Gladbeck. Aufgrund hoher Infektionszahlen fallen viele Beschäftigte in Seniorenheimen, beim Pflegedienst und im Krankenhaus aus. „Personaldecke ist dünn.“
Omikron sorgt im Gesundheitswesen in Gladbeck derzeit für einige Ausfälle bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Die Personaldecke wird dünner, und diese aufrecht zu erhalten, ist eine Kunst“, so Caritas-Chef Rainer Knubben.
In den beiden Senioreneinrichtungen der Caritas sei es zwar aktuell relativ ruhig, das Personal teste sich jeden Tag, immer wieder seien jedoch positive Fälle dabei. Ebenso wie in den Caritas-Werkstätten. „Wir achten darauf, das Personal nicht zu mischen, um Infektionen nicht von einem Haus in ein anderes zu tragen.“ Rund 20 der insgesamt 750 Caritas-Beschäftigten fielen in dieser Woche aufgrund von Omikron aus. Doch nicht nur Infektionen bei den Mitarbeitern selbst machen der Caritas zu schaffen. Ausfälle gebe es auch, wenn Angehörige des Personals erkranken. „Wir gehen auf Nummer sicher und versuchen, die Mitarbeiter in solchen Fällen zuhause zu lassen, auch, wenn das vom Gesetzgeber nicht so vorgesehen ist.“
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Die Personalausfälle machen Umstrukturierungen erforderlich
Auch Mechtild Eckholt, Leiterin des Eduard-Michelis-Hauses, hat mit Personalausfällen zu kämpfen. „Wir müssen jeden Morgen gucken, wer wo arbeitet. Feste Teams gibt es nicht mehr.“ Die Mitarbeiterinnen seien erschöpft. Aufgrund der angespannten Personalsituation – durch Omikron, aber auch andere Erkrankungen – müssten Angehörige sich vor dem Besuch selbst testen lassen, in der Einrichtung ist das nicht mehr leistbar. „Ich brauche die Mitarbeiter, um die Bewohner zu testen“, so Eckholt. Sie geht davon aus, dass sich die Krankenstände bald wieder erholen werden. „Der Höhepunkt der Infizierungen scheint ja überschritten.“
Viele Corona-Fälle im St.-Suitbert-Haus
Viele Corona-Fälle gebe es derzeit im St. Suitbert-Haus, in dem Menschen mit Behinderungen leben, so Caritas-Chef Rainer Knubben. 24 Bewohner und vier Mitarbeiter der Wohngruppen im Haus sind infiziert.
„Die Bewohner gehen derzeit nicht ihrer Arbeit in den Caritas-Werkstätten nach, da wir nicht möchten, dass sich die Infizierungen dort weiter verbreiten“, so Knubben. Sollten die Erkrankungen länger anhalten, müssten Mitarbeiter aus den Caritas-Werkstätten ins St.-Suitbert-Haus versetzt werden, und den Personalausfall auffangen. „Dazu gibt es eine sehr große Bereitschaft.“
Das Kreisgesundheitsamt beobachtet aktuell wieder vermehrt Infektionen in Seniorenheimen. Aber: „Die Impfungen scheinen gut zu wirken. Es gibt Ansteckungen, aber die Verläufe sind moderat“, so Kreissprecherin Lena Heimers. Auch Mechtild Eckholt sieht leichte Verläufe. Rainer Knubben macht aber auch andere Beobachtungen: „Die Verläufe sind nicht immer leicht – trotz Booster.“
Kreisweit waren Stand Dienstag 364 Beschäftigte in 90 Einrichtungen mit dem Coronavirus infiziert. „Das waren rund 30 weniger als noch vor einer Woche“, so Kreissprecherin Lena Heimers. Die Zahl der infizierten Bewohner steige hingegen. 385 Bewohner aus 67 Einrichtungen waren zum Stichtag infiziert, rund 30 mehr als noch vor einer Woche.
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Pflegedienst-Chef musste Mitarbeiter zum Teil aus dem Urlaub zurückholen
„Wir arbeiten am Limit“, sagt Stefan Horn, Inhaber des gleichnamigen Pflegedienstes. Es gebe Omikron – und es gebe auch weitere Krankenscheine. Rund zwei bis drei Mitarbeiter seien in den vergangenen Wochen kontinuierlich wegen einer Infizierung mit Omikron ausgefallen. Personal musste er zum Teil aus dem Urlaub zurückholen. „Wenn es noch schlimmer wird, werde ich mir auch wieder die weiße Hose anziehen müssen“, so der Chef. Horn hoffe aber auf einen positiven Sommer, und dass das Schlimmste nun überstanden sei. „Mit Omikron haben wir viel Glück gehabt, eine Mutante bringt nicht immer einen milderen Verlauf mit sich.“
Seit rund drei Jahren herrsche ohnehin Personalnot. Von seinen 85 Mitarbeitern wird er mit Einführung der Impfpflicht in der Pflege möglicherweise drei Mitarbeiter verlieren, da sie ungeimpft sind. „Das ist Solidaritätsverweigerung.“ Derzeit sei aber noch ungeklärt, was mit ungeimpftem Personal passiere.
Krankenhaus-Gruppe nennt keine Zahl der infizierten Mitarbeiter im St. Barbara-Hospital
Die Frage, wie viele der Mitarbeiter aufgrund von Infizierungen oder Quarantänen im St. Barbara-Hospital ausfallen, will die St. Augustinus-Gruppe nicht beantworten. Angaben zu Krankenständen beim Personal würden grundsätzlich nicht gemacht, heißt es zur Begründung. „Im Augenblick ist die Lage mit den vorhandenen Kolleginnen und Kollegen im Dienst zu stemmen. Unsere Stationen im St. Barbara-Hospital sind geöffnet. Gleichzeitig gilt aber: Die Situation muss täglich vor dem Hintergrund des Infektionsgeschehens neu bewertet werden“, so Sprecher Wolfgang Heinberg.
Hoffnung machten zwar die derzeit sinkenden Infektionszahlen, aber: „Gleichzeitig bleiben wir auch ein Stück weit besorgt, denn die Zahlen bewegen sich auf einem noch immer hohen Niveau“. Dennoch, so Heinberg: „Wir gehen mit der begründeten Hoffnung in die kommenden Tage und Wochen, dass auch die Situation auf der Coronastation beherrschbar bleibt, und wir weniger Menschen mit schweren Krankheitsverläufen als in den ersten Wellen behandeln müssen.“