Gladbeck. Das Kinderheim St. Agnes möchte das Arme-Kinder-Image loswerden. Allein das Wort Kinderheim sorge für Angst bei Eltern und Kindern, sagt Geschäftsführer Thomas Kurth. Deshalb hat es ab sofort einen neuen Namen.

Sie möchten nicht isoliert sein, nicht vorverurteilt werden. Doch leider stoßen die Bewohner des Kinderheimes St. Agnes immer wieder auf diese Barrieren. Hindernisse, die zumindest in den Köpfen der Menschen bestehen. Wenn die Kinder etwa mit dem Auto des Heimes irgendwo vorfahren, bekommen sie einen entsprechenden gedachten Stempel aufgedrückt. „Arme Kinder“ könnte der heißen oder auch „Problemkinder“. „Wir wollen weg vom diesem Image“, sagt Geschäftsführer Thomas Kurth. Deshalb wird aus dem Kinderheim St. Agnes ab sofort „junikum“.

„Der Name Kinderheim löst Angst aus“, sagt Kurth, „bei Kindern und Eltern.“ Das erschwere die Arbeit sowohl im Heim als auch bei der mobilen Betreuung in den Familien. Vor einem Jahr habe sich der Aufsichtsrat deshalb entschieden, einen neuen Namen zu suchen. Seit Dienstag ist „junikum“ offiziell eingetragen. „Es soll eine Marke sein, ein Name mit einer gewissen Wertigkeit“, sagt Kurth. 15 000 Euro nimmt der Träger, die Katholische Kirchengemeinde St. Josef in Oer-Erkenschwick, dafür in die Hand. Eine Agentur wurde beauftragt, Logos müssen auf Briefköpfen, auf den Firmenwagen und Türschildern ersetzt werden.

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Von DerWesten

Junikum stehe für Jugendliche, für ein Unikum, das Einzigartige, für jedes Kind mit seinen individuellen Problemen, das behandelt wird. Auch der Drehwürfel als neues Symbol hat eine Bedeutung: „Er zeigt, dass viel durcheinander geraten ist bei den Familien und wir dabei helfen, das wieder zurückzudrehen.“

Schließlich seien die Probleme in den Familien ein Produkt dieser Gesellschaft, sagt Kurth. Und das scheint immer größer zu werden. Denn obowhl die Kinderzahlen durch den demografischen Wandel sinkt, bleibt die Zahl der Heimunterbringungen auf gleich bleibend hohem Niveau, so Kurth.

Dieser Trend wird durch eine Namensänderung nicht besiegt werden können, gekämpft wird aber gegen das althergebrachte Image. So habe ihn eine junge Frau vor nicht allzu langer Zeit gefragt, wo denn die Gitterstäbe vor den Fenstern seien, erzählt Kurth. Diese Barrieren sind schon sehr lange abgeschafft und die im Kopf, so hofft er, sind durch den neuen Namen bald auch nicht mehr da.