Gladbeck. . Mit Chipkarten und kontrolliertem Einstieg hab die Gladbecker Verkehrsbetriebe die Zahl der Schwarzfahrer gesenkt. Trotzdem beläuft sich der jährliche Einnahmeausfall auf 450.000 Euro. Wie schwer die Arbeit gegen da Schwarzfahren ist, zeigt eine Rundfahrt mit zwei Kontrolleuren durch Gladbeck.
450.000 Euro gehen der Vestischen pro Jahr durch die Lappen. Schuld sind Schwarzfahrer. Dabei ist die Quote im Bereich des Verkehrsunternehmens denkbar gering. Laut Norbert Konegen, Sprecher der Vestischen, liegt sie gerade einmal bei einem Prozent. Das bedeutet: Unter 100 Fahrgästen versucht es einer ohne gültigen Fahrschein.
Diesen Einen aus der Menge herauszufinden, ist der Job der Kontrolleure. Wie viele es davon bei der Vestischen gibt, mag Konegen aus taktischen Gründen lieber nicht sagen. Im Unternehmen sind die Kontroll-Jobs „soziale Arbeitsplätze“ für Männer und Frauen, die aus Gesundheitsgründen aus dem Fahrdienst ausscheiden mussten.
Kontrolle im Schichtdienst
Einer davon ist Bernd A. (53). Gemeinsam mit Kollege Peter S. (60) geht er auf Tour, „im ganzen vestischen Gebiet“. Ihre Namen möchten beide lieber nicht in der Zeitung lesen – Kontrolleure sind nicht besonders beliebt. Sie arbeiten im Schichtdienst, „auch sonntags“. Immer mit dabei haben sie ihre elektronischen Prüfgeräte, um Chipkarten auszulesen.
Kontrollierten Einstieg in Gladbeck getestet
Gladbeck war vor elf Jahren die erste Stadt im Bereich der Vestischen, in der der „kontrollierte Einstieg“ eingeführt wurde. „Die Schwarzfahrerquote ist damals sofort auf ein Prozent gesunken“, so Norbert Konegen.
Im April 2011 wurde, ebenfalls zunächst in Gladbeck, die Elektronische Fahrausweis-Kontrolle eingeführt.
Die meisten Passagiere in die Linie 259 greifen routiniert in ihre Taschen, als die beiden Männer in der blauen Uniform am Oberhof einsteigen, zücken Plastikkarte und Ausweis. Die Chipkarten tragen großen Anteil an der geringen Schwarzfahrerquote – sie sind schwer zu fälschen. Auch der „kontrollierte Einstieg“ beim Busfahrer zeigt Erfolge. „Als wir den 2002 einführten, ist die Quote sofort auf ein Prozent gesunken“, sagt Konegen – um die Jahrtausendwende habe sie zwischen acht und zehn Prozent gelegen.
„Das hat mir keiner gesagt, davon wusste ich nichts“
Betrüger gibt es trotzdem. Besonders mit Papiertickets versuchen sie ihr Glück , „zeigen dem Fahrer ein leeres Feld und drehen das Ticket dann beim Abstempeln einfach um“, führt Konegen ein Beispiel an. Einer habe ihm mal ein halbes Ticket vorgezeigt und behauptet, der Hund habe den Rest gefressen, erzählt Bernd A.. Andere halten sich nicht an die Tarifzonen. Manche Ausreden kennen die Männer auswendig. „Das hat mir keiner gesagt, davon wusste ich nichts“, zählt Peter S. auf.
Wer beim Schwarzfahren erwischt wird, muss mit 40 Euro Bußgeld rechnen. Wie die beiden Frauen, die noch schnell die 259 verlassen wollen, als sie die Kontrolleure erkennen. „Ihre Fahrkarte bitte“, fordert Peter S.. Das vorgezeigte Papier ist ungültig. Nach kurzer Diskussion zeigen die Frauen ihre Ausweise, beide stammen aus Rumänien, beide landen als EBE-Fall (Erhöhtes Beförderungs-Entgelt) in den Taschencomputern. Den typischen Schwarzfahrer gebe es nicht, sagt Bernd A. „Wir haben alles querbeet, von acht bis 90, vom Punk bis zur Professorengattin.“