Gladbeck. . Hinter einem vermeintlich lokalen Schlüsseldient in Gladbeck verbarg sich eine Firma aus Altenessen. Die Hilfe kostete Monika Brix 960 Euro. Die Gladbeckerin hat jetzt Anzeige erstattet. Ihr Anwalt bezeichnet das Geschäftsmodell als “sittenwidrig“. Hinter scheinbar lokalen Unternehmen verbergen sich häufig Callcenter.
Diesen Samstag Abend im Februar wird Monika Brix so schnell nicht vergessen. Entnervt stand sie nach 20 Uhr vor ihrer verschlossenen Wohnungstür, die sich mit dem Schlüssel nicht öffnen ließ. Also blieb nur, die Nachbarin um Hilfe zu bitten und bei ihr einen Schlüsselnotdienst anzurufen.
Das war auch kein Problem: Im Gladbecker Telefonbuch stehen die Schlüsseldienste gleich seitenweise, ‘mal mit einer 0180er Nummer, ‘mal mit einer Gladbecker Telefonnummer und Adresse. Monika Brix entschied sich für den Dienst, der als Adresse die Hermannstraße 100 angab. „Das ist ja gleich um die Ecke“, dachte sie. Die beiden Männer, die eine halbe Stunde später erschienen, kamen allerdings aus Altenessen.
Männer verlangten fast 1000 Euro
Monika Brix wunderte sich zwar, aber es war ja auch Samstag Abend „und ich war so aufgeregt“. Das defekte Schloss wurde ausgebaut und ersetzt und am Ende präsentierten die Türöffner die Rechnung: 960 Euro, sofort zu zahlen. Monika Brix wurde stutzig, zahlte aber und unterschrieb die Rechnung. „Ich hatte Angst, mich mit den Männern anzulegen. Wer weiß, wie sie reagiert hätten“, erklärt sie.
Montags drauf ging sie jedoch zum Anwalt, dem nur ein Wort dazu einfiel: „Sittenwidrig“, und dem Unternehmen in Essen ein Schreiben schickte. Eine Antwort erhielt er nicht, auch nicht nach dem vierten Schreiben. Nun hat Monika Brix Anzeige erstattet wegen Wucher und hofft, dass auf diesem Wege das Unternehmen reagiert, beziehungsweise überhaupt ermittelt wird. Auf der Rechnung steht zwar eine Adresse, aber auch ein Hinweis zur Firmensituation: i. G., das heißt in Gründung.
Hinter lokalen Adressen verbergen sich Subunternehmen und Callcenter
Dietmar Weber, Inhaber der Gladbecker Firma „Haussicherheitstechnik Weber“, wundert das nicht. Schwarze Schafe gibt es in der Branche zuhauf. Deren Geschäftsmodell funktioniere nur mit Wucherpreisen, weiß er. Diese Schlüsseldienste stehen zwar in lokalen Telefonbüchern mit scheinbar lokalen Adressen, in Wirklichkeit verbergen sich dahinter jedoch Subunternehmer und Callcenter, die sich den Service teuer bezahlen lassen. Das Geld holen die Dienste sich dann über erhöhte Preise rein - und machen ihr Geschäft mit der Not der Leute.