Gladbeck. Manche Chöre in Gladbeck wollen möglichst bald die Probenarbeit wieder aufnehmen. Andere warten lieber ab. Schwierigkeiten gibt es einige.
„Nicht berufsmäßiger Probenbetrieb innen mit Gesang/Blasinstrumenten kann mit bis zu 20 Personen stattfinden, wenn ein negativer Test vorliegt“, heißt es in der Corona-Schutzverordnung des Kreises Recklinghausen bei einer Inzidenz zwischen 35 und 50. Das bedeutet aktuell in Gladbeck: Chorproben sind wieder möglich. Aber wie sieht es in der Realität aus?
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Optimismus verbreitet Stephanie Lotz, Chorleiterin der Gospelformation „Good News“ und dem A-cappella-Ensemble „Take Note“. Sie hat schon Dienstag ein umfassendes Hygienekonzept bei der Stadtverwaltung Gladbeck eingereicht und wartet auf Antwort. Es galt alles zu dokumentieren, von Probenräumen bis zur Realisierung der vorgeschriebenen Abstandsregelungen. „Jede Menge Aufwand also. Ich hoffe, dass es im Juli wieder losgehen kann.“
„Nicht alle Chormitglieder sind zu hundert Prozent überzeugt“
Auch Diana Petrova Darnea, Leiterin des Kammerchores der städtischen Musikschule, hat ihre Chormitglieder bereits kontaktiert, um den Neustart der Proben zu organisieren. Der Plan ist, die Aula der Wittringer Schule zu nutzen. Dort gibt es ausreichend Platz, um die Distanz von zwei Metern untereinander zu wahren. „Allerdings sind nicht alle Chormitglieder zu hundert Prozent überzeugt“. Der Aufwand ist groß, die Chormitglieder müssen vorher zu einem Testzentrum. „Vermutlich wird die erste Live-Probe mit dem Chor am 16. Juni um 19 Uhr beginnen“, informiert Petrova Darnea, die während der vergangenen Monate einige digitale Chorproben abgehalten hat. Sie würde sich über neue Chormitglieder zum Neustart freuen.
Beim Gladbecker Musikverein hingegen haben die Vorsitzende Gitta Werring und Chorleiter Zdenko Sojčić beschlossen, erst im Herbst zu starten. Es gibt noch keine konkreten Termine. Standpunkt: „Wir möchten erst einmal abwarten, wie sich das Infektionsgeschehen entwickelt. Es muss gewährleistet sein, dass man mehrere Wochen hintereinander proben kann“. Eine Probe und dann wieder Pause, das möchten sie den Aktiven nicht zumuten. Falls sich allerdings in den kommenden Wochen signifikant niedrige Werte der Inzidenzen zeigen sollten, könnte es zu Sonderproben in den Schulferien kommen, stellen Gitta Werring und Zdenko Sojčić in Aussicht.
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Auch beim Propstei-Chor St. Lamberti sind derzeit Proben ausgesetzt. Diakon und Kirchenmusiker Andreas Dietrich hat für seine Chöre an St. Josef in Rentfort beschlossen, vorsichtig für Weihnachten einen Neustart zu planen. „Ich habe keine 55 Solisten, aber genau das würden Proben mit dem notwendigen Abstand bedeuten, jeder singt für sich allein“. Die Proben müssten im Freien stattfinden, da die Chöre groß sind. Aber in seinem Jugendchor und Kirchenchor seien die Mitglieder auf die Orientierung der Stimme neben sich angewiesen. „Das ist eine schwierige Kiste“, gibt Andreas Dietrich zu.
Die Stimmen sind ungeübt, einige Chormitglieder wegen des Alters gefährdet
Er sieht komplizierte Zeiten auf sich zukommen. Die Stimmen seien ungeübt, es werde dauern, wieder mit Kraft zu singen. Die Stimmbänder seien wie Muskeln, die trainiert werden wollen. „Aber wir werden es behutsam angehen, wenn wir mit dem Infektionsgeschehen sicher sind“, so Dietrich. Viele Kirchenchormitglieder seien aufgrund ihres Alters gefährdet, auch deshalb sei Vorsicht geboten: Dietrich möchte nichts riskieren. Er meint: „Gott sei Dank sind wir bisher alle gesund. Wir haben jetzt 15 Monate gewartet und uns zurückgehalten, da kommt es auf ein, zwei Monate mehr nicht an“.