Gladbeck. Die Innenstadt in Gladbeck wirkt in diesen Tagen nahezu ausgestorben. Einige Läden bleiben zu, andere lassen Kunden nicht mehr in die Geschäfte.

Regenschauer, grauer Himmel: Die Innenstadt ist am Mittwochmittag wohl auch aufgrund des Wetters ziemlich leer. Aber auch in einigen Geschäften bleibt es dunkel: Kunden kommen derzeit ohne einen negativen Corona-Test in Gladbeck nicht mehr in die Läden. Und diese Möglichkeit nutzen nur wenige. Einige Geschäfte bieten daher kein Termin-Shopping mehr an. Andere öffnen erst gar nicht mehr in diesen Tagen. Die Innenstadt wirkt nahezu ausgestorben.

Engbers, Nanu Nana, Euroshop: Viele Ladenlokale in der Innenstadt sind dicht. Bei einigen hängt ein Schild im Schaufenster: „Aufgrund der aktuellen Lage haben wir vorübergehend geschlossen“. Auch im Modegeschäft Stil Vest ist alles dunkel. „Ich habe das Geschäft vorläufig zugemacht. Mit der neuen Vorgabe des Negativ-Tests hat es sich einfach nicht gelohnt“, so Inhaber Stephan Ignatzy auf Anfrage. Die Umsätze seien um 80 bis 90 Prozent eingebrochen, die Kosten für Personal, Strom und Heizung seien höher gewesen als die Einnahmen. Auch der Verkauf an der Tür habe sich nicht gelohnt.

Wann Stefan Ignatzy sein Modegeschäft Stil Vest wieder öffnen wird, hängt von mehreren Faktoren ab

Wann er wieder öffnen wird – unklar. „Das hängt von mehreren Faktoren ab, den Entscheidungen von Bund und Ländern, vom Wetter… Wir fahren derzeit auf Sicht.“ Im Moment bietet Ignatzy seinen Kunden an, telefonisch einen Termin anzufragen, dann versucht er mehrere zu bündeln und extra für diese Termine ins Geschäft zu kommen. In der derzeitigen Situation zu öffnen, das könne sich für eine kleine Boutique lohnen, in der nur der Inhaber steht; für ihn, mit zwei Filialen und mehreren Angestellten, rechne es sich nicht.

Regina Hahne, Inhaberin des Geschenkeladens Hahne, hält am Termin-Shoppen fest. „Ich möchte Präsenz zeigen.“
Regina Hahne, Inhaberin des Geschenkeladens Hahne, hält am Termin-Shoppen fest. „Ich möchte Präsenz zeigen.“ © Heinrich Jung | Heinrich Jung

„Lohnen ist die eine Sache, wir wollen Präsenz zeigen und nach wie vor für unsere Kunden ansprechbar sein“, sagt Regina Hahne, Inhaberin von Geschenke Hahne. Sie hält am Termin-Shoppen fest, bietet aber auch Abholmöglichkeiten – und dafür braucht es keinen negativen Corona-Test.

Öffnungszeiten reduziert, aber Präsenz zeigen

Andrea Kronenberg, Inhaberin der Boutique Kronenberg auf der Hochstraße, hat wegen der geringen Nachfrage ihre Öffnungszeiten reduziert, „es lohnt sich einfach nicht“; ganz schließen möchte sie aber nicht: „Ich möchte weiterhin Präsenz zeigen.“

Viele Menschen hätten keine Lust, erst einen Corona-Test zu machen, bevor sie einkaufen gehen können. „Es ist umständlich, erst einen Termin zu machen.“ Sie würde sich eine Teststelle an einem zentralen Ort in der City wünschen, „etwa auf dem Europaplatz oder im leerstehenden Ladenlokal der Telekom“.

Kunden, die kämen, seien sehr dankbar und glücklich, dass sie weiter geöffnet hat. Sie kann aber auch diejenigen verstehen, die zuhause bleiben. „Es macht ja keine Freude durch die Stadt zu gehen, man kann noch nicht einmal irgendwo einen Kaffee trinken gehen. Es ist einfach nichts los.“

Heike Nitsch, stellvertretende Filialleiterin von Jeans Fritz, glaubt, dass die Kunden sich erst an das Einkaufen mit Corona-Test gewöhnen müssen. „Ich hatte am Dienstag das erste Mal den Eindruck, dass etwas mehr Kunden gekommen sind.“ Am Mittwoch aber war bis zum Mittag noch kein Kunde im Geschäft – und auch per Termin hatte sich niemand für den weiteren Tag angekündigt. „Gerade hatte ich eine Kundin am Telefon, die vorbeikommen wollte. Aber als sie hörte, dass sie einen Negativ-Test mitbringen muss, wollte sich doch nicht mehr kommen“, berichtet Nitsch.

Einige Geschäfte bleiben derzeit ganz geschlossen, wie die Filiale von Nanu Nana.
Einige Geschäfte bleiben derzeit ganz geschlossen, wie die Filiale von Nanu Nana. © Heinrich Jung | Heinrich Jung

In die Humboldt-Buchhandlung dürfen seit einigen Tagen gar keine Kunden mehr

Sie sind Telegram-User? Dann verpassen Sie mit unserer regionalen Nachrichtenübersicht der WAZ keine Infos mehr. Hier kostenlos bestellen!

Daniela Maifrini, Geschäftsführerin der Humboldt-Buchhandlung, lässt seit einigen Tagen ihre Kunden nicht mehr in den Laden. „Bei einer Inzidenz von über 100 wüsste ich nicht, warum ich die Kunden hereinlassen sollte“, sagt sie. Schließlich gehe es auch um ihr Personal und sie selbst. Die Idee, bei einem Inzidenzwert von 100 die Notbremse zu ziehen, hätte sie korrekt gefunden. Schließlich erlebte sie zuletzt die verrücktesten Dinge: „Ich hatte Kunden im Geschäft, die sagen, dass sie ja jetzt einen Negativ-Test hätten und sich dann die Maske vom Gesicht rissen.“ Grundsätzlich stellt Maifrini bei den Menschen eine große Verunsicherung fest. „Niemand weiß mehr, wo welche Regeln gelten.“

Als Buchhändlerin habe sie einen großen Vorteil: „Wir beraten die Kunden viel telefonisch, sie kommen dann einfach zu unserem Schalter an der Tür und holen sich ihre Bestellungen ab. Ein Modegeschäft hat keine andere Chance, als die Menschen ins Geschäft zu lassen, schließlich muss geschaut werden, ob der Pullover die richtige Größe hat.“