Gladbeck. Corona hat erheblichen Einfluss auf den Arbeitsmarkt. Eine erste Bilanz zeigt, wie sich die Pandemie bisher im Kreis Recklinghausen auswirkt.

Nach einem Jahr Corona zieht die Arbeitsagentur eine erste Zwischenbilanz für den Kreis Recklinghausen. „Die Corona-Pandemie beherrscht seit einem Jahr das gesamtgesellschaftliche Leben und sie hat auch auf dem Arbeitsmarkt Spuren hinterlassen“, sagt Agenturchef Frank Benölken und erklärt: „Anders als bei der Wirtschaftskrise vor über zehn Jahren sind diese Effekte jedoch differenzierter zu betrachten, denn nicht alle Wirtschaftsbereiche hat sie gleichermaßen hart getroffen.“

Demnach kristallisiere sich vor allem eine Branche heraus, die seit Beginn der Eindämmungsmaßnahmen bis jetzt die meisten negativen Effekte auf sich vereine: Das Gastgewerbe. So hat die Beschäftigung in Beherbergung und Gastronomie um fast 1300 Arbeitskräfte abgenommen, wovon drei Viertel zuvor in einer geringfügigen Anstellung arbeiteten. Damit macht das Gastgewerbe 41 Prozent des Beschäftigungsrückgangs im Kreis Recklinghausen aus, der 3100 sowohl sozialversicherungspflichtige als auch geringfügige Beschäftigungsverhältnisse umfasst. Ebenfalls stark geschrumpft ist die Beschäftigung im Verarbeitenden Gewerbe und im Handel, während sie im Gesundheits- und Sozialwesen und in der öffentlichen Verwaltung anstieg. Analog gewachsen ist die Zahl an Menschen, die sich aus einer Beschäftigung heraus arbeitslos gemeldet haben. Drei von vier Betroffenen kamen aus Verkehr und Lagerei, Handel und Gastgewerbe.

Nachfrage nach Arbeitskräften ist in den vergangenen zwölf Monate deutlich gesunken

Derzeit gibt es gut 3950 Arbeitslose mehr als im vergangenen Frühjahr. Als Folge der unsicheren Aussichten ist die Nachfrage nach Arbeitskräften im Verlauf der vergangenen zwölf Monate zeitweise deutlich gesunken. Jede dritte weggefallene Stelle betraf die Information und Kommunikation – allen voran Kinos – und das Gastgewerbe. Aktuell stehen im Kreis Recklinghausen gut 3400 Stellen zur Besetzung aus und damit rund 220 weniger als vor Beginn der Pandemie. In der Kurzarbeit erreichte die Branche im Juli eine Quote von 27 Prozent an betroffenen Beschäftigten: Jeder achte Kurzarbeitende im Kreis kam damals aus Hotellerie und Gastronomie.

Frank Benölken: „Dass dieser Anteil nicht noch höher ausfiel, ist der Tatsache geschuldet, dass die meisten nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren und somit keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld hatten.“ Während die Statistik zunächst ernüchternd wirkt, ist Frank Benölken eines besonders wichtig: „Die Kurzarbeit hat sich als ein extrem wirkungsvolles Instrument in der Krise und gegen einen drastischen Anstieg der Arbeitslosigkeit bewährt. Damit konnte branchenübergreifend Schlimmeres von uns abgewendet werden. Und auch wenn die Pandemie und ihre Langzeiteffekte noch nicht vorüber sind, sollten wir uns vor Augen führen, dass wir das Jahr 2020 immer noch mit besseren Werten beschlossen haben als 2018. Und wir haben nach wie vor gute Chancen darauf, auf unser Bestniveau zurückzukehren.“