Gladbeck.
Auf einmal scheint alles rasend schnell zu gehen. Vor wenigen Wochen erst die Grundsteinlegung. Jetzt, am Freitag, das Richtfest für die beiden neuen Häuser des Kinderheims St. Agnes an der Bottroper Straße.
Für die Jungen und Mädchen allerdings, könnte die Zeit noch schneller fliegen. Sie sitzen quasi schon auf den gepackten Umzugskartons im alten Heim an der Gildenstraße. Bis zu den Sommerferien allerdings müssen sie sich wohl noch gedulden. Dann aber sollen die Umzugswagen anrollen.
Jetzt wurde erst einmal gefeiert an der Bottroper Straße. Zum Richtfest hatte das Team der Kinderheimleitung die künftigen Nachbarn, Freunde, Vertreter der Stadt, der Politik eingeladen. Viele Erwachsene. Dennoch: Ganz eindeutig im Mittelpunkt an diesem Vormittag standen die jungen künftigen Bewohner der beiden Häuser. Sie hatten für diesen großen Anlass sogar extra ein bisschen früher die Schule verlassen dürfen, um bloß keine Minute von „ihrem“ Richtfest zu verpassen.
Mit gelben Kappen auf den Köpfen, roten T-Shirts und dicken Arbeiterhandschuhen an den Händen strömten sie gemeinsam mit ihren Betreuern und einigen Eltern auf die Baustelle. Alles kleine und größere „Bob, der Baumeister“, die nur zu gerne selbst mit gemauert und gezimmert hätten. Was aber natürlich auf einer großen Baustelle nicht möglich ist, das haben die Heimkinder aber immerhin an der Gildenstraße im kleinen Maßstab nachgebaut: jeden Stein, der an der Bottroper Straße auf den anderen gesetzt wurde, bauten die Heimkinder an einem kleinen Lego-Modell mit. Nun sind beide Häuser fast fertig. „Ein tolles Gefühl“, wie auch der Geschäftsführer von St. Agnes, Thomas Kurth betonte, bevor er dann unter dem Applaus der Besucher und mit Hilfe der Zimmerleute den letzten Nagel in den Dachbalken schlug.
In jedem der beiden Häuser gibt es eine große Küche und ein geräumiges Wohnzimmer. Darüber hinaus haben die Jungen und Mädchen natürlich auch ein eigenes kleines Reich. Es gibt Zimmer für Notfälle, wenn Kinder oder Jugendliche rasch untergebracht werden müssen. Und zudem ist in beiden Häusern ein Appartement eingerichtet, in dem ältere Jugendliche schon mal das Leben allein austesten können. Und im großen Garten -insgesamt umfasst er 1400 Quadratmeter - ist jede Menge Platz zum Toben, Spielen und Grillen.
Mehr zum pädagogischen Konzept verriet der pädagogische Bereichsleiter Thomas Reil. Ziel aller Bemühungen sei es, den Kindern eine Rückkehr in ihre Familien zu ermöglichen. „Wir wollen also Familie nicht ersetzen, sondern sie durch unsere Arbeit ein Stück begleiten.“ Nur im äußersten Notfall sei das Heim auf Dauer Ersatz für ein Leben bei den Eltern.
In den neuen Räumen an der Bottroper Straße, so Reil, sei genügend Platz vorhanden für jede Menge Miteinander. Aber auch Raum, sich zurückzuziehen und Zeit für sich zu genießen. Die Jungen und Mädchen fiebern schon jetzt dem Umzugstermin den Sommerferien entgegen.