Gladbeck. . Zwei Mädchen, die in Gladbeck eine Fau am Geldautomaten bestohlen haben, sind auch in Recklinghausen aufgefallen. So lange sie unter 14 Jahre alt sind, muss die Polizei sie laufen lassen. Doch „Klau-Kinder“, die Bankkunden beim Geldabheben bedrängen, beschäftigen die Ermittler immer wieder.
Sie sehen jung, schmächtig und überhaupt harmlos aus. Doch „Klau-Kinder“, die Bankkunden beim Geldabheben blitzschnell angreifen, sorgen immer wieder für Aufsehen. Aktuell fahndet die Polizei in Recklinghausen nach zwei Mädchen, die diese Masche zuletzt in Gladbeck angewandt haben sollen. Nur: Selbst wenn sie die Mädchen schnappt, kann die Polizei wenig ausrichten gegen nicht strafmündige Kinder unter 14 Jahren.
Raubende Kinder scheint es immer wieder in regionalen „Wellen“ zu geben. Genaue Zahlen, wie häufig so etwas vorkommt, können weder das LKA noch die örtlichen Polizeibehörden nennen. Noch gut in Erinnerung ist aber eine Mini-Serie von Überfällen beim Abheben an Geldautomaten in Recklinghausen und selbst im beschaulichen Haltern in den Jahren 2010 und 2011. Noch aktuell ist das Vorgehen von „Klau-Kindern“ an von außen frei zugänglichen Automaten an der Hauptpost an der Martinistraße in Recklinghausen.
Vorsicht nach dem Eintippen der Geheimzahl
Die kriminelle Choreographie: Direkt nach dem Eintippen der Geheimzahl tauchen wie aus dem Nichts Kinder – oft Mädchen – auf. Der Kunde wird von einer Komplizin zur Seite geschubst, eine andere hebt von dem in diesem Moment entsperrten Konto einen möglichst hohen Betrag ab.
Ramona Hörst von der Pressestelle der Polizei: „Viele Menschen sind mittlerweile gewarnt und verhalten sich am Geldautomaten vorsichtig.“ Ein Fall aus Gladbeck zeigt, dass nicht nur Senioren betroffen sind. Am 8. Mai wurde mittags einer 40-jährigen Frau am Geldautomaten in einer Bank an der Feldhauser Straße trotz Gegenwehr Bargeld geraubt – von aggressiven Mädchen.
Tipps der Polizei
Lungert jemand oder auch mehrere Personen am Automatenraum eines Geldinstitutes herum, sollte man lieber einen anderen Standort aufsuchen, so die Polizei.
Nähern sich unbekannte Personen, sollte man sie deutlich auffordern, Abstand zu halten. Werden Verdächtige aufdringlich, auf den „Abbrechen“-Knopf drücken.
Sollte es zu einem Überfall und/oder einem Bargeld-Raub kommen, auf jeden Fall über den
Notruf 110 die Polizei benachrichtigen.
Laut LKA werden viele der Kinder, die häufig aus Südosteuropa stammen, von ihren Familien oder anderen Hintermännern auf Beutezug geschickt. Sie seien selbst Opfer. Zwar hatte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) 2013 angekündigt, dass die NRW-Polizei gezielt gegen Drahtzieher und Organisationen vorgehe.
Das sei aber schwierig, erklärt LKA-Mann Scheulen. „Es scheitert meist schon daran, Erziehungsberechtigte zu finden.“ Hintermänner seien so nicht zu ermitteln. Werden Kinder geschnappt, nimmt die Polizei sie in Gewahrsam. Sind Eltern nicht zu erreichen, werden die Kinder dem Jugendamt übergeben und in eine Jugendschutzstelle gebracht. Oft flüchten sie binnen Stunden.
„Wir kommen fast nie an sie ‘ran“, sagt Helga Erlbruch, Leiterin einer Jugendschutzstelle in Dortmund. Nur vereinzelt nähmen die Kinder Angebote an. „Es kann durchaus sein, dass die Kollegen am nächsten Tag wieder die gleichen Täter fassen“, sagt LKA-Sprecher Scheulen.