Gladbeck. Anhaltender Stress schwächt oft das Immunsystem. Dann kann eine Gürtelrose leichter ausbrechen. Ein Gladbecker Arzt erklärt die Krankheit.
Einschneidende Beschränkungen im Alltag, immer wieder neue Regeln, dadurch Druck in Familie und Beruf, Gefühle von Angst und Überforderung – die Belastungen aufgrund der Corona-Pandemie lösen bei vielen Menschen dauerhaften Stress aus. Diese Situation wirkt sich oft negativ auf die Gesundheit aus. Eine Krankheit, die bei einem geschwächten Immunsystem leicht ausbrechen kann, ist die Gürtelrose. Dr. Gregor Nagel, Sprecher des ÄrztenetzesGladbeck, erläutert Entstehung und Gefahren dieses äußerst schmerzhaften Hautausschlags sowie Vorsorgemöglichkeit.
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Klassische Anfangssymptome dieser Infektionskrankheit seien Schmerzen im unteren Bauch-, Rücken- und Nierenbereich. Hinzu können ein Gefühl der Abgeschlagenheit, Fieber und Kopfschmerzen kommen. Dr. Gregor Nagel vom Hausarztzentrum Butendorf erklärt: „Der Ausschlag zieht sich dann halbseitig wie ein Gürtel um den Körper – daher der Name. Es bilden sich Bläschen, die Flüssigkeit absondern.“ Wenn sie aufplatzen, trocknen und verkrusten sie später. Brennende Schmerzen und eine extreme Berührungsempfindlichkeit der betroffenen Hautstellen quälen die Erkrankten. Der Gladbecker Mediziner: „Man kann sich das ungefähr vorstellen wie bei einer Verbrennung. Da stört schon die Kleidung auf der Haut.“
Das auslösende Varizella-Zoster-Virus setzt sich im Körper fest
Die Flüssigkeit in den Bläschen des Ausschlags ist ansteckend. Infizieren können sich beispielsweise Menschen, die keine Windpocken-Erkrankung durchgemacht haben.
Auslöser für Herpes Zoster, so die medizinische Bezeichnung für Gürtelrose, ist das Varizella-Zoster-Virus. Es verursacht auch Windpocken. Jeder, der diese Krankheit hatte, kann Jahre später eine Gürtelrose bekommen. Denn: Das verantwortliche Virus aus der Herpesgruppe „zieht sich in das Rückenmark des Patienten zurück, bleibt ein Leben lang in den Nervenzellknoten und kann sich dort vermehren“, erläutert Hausarzt Nagel. Es handelt sich also um eine Zweiterkrankung nach einer Infektion mit dem Windpocken-Virus.
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Aber es besteht – „seit wenigen Jahren“ – die Möglichkeit, sich gegen Gürtelrose impfen zu lassen. Nagel berichtet: „Es war anfangs so, wie jetzt bei Corona, dass der Impfstoff nicht ausreichend zur Verfügung stand. Die Stiko (Ständige Impfkommission, Anmerk. der Redaktion) empfiehlt die Impfung gegen Gürtelrose für alle Menschen über 60 Jahre – also eine große Gruppe.“ Hinzu kommen all jene, deren Abwehrkräfte aus vielerlei Gründen ohnehin geschwächt sind: zum Beispiel in Folge chronischer Erkrankungen wie Diabetes, Asthma und Rheuma oder nach einer Organtransplantation.
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Da eine Gürtelrose immer wieder ausbrechen kann, gerade bei Menschen mit schwachem Immunsystem, halten Fachleute auch in diesen Fällen eine Impfung für ratsam. „Der Impfstoff ist aber immer noch begrenzt“, berichtet Nagel.
Impfung gegen Gürtelrose
Die Impfung gegen Gürtelrose ist eine Pflichtleistung der gesetzlichen Krankenkassen. Sie müssen die Kosten für bestimmte Personengruppen übernehmen.
Eine Meldepflicht besteht. Dem Gesundheitsamt wird der Krankheitsverdacht, die Erkrankung sowie der Tod an Windpocken sowie der direkte oder indirekte Nachweis des Varizella-Zoster-Virus’, soweit er auf eine akute Infektion hinweist, namentlich mitgeteilt.
Eine Gürtelrose-Erkrankung kann nicht nur extrem schmerzhaft, sondern auch sehr langwierig sein. Bei einer möglicherweise anhaltende Nervenschädigung wird eine Post-Zoster-Neuralgie-Therapie angewandt, so Nagel: „Sie ist vergleichbar mit einer Schmerztherapie.“
Fachleute gehen davon aus, dass etwa jeder Dritte damit rechnen muss, einmal in seinem Leben an Gürtelrose zu erkranken. In Deutschland sind schätzungsweise zwischen 300.000 Menschen und 400.000 jährlich betroffen.