Gladbeck. Verriegelte Türen an den Gladbecker Apotheken: Heute streiken die Angestellten unter anderem für höhere Löhne. Die Infos zum Protesttag.

  • Zum zweiten Mal schließen die Gladbecker Apotheken am Mittwoch aufgrund eines Streiks.
  • Eine Apothekerin aus Gladbeck erklärt, was es damit auf sich hat und warum der Groll auf Gesundheitsminister Karl Lauterbach tief sitzt.
  • Für Notfälle übernimmt eine Apotheke in Gladbeck den Notdienst.

Wer heute in Gladbeck eine Apotheke aufsuchen will, der muss sich darauf einstellen, vor geschlossenen Türen zu stehen. Zum zweiten Mal schließen die Gladbecker Apothekerinnen und Apotheker am Mittwoch, 15. November ihre Geschäfte. Nach ihrem Kenntnisstand beteiligten sich auch diesmal alle Kolleginnen und Kollegen in der Stadt, sagt die Gladbecker Vertrauensapothekerin Dorothee Pradel auf Nachfrage.

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Anstatt in Gladbeck in ihrer Apotheke, seien die meisten dann bei der zentralen Kundgebung in Dortmund, berichtet Dorothee Pradel. Angedacht sei, dass aus jeder Apotheke einer die Gladbecker Fahne in Dortmund hochhält. Gut möglich, dass sich auch wesentlich mehr von Gladbeck aus auf in die Westfalenmetropole machen. Aus ihrer Elefanten-Apotheke etwa hätten sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angekündigt, zur zentralen Kundgebung kommen zu wollen.

Apotheker hegen tiefen Groll gegen Gesundheitsminister Karl Lauterbauch

Bei den Apothekerinnen und Apothekern sowie bei deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sitzt der Groll tief – insbesondere auf Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Dessen jüngste Ankündigung, demnächst womöglich auch Apotheken zuzulassen, in denen kein Apotheker beschäftigt werden muss, und in denen keine Rezepturen – also individuell auf Rezept hergestellte Heilmittel – produziert werden müssen, empfinden Dorothee Pradel und ihre Kolleginnen und Kollegen als „Drohung.“ Sie sprechen von „Apotheke light“.

Am Protesttag im Juni haben sich ebenfalls zahlreiche Gladbecker Apotheken beteiligt.
Am Protesttag im Juni haben sich ebenfalls zahlreiche Gladbecker Apotheken beteiligt. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Aus Sicht des Gesundheitsministers könne so die Versorgung in allen Gebieten sicher gestellt werden. Die Apothekerinnen und Apotheker dagegen sehen dadurch ihre Existenz umso stärker gefährdet. Dorothee Pradel: „Nehmen wir einen Kollegen, dessen Apotheke so mittelgut läuft. Daneben siedelt sich dann die Apotheke light mit wesentlich geringeren Kosten an. Der Kollege macht dann die Arbeit mit den Rezepturen, der Umsatz geht aber nach nebenan.“

Vertrauensapothekerin: Nächste Apothekenschließung in Gladbeck steht an

Die Kammer für Westfalen-Lippe rechne im kommenden Jahr damit, dass rund 600 Apotheken schließen müssten, sagt Dorothee Pradel. Auch in Gladbeck stünde wieder eine Schließung an, sagt sie, ohne weiter ins Detail zu gehen. Dann berichtet sie vom Alltag, von der Zeit, die es mitunter koste, nicht oder nur schwer lieferbare Medikamente aufzutreiben. Das dauere teilweise rund eine Stunde. Zeit, die seit einiger Zeit vergütet werde – mit 60 Cent. „Das zeigt die Geringschätzung der Politik für unseren Beruf.“

Mit ihren Kolleginnen und Kollegen kämpft sie dafür, dass auch der Festbetrag, der einen wesentlichen Teil des Honorars ausmache, „deutlich spürbar“ erhöht werde. Seit zehn Jahren sei der nicht verändert worden, die Kosten der Apotheker dagegen deutlich gestiegen, sagt sie mit Blick auf Energie- und Heizkosten sowie die Löhne der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die nächsten Lohnverhandlungen stünden an, erneut mit Forderungen von über zehn Prozent. Man wolle die Mitarbeiter ja ordentlich bezahlen, doch dafür müssten die Voraussetzungen geschaffen werden, mahnt die Vertrauensapothekerin.

Es gibt am Mittwoch, 15, November einen Notdienst, den übernimmt die Pfau-Apotheke, Sandstraße 171, 42877.