Gladbeck. Zu viel Biomüll und zu wenige Helfer machen jedoch Probleme.
420 Kunden pro Woche – davon träumt so mancher Einzelhändler. Für die Gladbecker Tafel ist diese Kundenzahl fast schon ein Alptraum: „Wir haben immer mehr Kunden, aber nicht automatisch immer mehr Ware”, skizziert Tafelvorsitzender Alfred Müller das Problem. Deshalb gilt schon seit Monaten ein Aufnahmestopp – mehr als 420 Bedürftige, die an drei Tagen in der Woche Lebensmittel abholen, kann die gemeinnützige Einrichtung nicht versorgen.
Man müsse diese Zahl ja auch noch mal 2,5 nehmen, so Müller, denn in den meisten Fällen kauft jeder Tafelkunde nicht nur für sich allein, sondern für seine Familie ein.
Gerade jetzt im Sommer gibt es zudem ein zusätzliches Problem: Die Menge des Biomülls, den die Tafel produziert, macht dem Verein zu schaffen. Gut ein Drittel des von den Supermärkten an die Tafel abgegebenen Gemüses und Obsts muss vor der Ausgabe aussortiert werden, weil es bereits verfault ist. Das füllt die neun 240 l Biomüll-Tonnen, die vom ZBG zur Verfügung gestellt werden, schneller als sie im 14-tägigen Rhythmus abgeholt werden. Weder im Tafellager selbst noch draußen könne dieser Abfall aber liegen bleiben, betont Müller. Zusätzliche Biotonnen könnte er zwar bestellen, müsste dafür dann aber extra zahlen. Müller: „Runde 1000 Euro im Jahr.” Denn bei aller anerkannten Gemeinnützigkeit gibt es auch für die Tafel keine Ausnahme von der Gebührenregel. „Wie übrigens für Niemanden”, betont ZBG-Leiter Harald Hofmann. Das Gebührenrecht behandele jeden, ob Privatperson, Gewerbe oder Verein, gleich. Nun prüft die Verwaltung eine andere Lösung für das Problem.
Alfred Müller hingegen plagen noch weitere Sorgen. Nach wie vor mangelt es der Tafel an ehrenamtlichen Helfern, die beim Sortieren der gespendeten Lebensmittel helfen. Was, zugegebenermaßen, keine besonders schöne Arbeit ist, im Sommer noch unangenehmer als sonst. „Das ist ein richtiger Knochenjob”, weiß Müller, der neben der eigenen Berufstätigkeit jede freie Minute für die Tafel opfert.
Diese Hilfe ist nicht immer leicht, das Schicksal vieler Kunden kann „durchaus auf die Psyche gehen kann.” Wenn so mancher Außenstehende dann anmerkt, „die sollten doch alle 'mal arbeiten gehen”, „hört man besser gar nicht mehr hin”, so Müller.
Der Verein und die acht aktiven Mitarbeiter machen dennoch unverdrossen weiter. Hilfe kommt von vielen Seiten, nicht zuletzt auch von Sponsoren. Dank ihnen hat die Tafel seit kurzem ein zweites Fahrzeug, das durch Werbung finanziert wird. Diese rollende Werbefläche haben nun auch die Parteien (SPD und Grüne) entdeckt. Darauf werben dürfen sie, aber „wir sind parteipolitisch unabhängig”, betont Müller, passives SPD-Mitglied.