Gladbeck. Für eine Session ist die Gladbeckerin Andrea Spangenberg Prinzessin Andrea I. Was das Amt ihr alles abverlangt und was sie es sich kosten lässt.
Einmal im Leben Prinzessin sein. Ein wohl ebenso weit verbreiteter wie unerfüllbarer Wunsch, wenn man nicht gerade aus der richtigen Familie stammt oder im Alltag Gelegenheit hat, mit den Thronfolgern liberaler Königshäuser anzubandeln. Außer natürlich an Karneval, wenn die Welt Kopf steht und die Regierenden einen Kopf – oder eine Krawatte – kürzer gemacht werden und die Regierten für kurze Zeit selbst das Zepter in die Hand nehmen.
Andrea Spangenberg (Andrea I.) vom Karnevalsclub Wittringer Ritter 1998 ist die Prinzessin der aktuellen Gladbecker Session. Ihr zur Seite thront Werner I., der auch im richtigen Leben ihr Mann ist. Wir haben Andrea Spangenberg gefragt, wie man sich das Leben als Prinzessin für eine Session vorzustellen hat.
„Mein Tag geht um sechs Uhr morgens los.“
Der Terminplan von Prinzessin Andrea I. ist pickepackevoll, und das schon seit Monaten. Seit dem 11. November sei sie jedes Wochenende unterwegs gewesen. Einladung um Einladung zu Prinzenproklamationen in der Region. Klar: Der Adel pflegt bekanntlich seine Netzwerke und bleibt gern unter sich. Nach einer kurzen feiertagsbedingten Verschnaufpause im Dezember geht es Anfang Januar dann gleich weiter, bevor im Februar die eigentliche heiße Phase beginnt mit Terminen in den Kindergärten und Seniorenheimen.
„Mein Tag geht um sechs Uhr morgens los. Dann muss erstmal der Hund vor die Tür. Der Alltag muss schließlich auch weiter gehen. Für das Anlegen des Ornats brauche ich ungefähr eine Dreiviertelstunde, fürs Schminken noch einmal so lange.“ Und dann darf bloß nichts drankommen an das edle Gewand, es gibt nämlich nur eins. „Man muss immer aufpassen. Wenn man isst, trägt man einen großen Schlabberlatz“, erklärt die Prinzessin.
Orden und Ornat zahlt die Prinzessin aus eigener Tasche
Besser ein Schlabberlatz als ein Senffleck im Ornat, das mit einem kleinen vierstelligen Betrag, wie die Prinzessin verrät, auch nicht ganz billig ist. Vor allem aber ist es unersetzbar. Deswegen würde Prinzessin Andrea I. das Erinnerungsstück auch „im Leben nicht verkaufen“. Gleiches gälte für die ihr und ihrem Mann verliehenen Orden. Für die sei schon ein gerahmter Ehrenplatz im Wohnzimmer reserviert. Man ist schließlich nur einmal im Leben Karnevalsprinzessin und -prinz.
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Die Orden, die mit anderen Potentaten getauscht werden, schlügen noch einmal mit einigen Tausend Euro zu Buche. Unterm Strich käme ein „etwas größerer als mittlerer vierstelliger Betrag“ zusammen. Das Wurfmaterial, immerhin eine halbe Garage voll, käme dagegen größtenteils von Spendern. „Man muss auch ein bisschen Türklinken putzen“, sagt Prinzessin Andrea I.
Für die heiße Phase im Februar hat sich die gerade erst in den Karnevalsverein eingetretene Gladbeckerin Urlaub genommen und obwohl ihr das Amt einiges abverlangt – gerade gestern sei sie nach einem vollen Tag im Sitzen eingeschlafen – sagt Prinzessin Andrea I. bestimmt und mit Nachdruck: „Ich bereue unsere Entscheidung keine Sekunde.“ Und weg ist sie zum nächsten Termin.