöser für die Ausstellung war eine vollkommen künstliche Landschaft

Wer ganz genau hinschaut, entdeckt auf einem einzigen Foto in der Ausstellung „Berührte Landschaften“ einen Menschen. Winzig klein. Riesig sind dagegen die Auswirkungen menschlicher Eingriffe auf das Landschaftsbild, wie die Ausstellung „Berührte Landschaften“ im Bessemer Stahlwerk dokumentiert, die am kommenden Freitag, 23. Juni, eröffnet wird.

Udo Kreikenbohm, der mehr als 20 Jahre lang als WAZ-Fotograf in Hattingen gearbeitet hat, war zwei Jahre lang unterwegs, um zwischen Ruhr und Emscher, Duisburg und Unna Eindrücke zu sammeln. Auf 60 Fotografien aus einem Material, das wahrscheinlich langlebiger ist als die Landschaften selbst, hat er sie festgehalten. Auslöser war eine Brücke über einer Bahnlinie in Dortmund. „Mir wurde bewusst: Ich stand in einer vollkommen künstlich geschaffenen Landschaft“, sagt der Dortmunder.

Alles, was zu sehen ist, kann sich überall abspielen

Diese Landschaften begegneten dem Menschen nicht nur im Ruhrgebiet, „sondern überall auf der Welt“. Auch an Urlaubsorten wie Madeira, wo Kreikenbohm vor mehr als 20 Jahren war. Sie verändern sich ebenso. Festgehalten hat der Fotograf zwar Veränderungen im Ruhrgebiet. Die sich aber auch woanders so oder ähnlich abspielen könnten. Wo das Rapsfeld gelb blüht, die Kohlköpfe auf dem Gemüsefeld wachsen, bunte Fässer sich stapeln, ein Hauch voll Grün neugierig über die Lärmschutzwand der A 40 lugt, Schranken im Wald den Zugang versperren, ist auf den Fotografien nicht ersichtlich. Alles, was zu sehen ist, kann sich überall abspielen. Wer es ganz genau wissen will, bekommt Aufschluss auf einer Tafel.

Hattingen ist nicht besonders häufig vertreten in der Ausstellung. Wer es nicht weiß, kommt auch nicht darauf, dass nur zwei Aufnahmen vor Ort entstanden sind. Vom Winter ist wenig zu entdecken. Manches, was auf den ersten Blick nach einer Schneedecke aussieht, entpuppt sich beim zweiten als Landschaft unter Folie.

Sonnenuntergänge sind nicht zu sehen

Schöne Landschaften, wie man sie im Urlaub als Motiv sucht, Sonnenuntergänge, die sentimentale Stimmungen hervorrufen, sind nicht dabei. Um sie geht es aber auch nicht. Schöne Landschaften zu zeigen, war nicht Kreikenbohms Ziel. Ihm geht es um „Berührte Landschaften“ – „unberührte gibt es ja kaum noch irgendwo“, sagt der Freiberufler. Stimmung erzeugen die Fotografien dennoch. Sie berühren den Betrachter, der sich den Themen unter den Stichworten Industrie, Urban, Wege, Agrar, Wasser und Fremdes widmet.

Es geht nicht darum wo jemand herkommt, wo er hin will. Jeder Ort ist austauschbar. Deshalb würde Udo Kreikenbohm seine Werke anschließend gern auf die Reise schicken. Ein Buch mit seinen Fotografien ist im Klartext-Verlag erschienen. Interessenten können es für 14,95 Euro in der Ausstellung im Industriemuseum mitnehmen.