Gladbeck / Recklinghausen / Bottrop. Gewalt gegen Busfahrer und generell das Thema Sicherheit beschäftigt die Vestische. 17 Vorfälle in diesem Jahr – was das Unternehmen dagegen tut.

Die Gewalt gegen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Vestischen hat zugenommen. 17 gewalttätige Angriffe auf das Fahrpersonal habe die Vestische bisher in diesem Jahr gezählt, sagt Sprecher Christoph van Bürk. Im Vorjahr waren es dagegen lediglich elf Fälle. 2020 zählt das Nahverkehrsunternehmen 12 solcher Angriffe.

Damit ist die Zahl dieser Vorfälle im Vergleich gestiegen, doch van Bürk ordnet es sofort ein: „Wenn man das auf 40 bis 50 Millionen Fahrten bezieht, ist das eine sehr geringe Menge.“ Doch gleichzeitig sei klar, dass jeder einzelne Fall einer zu viel ist.

Fahrer entscheiden, was sie als Übergriff werten und entsprechend melden

Nicht jeder der 17 gezählten Vorfälle war auch tatsächlich ein tätlicher Übergriff auf das Personal, erläutert van Bürk. In manchen Fällen hätten der oder die Täter nur gegen die Schutzscheibe geschlagen oder gespuckt. Doch diese Sachen fließen in die Statistik mit ein. „Dieses Spucken gegen die Scheibe ist widerlich und ein Zeichen von Anstandslosigkeit“, urteilt der Vestische-Sprecher. Grundsätzlich entschieden die Fahrer, was sie als Übergriff werten und meldeten es dann.

Die Präventionsteams der Vestischen – hier im Einsatz vor der Corona-Pandemie – kontrollieren auch Fahrkarten. Auf diese Weise kommen die Sicherheitskräfte in Kontakt zu den Fahrgästen.
Die Präventionsteams der Vestischen – hier im Einsatz vor der Corona-Pandemie – kontrollieren auch Fahrkarten. Auf diese Weise kommen die Sicherheitskräfte in Kontakt zu den Fahrgästen. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Längst sind die Scheiben rund um den Fahrer zu einem umfassenden Schutz geworden. „Sie haben eben den Effekt, dass die Kolleginnen und Kollegen dahinter zu einem sehr großen Teil abgeschirmt sind“, erklärt van Bürk. Die Vestische hatte daher schon vor einiger Zeit entschieden, die Scheiben zum festen Bestandteil der Ausstattung der Fahrzeuge zu machen.

Polizei fahndete nach Mann, der in Gladbeck einer Busfahrerin ins Gesicht gespuckt hat

Für die Statistik sortiert das Unternehmen die Fälle nicht nach Städten. Letztlich sei es egal, wo im Kreis Recklinghausen, in Bottrop oder Buer so etwas passiere, sagt van Bürk. Tatsächlich hat die Polizei erst im Mai einen Vorfall aus Gladbeck öffentlich gemacht. Mithilfe eines Fotos fahndete sie nach einem Mann, der einer Busfahrerin ins Gesicht gespuckt hatte. Die eigentliche Attacke ereignete sich jedoch bereits Ende 2021. Am Ende seien leider keine Hinweise auf einen möglichen Täter eingegangen, sagt die Polizei auf Nachfrage. Daher habe man den Fall ohne Tatverdächtigen weiter an die Staatsanwaltschaft geleitet. Dort wurde das Verfahren schließlich eingestellt. Ebenfalls im Jahr 2021 meldete die Polizei eine besonders brutale Attacke in Bottrop. Da hatte ein Fahrgast den Fahrer mit einem Schlagstock angegriffen.

Derartige Fälle sind glücklicherweise Ausnahmen, doch generell sei der Umgang rauer geworden, das bemerkten die Kolleginnen und Kollegen auf der Straße eben auch. Die Vestische hat darauf schon früh reagiert, schickt seit 2018 die so genannten Präventionsteams auf die Straße. Bisher waren es drei, seit September ist ein viertes hinzugekommen. „So haben wir jetzt zwei Teams, die im Kreis Recklinghausen unterwegs sind und je eines für Buer und Bottrop“, erläutert van Bürk. Der Beschluss zur Aufstockung kam aus dem Kreisverkehrsausschuss. Die Teams sind an 365 Tagen im Jahr unterwegs.

Vestische hat verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Sicherheit zu erhöhen

Die Vestische habe schon früh damit begonnen, Maßnahmen zu ergreifen, um die Sicherheit in den Bussen zu erhöhen, sagt Christoph van Bürk. Der kontrollierte Vordereinstieg etwa gehöre genauso dazu wie der Einbau von Kameras. Selbst die Busschule diene der Sicherheit, sei eine Art der Prävention, denn: „Wir vermitteln den Schülerinnen und Schülern dort Wissen und Verhalten im ÖPNV – und so auch Wertschätzung für die Menschen, die dort arbeiten.“ Letztlich seien die Präventionsteams aktuell das letzte Glied in einer Kette von Maßnahmen, um die Sicherheit der Fahrgäste und des Personals zu erhöhen, sagt der Vestische-Spreche.

Anfangs aus Fördermitteln finanziert, trägt die Vestische die Kosten für das preisgekrönte Projekt inzwischen selbst. Ein Team besteht aus drei Personen, zwei externen Sicherheitskräften und einem Busfahrer. Der ist in der Gruppe tatsächlich als Fahrer im Einsatz, bringt die Sicherheitskräfte auf schnellstem Wege dorthin, wo sie gebraucht werden. Bewusst habe man sich da für die eigenen Fahrer entschieden, „weil sie die Orts- und die Linienkenntnisse haben“.

Prävention als wichtiger Baustein im Sicherheitskonzept der Vestischen

Durch den Einsatz dieser Teams – in Verbindung mit der Videoüberwachung, sei es gelungen, das subjektive Sicherheitsgefühl der Fahrer und der Fahrgäste zu erhöhen, sagt Christoph van Bürk. Das zeigten Fahrgastbefragungen. „Jeder, der in einen Bus steigt und Ärger machen will, muss wissen, er ist identifizierbar durch die Kameras. Dazu kann der Fahrer, wenn er den Eindruck hat, dass Ärger droht, jederzeit das Präventionsteam oder die Polizei anfordern.“ Diese Form der Prävention sei ein wichtiger Baustein im Sicherheitskonzept der Vestischen. Letztlich dient all das einem Ziel, so Christoph van Bürk: „Ein Bus darf kein Angstraum sein.“