Gladbeck. Tafelchef Alfred Müller zieht die Reißleine und schließt die Gladbecker Tafel an der Bülser Straße in zwei Wochen. Dabei fehlt es der Einrichtung wahrlich nicht an Kunden. Es mangelt an Mitarbeitern, an ehrenamtlichen Helfern. Müllers Aufrufe nach Verstärkung blieben ungehört.

„Ab 1. September ist Schluss.” Alfred Müller, Gladbecker Tafelchef, gibt frustriert auf. Nicht etwa, weil es dem Laden an der Bülser Straße 145 an Kunden mangelt. Im Gegenteil: 420 kommen wöchentlich und versorgen sich mit Lebensmitteln. Mehr könnte die Tafel gar nicht versorgen und hat schon vor Monaten einen Aufnahmestopp verhängt. Auch finanziell hat der Verein keine Probleme. Spenden fließen reichlich, ein zweiter Wagen konnte jüngst mit Hilfe von Sponsoren angeschafft werden. Viel Unterstützung gab es in den letzten vier Jahren auch von der Stadt, Bürgermeister Ulrich Roland persönlich setzte sich für die Anliegen der Tafel ein.

Nein, daran liegt's also nicht. Es mangelt an Mitarbeitern, an ehrenamtlichen Helfern. Dass er auf seine Aufrufe kaum Angebote erhalten hat, das hat ihn sehr frustriert. Noch schlimmer aber: „Ich werde regelrecht beschimpft”, so Müller. Unter anderem wird ihm vorgeworfen, er würde keine Tafelkunden als Helfer beschäftigen. „Da stimmt einfach nicht, die meisten Helfer hier sind Kunden”, so Müller. Aber laut Vorgabe der Bundestafel, dem der Gladbecker Verein angeschlossen ist, sollen eben nicht nur eigene Kunden beschäftigt werden, sondern „es soll eine Mischung mit anderen Ehrenamtlichen sein.”

"Ein Knochenjob"

Dass die Arbeit für die Tafel nicht einfach ist, das weiß der Chef, in jeder freien Minute im Einsatz, selbst nur zu gut. „Ein Knochenjob” sei das Aussortieren der von den Supermärkten abgeholten Gemüse- und Obstkisten.

Das dürfte anderen Tafeln ebenso gehen. Die Personalprobleme der Gladbecker Tafel sind aber wohl einzigartig. „Ringsum”, so sagt es Müller selbst, „gibt es keine Probleme, Helfer zu finden”, da sei das Tafel-Ehrenamt gefragt.

Warum das in Gladbeck nicht so ist? Müller führt es auf die mangelnde Bereitschaft zurück, sich für Bedürftige zu engagieren. Dass aber auch der Ton im Gladbecker Tafelladen ein recht rauer sein kann, davon berichten ehemalige Helfer in den Internetforen. Hinzu kommt, dass der Verein seit seiner Gründung vor vier Jahren häufiger durch vereinsinterne Querelen von sich reden machte.

Wie auch immer: Müller zieht die Reißleine, schließt die Türen zum 1. September. Der Verein wolle in einer vierwöchigen Pause über das weitere Vorgehen nachdenken. Der Mietvertrag läuft ja weiter, auch die Fahrzeuge sind vorhanden. Eventuell kann man mit Nachbartafeln zusammenarbeiten und hier in Gladbeck nur noch eine Lebensmittelausgabe anbieten – ohne die aufwändige Arbeit der Beschaffung, so eine Idee.