Gladbeck. Sigrid Zimolong, die Witwe des viel zu früh gestorbenen Gladbecker Künstlers, hütet mehr als 1000 Werke ihres Mannes. Pfingstmontag wird sie 90.

Das geräumige Haus an der Allinghofstraße in Gladbeck atmet auf Schritt und Tritt das künstlerische Werk des Malers, Bildhauers und Grafikers Wilhelm Zimolong (1922-1979), der leider viel zu früh verstorben ist. Heute lebt hier seine Witwe Sigrid gemeinsam mit Tochter Angela und ihrer Familie. Am Pfingstmontag wird sie 90 Jahre alt.

Drei Kinder sind aus der Ehe von Sigrid und Wilhelm Zimolong hervorgegangen. Während auch Tochter Annette in Gladbeck geblieben ist, zog es Sohn Markus nach Bayern. „Ich blicke auf eine gutes Leben zurück, für das ich sehr dankbar bin“, resümiert Sigrid Zimolong anlässlich ihres 90. Geburtstages. Fünf Urenkelkinder hat sie mittlerweile, das jüngste ist gerade erst geboren. Mit ihnen, ihren Enkeln, Kindern und Schwiegerkindern sollte ihr besonderer Tag eigentlich in der Lüneburger Heide gefeiert werden, wo ein Enkel ein Restaurant betreibt. „Das wird nun leider nichts“, bedauert sie mit Blick auf die Corona Beschränkungen.

An allen Wänden im Haus an der Allinghofstraße sind Bilder Zimolongs zu sehen

Altersjubilarin Sigrid Zimolong (M.) mit ihren Töchtern Annette Zimolong-Kleinken (l.) und Angela Rudolph umgeben von Bildern ihres künstlerischen Mannes und Vaters Wilhelm Zimolong.
Altersjubilarin Sigrid Zimolong (M.) mit ihren Töchtern Annette Zimolong-Kleinken (l.) und Angela Rudolph umgeben von Bildern ihres künstlerischen Mannes und Vaters Wilhelm Zimolong. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

So lange habe sie ihre Nachkommen nicht mehr gesehen. In den 1990er Jahren wurde der bisherige Bungalow der Familie aufgestockt, Sigrid Zimolong zog in die neu geschaffene obere Etage und ihre Tochter und Familie bewohnen seither das Erdgeschoss. Alle verfügbaren Wände zeigen die Werke von Wilhelm Zimolong, seine Kohlezeichnungen typischer Bergarbeiterszenen, die Stillleben, Aquarelle und abstrakten Motive des weit über Gladbecks Grenzen hinaus bekannten Künstlers.

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Fast so, als habe er gerade mal für eine kurze Erledigung den Raum verlassen, präsentiert sich Zimolongs Atelier im Souterrain. Dort stapeln sich die Bilder. „Insgesamt mögen es über tausend Exponate sein“, schätzt seine Witwe und Nachlassverwalterin. Die Bilder hängen und lehnen an der Wand, wirken wie nur mal kurz abgestellt. Eine kleine Treppe führt nach oben in den großzügigen Garten. Hier haben Zimolongs Skulpturen einen angemessenen Platz gefunden.

Sigrid Zimolong lernte ihren späteren Mann bei einer Karnevalsfeier kennen

Sigrid Zimolong in dem Atelier ihres verstorbenen Ehemanns in ihrem Haus an der Alinghofstraße.
Sigrid Zimolong in dem Atelier ihres verstorbenen Ehemanns in ihrem Haus an der Alinghofstraße. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

„Er war ein überzeugter Familienmensch“, erinnern sich seine Töchter. „Das gemeinsame Mittagessen war ein absolut fester Termin.“ Sehr häufig seien sie als Kinder Zaungäste gewesen, wenn ihr Vater im Atelier gearbeitet habe. „Und er hat uns zu manch guter Note im Kunstunterricht verholfen“, erinnern sich Annette und Angela schmunzelnd.

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„Ich war eigentlich erst etwas zögerlich.“ So beschreibt Sigrid Zimolong ihr Gefühl nach dem ersten Zusammentreffen mit Wilhelm, zumal ihre Mutter ihr abgeraten habe, sich mit einem freien Künstler einzulassen. Das sei eine zu unsichere Sache. Dem nicht gefolgt zu sein, hat sie nie bereut. Kennengelernt haben sich die aus Witten stammende gelernte Sprechstundenhilfe und der Gladbecker Künstler bei einer Karnevalsfeier.

Eine Radtour mit Wilhelm 1953 durch Südfrankreich zu Picasso ist ihr unvergesslich

Diese Plastik von Wilhelm Zimolong wurde nach einer Restauration 2018 wieder vor dem VHS-Gebäude aufgestellt.
Diese Plastik von Wilhelm Zimolong wurde nach einer Restauration 2018 wieder vor dem VHS-Gebäude aufgestellt. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

1952 wurde geheiratet und von nun an bestimmten viele Reisen – stets mit Pinsel und Farbe – das Leben des jungen Paares. Besonders eindrücklich blieb Sigrid ihre dreimonatige Fahrradtour nach Südfrankreich im Jahr 1953 in Erinnerung. „Wir wollten unbedingt Picasso treffen.“ Angetroffen haben sie dann seine Lebensgefährtin, aber – auch ohne den Großmeister – ihre Liebe für Südfrankreich entdeckt und ein Leben lang behalten.

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„Oskar Kokoschka habe ich natürlich auch kennengelernt“, berichtet Sigrid Zimolong. Er leitete in Salzburg die Internationale Sommerakademie, an der ihr Mann teilnahm. Zahlreiche Künstlerfreunde hat er um sich geschart, so dass ein reger Austausch stets gegeben war. Die Töchter erinnern sich: „Er hat nie etwas ohne unsere Mutter gemacht.“ Und was wäre der größte Wunsch zu ihrem runden Geburtstag? „Ich wünschte mir, dass zu Wilhelms 100. Geburtstag im kommenden Jahr der Zimolong-Förderpreis wieder verliehen wird und dass er selbst mit einer Ausstellung gewürdigt würde. Ich fürchte, sein Werk gerät in Vergessenheit.“

Zimolong-Preis war 2020 wegen Corona ausgesetzt

Der Zimolong Förderpreis für junge Künstler wird seit 1980 vergeben. Seit 2013 wird er vom Verkehrsverein Gladbeck ausgelobt. Geplant war die letzte Preisverleihung für August 2020. Sie konnte aufgrund von Corona nicht stattfinden.

Der Verkehrsverein hatte die Fördersumme von 2.500 auf 5000 Euro erhöht. Um den deutschlandweit ausgelobten Preis bewerben sich stets viele Studenten aus allen Landesteilen.