Gladbeck. Eine Studie des Deutschen Roten Kreuzes bringt erschreckende Zustände zutage. Gewalt-Erfahrungen gehören für Einsatzkräfte fast zum Alltag.

Stefan Walter, DRK-Geschäftsführer in Gladbeck, kennt die brenzligen Situationen, denen die Einsatzkräfte ausgesetzt sind. Und das nicht erst seit Ausbruch der Pandemie.

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Dass Einsatzkräfte Attacken ihrer Mitmenschen ausgesetzt sind, beobachten Fachleute bereits seit einiger Zeit. Anfang 2021 veröffentlichte das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Westfalen eine nicht repräsentative Studie, in der sich Beschäftigte im Rettungsdienst zum Thema Gewalt im Einsatz äußerten. Insgesamt 425 Fragebögen wurden ausgewertet. Erfasst wurden Daten aus dem Jahr 2019.

Beleidigungen, Beschimpfungen und auch körperliche Angriffe kommen regelmäßig vor

DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt nennt die Erkenntnisse, die zutage traten, „erschreckend“: „Wir müssen leider feststellen, dass Beleidigungen, Beschimpfungen und auch körperliche Übergriffe mittlerweile zum Alltag im Rettungsdienst gehören.“

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Laut Studie machen verbale Übergriffe das Gros der Vorfälle aus. „40,3 Prozent des Personals sind ausschließlich von verbaler Gewalt betroffen, etwa ein Drittel beschreibt sowohl verbale als auch körperliche Übergriffe. Ausschließlich tätliche Übergriffe werden von 14,1 Prozent genannt“, so die Erhebung. Verbale Gewalt wie Beleidigungen und Beschimpfungen kommen bei fast jedem Fünften (18,4 Prozent) sogar mindestens ein- bis zweimal pro Woche vor: „Die Täter sind zu drei Viertel der Fälle die Patienten selbst.“

„Bei Patienten ist in zunehmendem Maße ein teilweise überzogener Anspruch gegenüber dem Rettungspersonal festzustellen“

Die häufigste Form verbaler Übergriffe waren Beschimpfungen und Beleidigungen (91,1 Prozent), gefolgt von der Androhung von Gewalt (55,3 Prozent bei Mehrfachnennung). „Die häufigsten Gewaltanwendungen spielten sich mit 52 Prozent im innerstädtischen Bereich ab, gefolgt von sozialen Brennpunkten. An dritter Stelle kommen bürgerliche Wohngegenden und Großveranstaltungen“, sagt DRK-Bundesarzt Prof. Dr. Peter Sefrin, der Leiter der Studie.

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Die häufigste Form bei den tätlichen Übergriffen sei Schlagen und Treten (32,7 Prozent) gleichauf mit Schubsen (31,5 Prozent). Weitere Erkenntnis: „Wenn es um die Ursachen der Gewalt im Rettungsdienst geht, ist seitens der Patienten in zunehmendem Maße ein teilweise überzogener Anspruch gegenüber dem Rettungspersonal festzustellen. Ein Anspruchsdenken hat es schon immer gegeben, aber es wurde nicht versucht, es mit Gewalt durchzusetzen.“

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