Gladbeck. Zur Überraschung und Freude vieler Menschen zogen Musiker durch Gladbecks Innenstadt. Und das war erst der Auftakt eines neuen Kultur-Formats.

Die Innenstadt in Gladbeck war am Samstag richtig voll. Auch wenn die Sonne sich kaum blicken ließ – die Außengastronomie war überall gut besucht. Das war vielleicht zu erwarten. Womit die meisten Menschen in der Fußgängerzone jedoch nicht gerechnet hatten, war die Musik - „von Hand gemacht“ –, mit der sie unterhalten werden sollten. Und das war erst der Auftakt des neuen Kultur-Formats.

„Pop-up-Kultur“, so hatte Bürgermeisterin Bettina Weist diese Serie von Klein(st)konzerten unter freiem Himmel genannt, die am Samstag ihre Premiere hatte. Verschiedene Künstler – bis eigentlichen Auftritt ein Geheimnis – ziehen dabei durch die Fußgängerzone. „Das ist eine gute Art, die Kunst unter Corona-Bedingungen zurück in die Stadt zu holen“, erklärt Weist. So werde außerdem verhindert, dass sich direkt größere Menschenmengen an einem Ort bilden.

Gladbeck: Das Publikum freut sich über die gute Idee – die Mini-Konzerte finden Anklang

Ein Freundinnenkreis von vier Damen sitzt äußerst vergnügt vor einem Café am Marktplatz. Billa, Mechthild und zweimal Brigitte freuen sich mächtig darüber, „dass wir nun endlich wieder unbeschwert zusammen sitzen können“. Alle vier sind zwischen 70 und 80 Jahre alt und „durchgeimpft“, wie sie stolz verkünden. Sie können sich nun wieder für ihr wöchentliches Treffen verabreden, ohne große Vorkehrungen treffen zu müssen. Und dankbar klatschen sie dem Musikerduo Markus und Sebastian Beifall, das gerade gekonnt „Country Road“ von John Denver intoniert hat. „Ach, das hat die Stadt für uns organisiert?“, fragen die Damen überrascht und freuen sich über die Idee.

Die Fährte führt zu Rainer Migenda – auch er ist Teil des Pop-up-Konzerts und eben noch am Marktplatz. Er zieht weiter. Gesang und Gitarrenmusik sind für Gladbecker Musik-Fans unverkennbar! Der Coversänger spielt vor der noch übersichtlichen Besucherschar in der Außengastronomie von Martin Volmers Weinhandel „Entdeckerweine“. Auf ihren Balkonen stehen die Nachbarn und lauschen der Musik.

Zuhörerinnen auf einem Balkon spenden den Musikern in der Fußgängerzone Gladbeck begeistert Beifall.
Zuhörerinnen auf einem Balkon spenden den Musikern in der Fußgängerzone Gladbeck begeistert Beifall. © Heinrich Jung | Heinrich Jung

„Das fühlt sich für mich so an wie meine Balkonkonzerte, die ich während der Corona-Monate überall vor Altenheimen gegeben habe“, sagt die Künstler. Er macht keinen Hehl daraus, dass er sehr froh darüber ist, wieder öffentlich auftreten zu können.

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„Wir sind kulturausgehungert“, sagt das Ehepaar Grundmann, das zufällig von Migendas Auftritt erfahren hat. „Da haben wir uns sofort aufgemacht“, beschreibt es der Gladbecker Chorleiter Ludger Grundmann, der sich schon jetzt darauf freut, dass er am 14. Juni seine erste Präsenzprobe nach langer Durststrecke wieder abhalten kann: „Das erfreut mein Herz.“

Aktionen am Samstag

Ab jetzt soll es – vorausgesetzt die Inzidenzzahlen sinken weiter – jeden Samstag zwischen 11 und 14 Uhr Pop-up-Kultur in der Gladbecker Innenstadt geben. Das wird hauptsächlich Live-Musik jeder Couleur, wie Pop- oder Jazzmusik bis hin zu Chansons sein.

Welcher Musiker dann durch die Straßen zieht, wird vorher nicht verraten. Auch für Kinder wird etwas dabei sein. Gleichzeitig soll die Außengastronomie ausgeweitet werden.

Weinhändler Martin Volmer ist noch etwas verhalten. Er nennt die Situation „durchwachsen“, da das Wetter nicht mitspiele und er Gäste nur mit den drei „g’s“ (getestet, geimpft, genesen) ins Innere einlassen könne. Aber er hofft, wie so viele, auf einen guten Sommer.

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Die Künstler sind froh, dass sie wieder vor einem breiteren Publikum auftreten können, genauso wie die Gladbecker Stadtbummler, die jetzt merken, worauf sie alles verzichten mussten. Dazu gehören auch Tina und Markus, die vor dem Gasthaus Surmann auf der Hochstraße sitzen. „Wir haben den Migenda vermisst“, sagen beide. Sie hatten nichts von der Aktion der Stadtverwaltung gewusst und freuen sich umso mehr: „Die Überraschung ist perfekt.“

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