Gladbeck. Der Musikverein Gladbeck wurde vor 100 Jahren am 3. August 1920 gegründet. Rückblick auf eine wechselvolle Geschichte mit Höhen und Tiefen.
Vollendet ist das große Werk, Des Herren Lob sei unser Lied! Alles lobe seinen Namen, Denn er allein ist hoch erhaben! Alleluja! Alleluja!“ Die Zeile aus Haydns Oratorium „Die Schöpfung“, das am 18.und 19. März 1921 als erstes Konzert des Städtischen Musikverein aufgeführt wurde, hatte für die Mitglieder des Musikvereins nicht nur eine religiöse Bedeutung. Denn einige Monate vorher wurde „das große Werk“, ein gemischter Chor, der Musikverein, nur ein Jahr nach Gründung der Stadt Gladbeck, auf Initiative interessierter Bürger aus der Taufe gehoben. Am 3. August 1920, vor nunmehr stolzen 100 Jahren. Seitdem wird das Haydn Oratorium alle zehn Jahre gesungen.
Maßgeblich beteiligt an der Vereinsgründung und erster Vorsitzende war der erste Oberbürgermeister der Stadt Gladbeck, Dr. Michael Jovy. Auf den damaligen Chorleiter Franz Plantenberg folgten zehn weitere und jeder konnte dem Chor ein Stück seines besonderen Charakters geben, hatte aber zum Teil auch mit besonderen Schwierigkeiten zu kämpfen. So wurden die größeren Aufführungen mangels passender Räumlichkeiten zunächst im Saalbau Recklinghausen aufgeführt bis 1929 mit dem imposanten Gemeindehaus der evangelischen Kirche, dem „Vestischen Hof“ auf der Postallee eine Spielstätte in Gladbeck zugänglich wurde. Im Jahr 1944 wurde sie bei einem Bombenangriff zerstört und das Gladbecker Musikleben brach zusammen. Erst nach dem Krieg im Jahr 1946 konnte wieder mit der Probenarbeit unter Franz Switing begonnen werden.
Nach dem Krieg wird eine Turnhalle als Musiksaal genutzt
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Aber erst unter seinem Nachfolger Friedrich Wilhelm Kohlmann wurden nach 1947 wieder Oratorien aufgeführt. Als Aufführungsraum standen zunächst nur die Turnhalle der Aloysiuschule und später dann Räume im Schauburg Theater, einem Kino, zur Verfügung. Mittlerweile ist mit Zdenko Sojčić der 11. Chorleiter im Amt. Ihm zur Seite stehen Gitta Werring und Friedel Sonntag als Vorsitzende. Sie setzen eine Tradition fort, die neben einem beständig hohen Niveau vor allem auch geprägt ist durch Kooperation mit anderen Chören sowie Orchestern und Solisten.
Rund 60 Mitglieder im Alter zwischen 20 und 90 Jahren hat der Verein heute Aber sie alle stehen zurzeit auch vor einer großen Herausforderung: Coronakrise ist das Stichwort. ist betroffen: „Es gibt kaum Besprechungen mit den Solisten, dem Chor oder dem Orchester, -und kein Programm ist sicher“, so Vereinsvorsitzender Friedel Sonntag. Schon jetzt mussten Aufführungen verschoben werden. Auch wenn Zdenko Sojčić im Jubiläumsjahr ein Konzert mit Beethoven berühmter Neunten Symphonie und eine Jubiläumskantate von Johann Sebastian Bach geplant hat, steht in den Sternen, ob, wann und unter welchen Bedingungen das Konzert aufgeführt werden kann. „Zurzeit sind wegen der Abstandsregeln nicht einmal Proben möglich.“
Suche nach Probenmöglichkeiten in Corona-Zeiten
Was hilft sind die Erinnerungen an vergangene Konzerte, an Anekdoten wie von dem Chorleiter, der nach jeder Aufführung sein Gebiss in die Tasche steckte bis ihm seine Frau mit Scheidung drohte - und vor allem die Hoffnung noch Wege zum Proben zu finden.