Gladbeck. . Der neue Bürgermeister von Gladbecks türkischen Partnerstadt Alanya ist Mitglied der nationalistischen Partei MHP, der „Grauen Wölfe“. Sowohl die Stadt Gladbeck als auch der Freundeskreis Gladbeck-Alanya betonen aber, die Freundschaft der Städte sei nicht politisch, sondern bürgerschaftlich geprägt.

Die Menschen in Gladbecks türkischer Partnerstadt Alanya haben gewählt. Neuer Bürgermeister ist Adem Yücel von der MHP (Milliyetçi Hareket Partisi), zu deutsch: Partei der Nationalistischen Bewegung. Eine rechtsgerichtete Partei, die auch unter dem Namen „Graue Wölfe“ bekannt ist. In Deutschland werden ihre Anhänger wegen rassistischer und antisemitischer Tendenzen vom Verfassungsschutz beobachtet, zahlreiche Straftaten werden ihnen zugeschrieben.

Wird der Rechtsruck in Alanya Konsequenzen für die Städtepartnerschaft mit Gladbeck haben? Der Freundeskreis Gladbeck-Alanya hat dem neuen Stadtoberhaupt bereits in einem Brief gratuliert. Darin bringen die unterzeichnenden Müzeyyen Dreessen und Wolfgang Röken den Wunsch zum Ausdruck, dass Yücel die Partnerschaft zwischen den Städten fortführen möge.

Stadt betont bürgerschaftlichen Charakter der Freundschaft

Kurden werden als Terroristen bezeichnet

In einer Broschüre beschreibt das NRW-Innenministerium das Feindbild der Grauen Wölfe.

Dazu zählen ethnische Gruppen wie Kurden, Griechen und Armenier, aber auch religiöse Gemeinschaften wie Juden oder Christen.Hauptfeinde seien die Kurden, sie würden pauschal als Terroristen und Verräter angesehen und entsprechend diffamiert.

Wie genau die Zusammenarbeit mit einem rechtsgerichteten Bürgermeister aussehen könnte, darüber will sich Wolfgang Röken Ende Mai selbst ein Bild machen, wenn er mit der städtischen Delegation zum Stadtfest nach Alanya reist. Ein pauschales politisches Urteil möchte der Sozialdemokrat nicht fällen, „zunächst einmal sind die Wahlen zu akzeptieren“, sagt er. Die Reise nach Alanya wolle er nutzen, die Beweggründe der Bürger zu verstehen, mit türkischen Freunden zu sprechen, die mit der MHP nichts zu tun haben – und mit Adem Yücel ins Gespräch zu kommen: „Mal sehen, was er mir sagt.“ Der ehemalige Landtagsabgeordnete und Ehrenvorsitzende der Parlamentariergruppe NWR-Türkei betont: „Nur, wenn man im Gespräch bleibt, kann man auch politische Meinungen austauschen.“

Auch die Stadtverwaltung gibt sich zurückhaltend. Yücel sei „im Grunde ein demokratisch gewählter Bürgermeister“, so Christiane Schmidt vom städtischen Pressebüro. Ob Bürgermeister Ulrich Roland die Gladbecker Delegation Ende Mai nach Alanya begleite, stehe noch nicht fest – dies hänge allerdings mit der hiesigen Kommunalwahl zusammen, nicht mit der Wahl in Alanya. Schmidt weiter: „Die Städtepartnerschaft lebt ohnehin nicht vom Austausch der Politik, sondern vom Engagement der Bürger.“