Gladbeck. . Nur zwei Meter trennen ihr Haus und die Bushaltestelle vor dem Fenster. Lärm und Verunreinigung stören Familie K. von der Brauckstraße seit langem. Sie bringt ihr Anliegen seit 2006 in Bürgermeistersprechstunden vor. Die Stadt Gladbeck aber findet keine Lösung und erteilte Familie K. eine endgültige Absage.
Der Bus hält direkt vor der Tür – das mag manchem geradezu ideal erscheinen. Für Familie K. von der Brauckstraße ist die Nähe der Bushaltestelle hingegen alles andere als das. Zwei Meter misst der Abstand von der Busbucht zu ihrer Hauswand und zum Eingang. Viermal in der Stunde hält eine der Linien Nr. 253 und 260 vor dem Haus, nachts sammelt der Nachtexpress Spätheimkehrer auf oder lässt sie dort aussteigen.
Die Haltestelle direkt vor der eigenen Haustür bringt noch andere unschöne Begleiterscheinungen mit sich. Jugendliche sitzen im Hauseingang und lassen sich ungern vertreiben, Fahrgäste pinkeln in der Hofeinfahrt an die Wand, nachts lärmen Betrunkene . . .
Davor betrug der Abstand immerhin vier Meter
Das alles ist kein neues Problem, seit 2006 bemüht sich die Familie K. um Abhilfe. Sie hat ihr Anliegen mehrere Male in Bürgermeistersprechstunden vorgebracht, zwei Vor-Ort-Termine mit der Stadt und der Vestischen hat es gegeben, auch Bürgermeister Ulrich Roland hat sich um eine Lösung bemüht. Ergebnis: Es findet sich keine. Weder könne die Haltestelle verlegt werden noch die Busbucht, die es erst seit Mitte 2000 gibt, zurück gebaut werden, heißt es. Davor betrug der Abstand vom Haus zum Bus immerhin vier Meter. Seit letztem Jahr hat sich das Problem durch den Wegfall der Haltestellen an Ufer- und Emscherstraße verschärft, noch mehr Fahrgäste nutzen die Haltestelle an der Brauckstraße. Und seit der Pkw-Parkplatz in der Busbucht weggefallen ist, fahren „die Busse mit noch mehr Schwung rein“, sagt Joshoa K.
Das führte zu einem erneuten Gesprächstermin mit der Stadt, die bisher stets mit viel Verständnis reagiert hatte. Diesmal jedoch holte sich Doris K. von Bürgermeisterbüroleiter Michael Chlapek eine klare Abfuhr. Man könne nichts tun, werde dieses Thema nun zu den Akten legen, und die Familie solle sich mit dieser Angelegenheit nicht mehr in der Sprechstunde melden, beschied er in „schulmeisterlichem Ton“, so empfand es Doris K.
Womit das Thema nun öffentlich wird, denn dieser Umgang und das „Hausverbot“ hat die Familie empört. Sie schilderte ihr Problem in einem Brief an alle Ratspolitiker. Im Bau- und Planungsausschuss nahm die Verwaltung zu der Problematik nun Stellung. Tenor: „Eine Veränderung ist nicht möglich.“
Interesse der Öffentlichkeit
Eine dicke Akte füllt das Thema Bushaltestelle Brauckstraße bereits, zeigte Abteilungsleiter Thomas Ide vom Planungsamt im Bauausschuss. „Wir haben versucht, sachgerecht damit umzugehen, aber irgendwann muss akzeptiert werden, dass es keine Lösung gibt“, erklärte er mit Hinweis darauf, dass es in dieser Situation eine „gewisse Eskalation“ gegeben habe. Vor Jahren habe man angeboten, ein Wartehäuschen einzurichten, um die Belästigung vor der Haustür zu reduzieren, darauf sei die Familie nicht eingegangen. Jetzt gebe es kein Geld mehr dafür. Im WAZ-Gespräch widerspricht Doris K. dieser Darstellung: Das sei nur als eine vage Möglichkeit in Aussicht gestellt worden.
„Es ist immer eine schwierige Situation, wenn sich eine Haltestelle vor einer Haustür befindet“, gibt Norbert Konegen, Pressesprecher der Vestischen, zu bedenken. Gerade in verdichteten Wohnbereichen und mit einer älter werdenden Bevölkerung seien Haltestellen jedoch von öffentlichem Interesse. Im Durchschnitt betrage der Abstand zwischen zwei Haltepunkten 300 bis 350 Meter. (An der Brauckstraße beträgt der Abstand zwischen den Haltestellen für die Linien jeweils ca. 500 Meter). Ebenso sei von öffentlichem Interesse, dass eine Busbucht nicht zugeparkt werde. Der Bus müsse gerade an den Bordstein fahren können, damit die Fahrgäste sicher aussteigen können.