Gladbeck. Expertisen zum möglichen Millionen-Neubau oder einer Kernsanierung des maroden Altgebäudes werden am Montag öffentlich vorgestellt.
In der Schulausschusssitzung am Montag werden die Besucherplätze im Ratssaal sicherlich deutlich stärker besetzt sein als üblich. Der Grund liegt am Hauptthema des Nachmittages: die Zukunft des dringend sanierungsbedürftigen Heisenberg-Gymnasiums. Konkreter: Antworten zu den Fragen, ob eine Kernsanierung des Altgebäudes oder ein Schulneubau die für Gladbeck richtige Lösung ist?
Dazu werden zwei von der Stadtverwaltung in Auftrag gegebene Gutachten vorgetragen. Zuerst wird das Architekturbüro Farwick+Grote seine Machbarkeitsstudie vorstellen, mit einer Prognose zum Kostenrahmen, sowohl für die Sanierung des bestehenden Gebäudes als auch für einen Neubau auf dem vorhandenen Grundstück des bestehenden Baukörpers oder alternativ einem Neubau auf dem benachbarten Sportplatz.
Das zweite Gutachten beschäftigt sich mit der Wirtschaftlichkeit der drei Planungsvarianten, also dem Verhältnis von Kosten und Nutzen für die Stadt über einen Betrachtungszeitraum von 25 Jahren. Die Ergebnisse der Wirtschaftlichkeitsprüfung werden durch die Ernst & Young Real Estate GmbH vorgestellt.
Diese Expertisen sind der zweite Schritt im Zielfindungsprozess zur ‘Causa Heisenberg’. Wie umfassend berichtet, war zunächst Schulgutachter Dr. Ernst Rösner beauftragt worden, zu prüfen, ob der Bedarf für drei Gymnasien in Gladbeck langfristig überhaupt besteht, oder nicht.
Heizkosten spielten damals keine Rolle
Im Jahr 1968 erbaut, ist das Heisenberg-Gymnasium das jüngste der drei Gladbecker Gymnasien und zugleich das größte, das von 790 Schülerinnen und Schülern besucht wird.
Die Gebäudesubstanz entspricht dem damals üblichen Leichtbaustandard (Brockhouse-System), bei dem Heizkosten oder Barrierefreiheit keine Rolle spielten. Auch der Brandschutz muss weiter optimiert werden.
Die im September 2014 präsentierte Studie mit einem Betrachtungszeitraum bis 2030 attestierte, grob gesagt, dass Gladbeck mit ausreichenden Grundschülerzahlen und eher steigenden Übergangsquoten zu den Gymnasien rechnen kann. Von gut neun Zügen (Eingangsklassen) sei langfristig auszugehen, und so nicht damit zu rechnen, dass eines der drei Gymnasien „in absehbarer Zeit in Bestandsnot geraten dürfte“, so Rösner.
Zum Bestand oder Neubau des Heisenberg-Gebäudes, vor allem den zu erwartenden Kosten, werden der Stadtpolitik am Montag mehr Fakten vorliegen. Im Vorfeld hatte der Bürgermeister geschätzte Kosten von rund 20 Millionen Euro für einen Neubau genannt. Etwas günstiger ist sicher die Kernsanierung des Altgebäudes. Allein für die energetische Sanierung hatte die Stadt Ende 2013 etwa neun Millionen Euro veranschlagt, wozu sich weitere Millionen für Barrierefreiheit, Ganztagsbetrieb und zusätzlichen Brandschutzmaßnahmen addieren würden. Ob das aber langfristig wirtschaftlicher ist, werden Ernst & Young berichten.
Mit den neuen Fakten hat die Stadtpolitik ab Montag Gelegenheit zur Meinungsbildung bis zur Vorberatung in der Folgesitzung (16. März). Deren Ergebnis wird dem Haupt- und Finanzausschuss am 23. März und dann dem Rat am zugeleitet. Hier fällt letztlich am 26. März die Heisenberg-Entscheidung: „Sanierung oder Neubau“.
Lesermeinung ist zum Thema gefragt
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Zweistelliger Millionenbetrag: Wie wird das Projekt finanziert ?
Bei einer Kernsanierung, ebenso wie bei einem Neubau des Heisenberg-Gymnasiums, muss mit einem zweistelligen Millionenbetrag gerechnet werden. Dazu stellt sich die Frage, wie Gladbeck als klamme Stärkungspakt-Kommune diese Finanzlast stemmen kann.
Einerseits bestünde die Möglichkeit, öffentliche Zuschüsse aus Landes- oder Bundesmitteln für Stadtsanierungsprojekte oder energetische Sanierung zu beantragen. Letztere wurde auch von der Bezirksregierung gefördert.
PPP-Modell wäre eine erprobte Möglichkeit
Andererseits könnte die Stadt erneut auf das erprobte Public-Private-Partnership-Modell (öffentlich-private Partnerschaft) setzen. Zur Erinnerung: Gladbeck war die erste NRW-Kommune, die 2006 eine vertragliche PPP-Kooperation mit einem Privatunternehmen zum Neubau eines Verwaltungsgebäudes einging. Partner war beim Abriss der hochgradig mit PCB kontaminierte Bürotürme und dem anschließenden Bau des neuen Rathauses (Gesamtkosten 16,5 Mio. Euro) die Hochtief GmbH. Das Unternehmen betreibt das Gebäude für 25 Jahre und vermietet es der Stadt für monatlich 147 000 Euro zurück, die so insgesamt gut 44 Millionen Euro zahlt, bis Gladbeck eigner der Immobilie wird.
Das Wirtschaflichkeitsgutachten hatte zuvor beim PPP-Weg eine Ersparnis von rund 7 Mio Euro für die Stadt errechnet. Gutachter war, wie jetzt beim Heisenberg-Gymnasium, die Fa. Ernst &Young