Gladbeck.
Drei Monate nach dem schweren Zugunglück in der Nähe des Bahnhofs West rückte die Feuerwehr am Montag noch einmal zum Unfallort aus. Einer der beschädigten Kesselwaggons, der seit dem Zusammenstoß der zwei Güterzüge auf einem Abstellgleis stand, musste vor seinem Abtransport restlos entleert werden. Etwa 2000 Liter des Flüssiggases Propen wurden abgefackelt. Über Stunden, bis in den Abend, war die Feuersäule weithin sichtbar.
Sachverständiger Friedhelm Callehn, der die Arbeiten vor Ort beobachtete, hatte festgestellt, dass die Wand des Kesselwagens (15 mm stark) eine 10 mm tiefe und 15 cm lange Kerbe hat. „Das wäre gefahrgutrechtlich nicht in Ordnung, den Zug mit den Reststoffen abzuschleppen.“ Daher hat er in einem Gutachten die komplette Entleerung angeraten.
Feuerwehrchef Josef Dehling ergänzte: Es bestünde die Gefahr, dass der Tank an dieser Stelle aufplatze. „Wenn das Gas unkontrolliert austritt, besteht Explosionsgefahr. Deshalb muss der Tank vor dem Transport komplett zwangsentleert werden.“
Bis zu drei Meter hoch schlugen die Flammen
Der Güterzug mit dem brennbaren Flüssiggas an Bord war nicht beladen, als er Ende Oktober einem Kohletransporter in die Seite fuhr. Ein „Bodensatz“ des Gefahrguts bleibt allerdings nach dem Entladen immer in den Kesselwagen zurück. 60.000 Liter fasst der doppelwandige Waggon, 2000 Liter waren es zum Unglückszeitpunkt noch.
Fünf Feuerwehrleute der Werksfeuerwehr Evonik im Chemiepark Marl, Spezialisten für derartige Arbeiten, fackelten das Propen mit Hilfe einer mobilen Fackel ab. Per Spezialschlauch wurde das Gas vom Kesselwagen abgepumpt und „langsam, ganz langsam abgefackelt“, so ein Sprecher der Werksfeuerwehr.
Zweieinhalb, drei Meter hoch schlugen die Flammen auf dem Hof der „Maxi-Garagen“ an der Möllerstraße, wo die mobile Fackelanlage stand. Vom Bahnhof West, aber auch von der Europabrücke war das Schauspiel zu beobachten. Flammen und der wenige Rauch, der aufstieg, waren für die Anwohner in Schultendorf nicht gefährlich, hieß es.
Laut Stadtverwaltung gab es keine Beschwerden. Die Feuerwehr sicherte die Arbeiten rundum ab, hatte auch vorsichtshalber Wasserwerfer rund um den Kesselwagen postiert.
Nächste Woche wird der havarierte Kesselwagen abgeschleppt und danach verschrottet. Zwei weitere beschädigte Kesselwagen, die auch auf dem „toten Gleis“ stehen, müssen nicht entleert werden und werden zur Reparatur gebracht.
Beeinträchtigungen des Zugverkehrs gab es keine, teilte die Bahn auf Anfrage mit.
Zugführer ist immer noch im Krankenhaus
Das Zugunglück hatte sich am 26. Oktober, einem Samstag, ereignet. Der „nicht beladene“ Gefahrgutzug mit den Kesselwaggons war in einen entgegen kommenden Kohlenzug gefahren. Er hatte trotz Rotlichts nicht gehalten – die Bremsen hatten versagt.
Der bei dem Unglück schwer verletzte Zugführer des Tankzuges der Mohnheimer Bahnen ist noch immer im Krankenhaus. Er war aus dem künstlichen Koma erwacht und auf dem Weg der Besserung, wurde aber offenbar wieder ins Koma versetzt.