Gladbeck. . Mit Sorge und Mitgefühl blicken viele Menschen in Gladbeck in die Türkei. Viele Bergmänner werden nach dem Grubenunglück in Soma noch immer vermisst. „Es ist eine Katastrophe“, sagt die türkischstämmige Bergarbeitertochter und Unternehmerin Güler Kilincarslan. Gern würde sie helfen.

Es ist eine Katastrophe. Mindestens 282 Bergleute hat das Grubenunglück im türkischen Soma das Leben gekostet, rund 120 Menschen wurden am Donnerstag noch immer vermisst. Das Schicksal der Bergmänner, das Leid der Angehörigen, die Wut über Unternehmer, die den Arbeitsschutz vernachlässigen – diese Themen bewegen die Menschen in Gladbeck.

Per Facebook erfuhr Güler Kilincarslan vom Unglück im Westen der Türkei. „Das hat uns sehr betroffen – wir leben ja hier in Deutschland im Ruhrgebiet. Mein Vater war auch Bergmann“, erzählt die Geschäftsfrau, die einen türkischen Supermarkt an der Horster Straße in Brauck leitet. Im türkischen Fernsehen verfolgt sie seither die Entwicklungen.

„Was nützt das Geld, wenn das Leben nicht zu kaufen ist“, fragt Güler Kilincarslan.
„Was nützt das Geld, wenn das Leben nicht zu kaufen ist“, fragt Güler Kilincarslan. © WAZ FotoPool

„Es ist eine Katastrophe. Es sind ja nicht nur ein paar Menschen“, sagt die 43-Jährige. Sie vermutet, dass mehr Bergleute vermisst werden, als bisher bekannt gegeben wurde. „Da arbeiten 300 bis 400 Leute pro Schicht – und als das Unglück geschah, war gerade Schichtwechsel, die Menschen standen gewissermaßen im Stau“, sagt sie – laut türkischem Energieminister Taner Yildiz waren 787 unter Tage, als ein Trafo explodierte.

Schockiert von den Bildern im Fernsehen

„Ich denke, die Sicherheitsvorkehrungen sind in Soma nicht richtig getroffen worden“, sagt die Geschäftsfrau, deren Familie, wie viele andere Gladbecker Einwanderer, aus

„Da zählt nur der Profit, Sicherheit kommt erst an zweiter Stelle,“ glaubt  Nasri Kilincarslan.
„Da zählt nur der Profit, Sicherheit kommt erst an zweiter Stelle,“ glaubt Nasri Kilincarslan. © WAZ FotoPool

dem Dorf Zongdulak an der Schwarzmeerküste stammt. „Ich habe direkt gedacht, das hätte verhindert werden können“, sagt ihr Sohn Nasri (21). Er habe durch einen Kollegen vom Grubenunglück erfahren und sei zutiefst schockiert gewesen, als er die ersten Bilder gesehen habe. Der Arbeitsschutz in der Türkei sei nicht besonders gut, meint er. „Da zählt nur der Profit, Sicherheit kommt erst an zweiter Stelle.“

„Aber so etwas kann hier ja auch passieren – eine Freundin verlor ihren Vater bei einem Unglück auf Zeche Nordstern“, gibt Güler Kilincarslan zu bedenken.

Um zu helfen, würde sie gern Geld spenden. Sie hofft, dass den Familien durch Versicherungsgeld geholfen werden kann. Das Leid würde solche Hilfe jedoch nur lindern: „Was nützt das Geld, wenn das Leben nicht zu kaufen ist.“

Bürgermeister Roland sprich Beileid aus

Gladbecks Bürgermeister Ulrich Roland spricht den Menschen in Soma sein tiefes Beileid aus: „Mit Trauer und Bestürzung verfolgen wir die dramatischen Bilder der Tragödie aus der türkischen Bergarbeiter-Stadt Soma, die so viele Menschenleben gefordert hat. Wir in Gladbeck wissen aus unserer Vergangenheit nur allzu gut, was es bedeutete, wenn der Vater oder der Ehemann „unter Tage“ arbeitete. In dieser schweren Stunde sind unsere Gedanken bei den Familien, die ihre Angehörigen verloren haben. Gleichzeitig hoffen wir von ganzem Herzen auf die Rettung der noch eingeschlossenen Kumpel. “