Gladbeck. Die KjG Gladbeck hisste auch an anderen Kirchen in der Stadt das Symbol der LGBTQI+-Community. An der Lambertikirche wurden die Fahnen gestohlen.

Anfang April ließ Propst André Müller nach einer spontanen Aktion der kirchlichen Jugend die Regenbogen-Fahnen noch vom Turm der Herz-Jesu-Kirche in Gladbeck-Zweckel entfernen. Pünktlich zu Beginn des Gottesdienstes am Samstagabend wehten sie nun aber wieder – inzwischen hatte sich die KjG mit dem Pfarrgemeinderat geeinigt und die kirchlichen Gremien hatten die Aktion genehmigt.

Nils Krajuschek und Christian Berendes von der Katholischen jungen Gemeinde hissten die Regenbogenfahnen für ihre Jugendorganisation also am Samstagabend zum zweiten Mal – diesmal zwei der bunten Fahnen, aber an Fahnenmasten vor der Zweckeler Kirche. Auf dem Kardinal-Hengsbach-Platz flattern sie nun in circa acht Metern Höhe.

Anlass der Aktion ist Widerstand gegen eine Papst-Erklärung

Zeichen der Solidarität: Junge Katholiken hängen am Samstag wieder die Regenbogenfahnen an Herz Jesu auf.
Zeichen der Solidarität: Junge Katholiken hängen am Samstag wieder die Regenbogenfahnen an Herz Jesu auf. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Damit wollten die Mitglieder KjG-Ortsleitung ein Zeichen für Solidarität mit der LGBTQI+-Community (lesbisch, schwul, bisexuell, trans, queer und intersexuell) setzen. „Wenn Jesus sagt, liebe deinen Nächsten, meint er damit sicher nicht, liebe deinen Nächsten nur, wenn er genau so leben will wie du“, findet Krajuschek, der Jugendarbeit in der Gemeinde macht.

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Anlass der Aktion ist Widerstand gegen eine Erklärung des Papstes. Mitte März hatte dieser erklärt, dass es katholischen Priestern nicht erlaubt sei, homosexuelle Paare zu segnen. In vielen deutschen Gemeinden regte sich Protest, der unter anderem in den bunten Flaggen an Kirchen und Gemeindehäusern Ausdruck findet. Die Katholische junge Gemeinde in Gladbeck hatte sich daraufhin spontan entschieden, vier Regenbogen-Flaggen am Kirchturm von Herz Jesu anzubringen.

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Die Aktion war diesmal mit dem Pfarrgemeinderat abgesprochen

„Wir sind bewusst nicht den offiziellen Weg gegangen“, so Berendes. Propst Müller hatte die Aktion zwar inhaltlich befürwortet – auch er segnet nach wie vor homosexuelle Paare – ließ die Flaggen aber dennoch wieder abnehmen. Grund sei gewesen, dass die Aktion der KjG nicht mit dem Pfarrgemeinderat abgesprochen gewesen war.

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Vorige Woche hat der Vorstand des Pfarrgemeinderates aber schließlich die Aktion mit deutlicher Mehrheit befürwortet. Statt von der Kirchturmspitze wehen die Flaggen nun auf den Masten vor der Kirche. „Das wirkt offizieller“, findet Berendes, „sonst werden nur an hohen Festen wie der Erstkommunion Flaggen gehisst.“

Die Regenbogen-Fahne vor der Lamberti-Kirche wurde nachts gestohlen

Da freuten sich Christiane Günthör und Benedikt Gottlieb noch über das Hissen von zwei Regenbogenfahnen vor St. Lamberti. Am Sonntagmorgen waren sie verschwunden.
Da freuten sich Christiane Günthör und Benedikt Gottlieb noch über das Hissen von zwei Regenbogenfahnen vor St. Lamberti. Am Sonntagmorgen waren sie verschwunden. © Gottlieb

Claudia Landmesser, Moderatorin in der Gemeinde, machte Fotos, während Krajuschek und Berendes die Fahnenmasten aufstellten. Auch sie begrüßt die Aktion: „Es ist schon lange im Leitbild der Pfarrei verankert, dass wir alle Menschen, mit ganz verschiedenen Lebensentwürfen wertschätzen. Deswegen finde ich, dass die Flaggen ein sehr wichtiges Zeichen setzen.“

Auch an anderen katholischen Kirchen in Gladbeck wurden am Wochenende Regenbogenfahnen als Zeichen der Solidarität mit der LGBTQI+-Community gehisst. Zum Entsetzen der Akteure vor der St.-Lamberti-Kirche, Christiane Günthör und Benedikt Gottlieb, wurden die Fahnen vor der Kirche in Stadtmitte in der Nacht auf Sonntag mutwillig entfernt – dabei wurden auch zwei Fahnenmasten beschädigt und müssen nun repariert werden. Die beiden Moderatoren wollen sich aber nicht unterkriegen lassen: Zwei neue Fahnen wurden noch direkt am Sonntagmorgen bestellt.

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