Gladbeck/Recklinghausen. Im Kreistag hat sich die Linksfraktion aufgelöst, Ratsfraktionen mehrerer Städte laufen über zum Bündnis Sahra Wagenknecht – und in Gladbeck?
Politisches Beben im Recklinghäuser Kreistag: Die dreiköpfige Fraktion der Linken ist zum Jahreswechsel aus der Partei ausgetreten und will sich fortan Sahra Wagenknecht anschließen. Weil sich das neue Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) als Partei aktuell noch im Aufbau befindet, hatten sich die Abgeordneten vorerst zur „Fraktion für Vernunft und Gerechtigkeit im Kreistag Recklinghausen“ zusammengeschlossen, wie die Recklinghäuser Zeitung zuerst berichtete. Am Wochenende wählte der Kreisverband der Linken dann einen neuen Vorstand.
Auflösungserscheinungen auch auf kommunaler Ebene: Die Ratsfraktionen und -gruppen der Linken in Datteln, Waltrop und Castrop-Rauxel sind ebenfalls Geschichte. Auch deren Mitglieder wechseln die Partei. Stellt sich die Frage: Wackelt jetzt auch die linke Ratsfraktion in Gladbeck?
Ist Die Linke in Gladbeck bald Geschichte?
Die wird momentan von Herbert Böhler und dem Fraktionsvorsitzenden Rüdiger Jurkosek vertreten. Jurkosek versichert, die Linksfraktion in Gladbeck sei stabil und der Stadtverband könne auch keine Austrittswelle verzeichnen. Auf die Zukunft des BSW in der Region angesprochen, sagt er: „Potenzial sehe ich da nicht in Gladbeck, auch auf Kreisebene nicht.“ Dafür sei der Kurs des BSW zu populistisch, das Bündnis zu wenig an Problemlösungen orientiert.
Von den Ereignissen im Recklinghäuser Kreistag zeigt er sich mäßig überrascht. Die Linke sei eben eine „relativ pluralistische Partei“, räumt Jurkosek ein und spielt damit auf die parteiinternen Grabenkämpfe an, die auf Bundesebene jahrelang nicht allein, am prominentesten aber von Sahra Wagenknecht befeuert wurden. „Man ist natürlich etwas enttäuscht über Kollegen, mit denen man jahrelang zusammengearbeitet hat“, so Jurkosek weiter.
Auch interessant
„Themen, die die Menschen nicht interessieren“
Eine unter ihnen ist Petra Willemsen, zuletzt Vorsitzende des Stadtverbands in Datteln, die zu ihrem Parteiaustritt der Recklinghäuser Zeitung gegenüber angab, Die Linke befasse sich mit „Themen, die die Menschen nicht interessieren.“ Jurkosek glaubt das nicht: Fehlende Wohnungen, Kindergartenplätze, der Zustand der Schulen – an diesen Themen wolle Die Linke in Gladbeck auch in Zukunft festhalten.
Dass Die Linke längst keine reine Anti-Hartz-IV-Partei mehr sei und neben sozialen Themen auch eine zunehmend grüne Politik vertrete, findet er nur richtig: „Das Eine geht nicht ohne das Andere“, sagt Jurkosek und präzisiert – deutlich in Opposition zu Äußerungen von BSW-Vertretern: „System- und Umweltfragen sind nicht voneinander trennbar.“ Für Die Linke in Gladbeck gälte es jetzt, „mit den Wunden, die geschlagen wurden, weiterzuarbeiten“.