Gladbeck. Die Schultenbrücke in Gladbeck kann nicht mehr saniert werden. Wann der Neubau ansteht, ist noch ungewiss. Experten erläutern die Problematik.

Die Schultenbrücke in Gladbeck-Zweckel muss abgerissen werden. Bis vor wenigen Wochen galt sie noch als Sanierungsfall. Doch dann stellte sich bei einer erneuten Überprüfung heraus: Die Reparatur lohnt nicht mehr, es muss komplett neu gebaut werden. Nach Einschätzung der Experten vom städtischen Ingenieuramt hat das Nach-, aber auch einige Vorteile.

Das schon einmal vorneweg: Es besteht keine akute Gefahr beim Überqueren der Schultenbrücke an der Ecke Schultenstraße, Händelstraße. Egal, ob man zu Fuß, mit dem Rad, Auto oder auch dem Linienbus dort unterwegs ist. Lediglich eine Ablastung auf 18 Tonnen wird es dort jetzt geben, um den Schwerlastverkehr an dieser Stelle etwas einzuschränken. „Würde es eine akute Gefährdung geben, hätten wir sofort abgesperrt. Ähnlich wie vor Jahren bei der Europabrücke geschehen, bevor sie dann neu gebaut wurde“, betont Britta Pleiss, zuständige Abteilungsleiterin beim Ingenieuramt.

Das Problem bei der Gladbecker Brücke ist der Unterbau

Das große Problem bei der Schultenbrücke, erklärt die Expertin, ist ihr Unterbau aus Beton. Der ist nämlich komplett durchfeuchtet. „Das Wasser läuft dort richtig runter“, sagt Lars Neubauer. Er ist ebenfalls beim Ingenieuramt beschäftigt und für den Brückenneubau in der Stadt zuständig. Zu dieser massiven Durchfeuchtung ist es unter anderem gekommen, weil der Gehweg im Brückenbereich „schwimmend“ auf der Fahrbahn aufliegt. Dazwischen rinnt dann das Wasser nach unten.

Sie erklären, warum die Schultenbrücke an der Schultenstraße in Gladbeck vom Sanierungs- zum Neubauprojekt geworden ist: Irina Kostano, Britta Pleiss und Lars Neubauer vom Ingenieuramt im Rathaus.
Sie erklären, warum die Schultenbrücke an der Schultenstraße in Gladbeck vom Sanierungs- zum Neubauprojekt geworden ist: Irina Kostano, Britta Pleiss und Lars Neubauer vom Ingenieuramt im Rathaus. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Eigentlich war der Plan, den Unterbau trockenzulegen und lediglich Verschleißteile an dem Bauwerk zu erneuern. Dann stellte sich aber heraus, dass die schlechte Qualität des beim Bau der Brücke verarbeiteten Betons so eine Maßnahme gar nicht mehr zulässt. „Zwei, drei Jahre nach der Sanierung hätten wir wieder vor Problemen gestanden“, so Pleiss. So geht es jetzt also stattdessen um den kompletten Neubau der Schultenbrücke.

Wann der Brückenneubau in Gladbeck starten kann

Wann damit gestartet werden kann? „Das wird noch einige Jahre dauern“, sagt Britta Pleiss. Die Kosten seien deshalb auch aktuell noch überhaupt nicht einschätzbar. Immerhin: Für den Neubau kann die Stadt Fördergelder beantragen. Die Sanierungskosten – in Höhe von etwa einer Millionen Euro – hätte allein den städtischen Etat belastet.

Brücke wurde 1973 errichtet

Die Unterbauten der Zweckeler Schultenbrücke, die nun neu gebaut werden soll, stammen aus dem Jahr 1910. Der Brückenkonstruktion wurde 1973 erreichtet. Die Brücke ist 22 Meter lang und 18 Meter breit.

Diese Daten nennt Irina Kostano vom städtischen Ingenieuramt. Sie ist Projektleiterin für die Schultenbrücke.

Doch bevor der Abriss auch nur annähernd zeitlich ins Auge gefasst werden kann, gilt es ein großes Problem zu lösen: Das sind die Versorgungsleitungen im Bereich der Brücke. „Telekom, Gas, Wasser, Strom und nicht zuletzt die Leitung der Phenolchemie verlaufen längs, aber auch quer unter der Brückenkonstruktion. Vor allem die Trasse zur Phenolchemie stelle dabei ein großes Problem dar, so Neubauer. „Schließlich kann man dem Unternehmen die Leitung ja nicht so einfach, und dann auch noch für längere Zeit kappen.“ Es bedarf also vieler, detaillierter Abstimmungen sowohl mit dem Unternehmen also auch mit allen Versorgern, die von der Neubaumaßnahme betroffen sein werden. Und dann käme noch die Planungsphase hinzu.

Auch die Verkehrsführung soll neu geplant werden

Was den Neubau ebenfalls verzögert: Die Verkehrsführung, sowohl zur Frentroper Straße hin als auch zur Arenbergstraße/Händelstraße, ist im Moment nicht gerade ideal. „Durch die neue Situation können unsere Verkehrsplaner das Gebiet jetzt in den Fokus nehmen und Ideen zur Optimierung beider Kreuzungsbereiche entwickeln“, erklärt Pleiss. Und erst, wenn diese Pläne vorliegen, würde dann die neue Brücke in Angriff genommen werden; denn es könne ja sein, dass die neue Verkehrsführung auch den Verlauf der Brücke beeinflussen wird.

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Bis dahin steht aber jetzt schon fest: Die Schultenbrücke wird ab sofort in kürzeren Abständen als eigentlich vorgegeben auf ihren Zustand hin kontrolliert. Normalerweise werden sämtliche Brücken in der Stadt alle sechs Jahre einer großen Prüfung unterzogen. In der Zeit dazwischen findet alle drei Jahre noch eine kleine Prüfung statt. Stellt sich ein Bauwerk als problematisch heraus, werden die Kontrollen noch viel enger getaktet. So ist es aktuell schon unter anderem bei den Brücken an der Burg- und Winkelstraße sowie Bülser Straße. Und nun kommt auch noch die Schultenbrücke hinzu.

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