Gladbeck. Die 19-jährige Lisa Ellermann machte in der Pandemie ihr Abitur und kandidierte für den Stadtrat in Dorsten. Jetzt will sie in den Bundestag.
Das erste Paar Schuhe, das Lisa Ellermann von ihren Eltern bekam, waren Fußballschuhe. „Ich bin mit dem Ball am Fuß aufgewachsen“, sagt die 19-jährige Direktkandidatin der Linken für die Bundestagswahl am 26. September im Wahlkreis 125 in Bottrop/Gladbeck/Dorsten. Als Abwehrspielerin beim SV Lembeck scheut sie keinen Zweikampf, grätscht auch mal dazwischen und weiß sich zu verteidigen. Eigenschaften, die ihr auch in der Politik zugutekommen.
„Als junge Kandidatin bekommt man viele Sprüche zu hören“, sagt Lisa Ellermann. „Da muss man sich wehren und sachlich argumentieren.“ Auch mit ihrem Engagement gegen Rechts eckt die angehende Lehramts-Studentin an. Da kommen schon mal anonyme Hassbotschaften auf Instagram.
Bildungspolitik ist ein Steckenpferd der Lehramts-Studentin
Der Kontakt zur Linkspartei kam 2017 während einer Podiumsdiskussion zur Europawahl in ihrer Schule zustande. Im vergangenen Jahr trat die gebürtige Bottroperin der Linkspartei bei, landete bei der Kommunalwahl gleich auf Listenplatz 2 für den Stadtrat in Dorsten und erlebte ihren ersten Wahlkampf. Für ein Ratsmandat reichte es nicht. Lisa Ellermann ist seitdem allerdings als sachkundige Bürgerin im Ausschuss für Schule und Weiterbildung und stellvertretendes Mitglied im Jugendhilfeausschuss aktiv.
Elf Kandidaten treten an
Lisa Ellermann (Die Linke) ist eine von elf Kandidatinnen und Kandidaten, die in Gladbeck (Wahlkreis 125) bei der Bundestagswahl am 26. September ums Direktmandat antreten. Einzig der FDP-Kandidat ist Gladbecker.
Es kandidieren neben Ellermann: Sven Volmering (CDU, Bocholt); Michael Gerdes (SPD, Bottrop); Sebastian Steinzen (FDP, Gladbeck); Kim Wiesweg (Grüne, Dorsten); Detlef Bauer (AfD, Bottrop); Ingo Lilienthal („Die Partei“, Dorsten); Bärbel Kersken (MLPD, Bottrop); Jörg Wingold (DKP, Bottrop); Norbert Manniegel („dieBasis“, Dorsten) und Klausjochen Berger („LKR“, Dorsten)
Bildungspolitik ist ihr Steckenpferd. Schulen müssten dringend modernisiert, der Bildungsföderalismus abgeschafft werden – nicht erst seit Corona, ist sie überzeugt. „In den kommenden vier Jahren setze ich mich für ein besseres, digitalisiertes und inklusives Bildungssystem ein.“
Aber auch Klimapolitik ist der 19-Jährigen wichtig: Sie wolle sich für eine Stärkung des ÖPNV, für den Ausbau von Bus, Bahn und Rad- und Gehwegen sowie Vergünstigungen von Tickets einsetzen, ihn möglichst kostenlos machen, so die überzeugte Bus- und Bahnfahrerin, die keinen Führerschein hat und vorerst auch nicht vorhat, ihn zu machen.
Die 19-Jährige will der Jugend im Parlament eine Stimme geben
Zur Bundestagswahl angetreten sei sie, so die 19-Jährige, um der Jugend im Parlament eine Stimme zu geben. „Ich möchte für die jüngere Generation damit auch Vorbild sein, sich politisch zu engagieren.“ Zwar bemühe sich die Politik inzwischen, auf Sorgen und Ängste der Jugend einzugehen. „Aber sie kann immer nur ahnen, wie junge Leute sich fühlen, und am Ende kommt auf Landes- und Bundesebene nichts dabei herum.“
Lisa Ellermann lebt bei ihrer Mutter in Rhade. Ihre derzeit knappe Freizeit verbringt sie gerne mit ihrer Partnerin. Auch Musik ist ihr wichtig: Sie war Sängerin in einer Schulband.