Gladbeck/Buer. Die Gladbeckerin Angelika Ullrich wurde mit ihrem Geschäft in Buer 2020 gleich doppelt getroffen. Erst bremste sie ein Feuer aus, dann Corona.

Doppelt hart traf es Angelika Ullrich, die Besitzerin des Braut-Ateliers Angelina in Buer, im vergangenem Jahr: Im September brannte zunächst das Haus, in dem das Ladenlokal der 60-Jährigen Gladbeckerin beheimatet war. Seit dem 16. Dezember darf sie außerdem aufgrund des Lockdowns ihre Kleider nicht mehr verkaufen.

1990 eröffnete das Brautmodengeschäft zunächst in Gladbeck an der Goethestraße – parallel zum traditionsreichen Fotogeschäft und -atelier ihrer Familie. Neun Jahre später zog Angelika Ullrich nach Buer an die Nienhofstraße 11, Ecke De-la-Chevallerie-Straße. Regelmäßig stand sie auf Hochzeitsmessen und organisierte auch selbst welche.

Die Feuerschäden bedrohten nicht nur ihre Existenz, sondern auch viele Hochzeiten

„In den letzten 31 Jahren habe ich viele tausende Bräute glücklich gemacht“, schwärmt Ullrich. Ihre Kunden kommen aus Gelsenkirchen, Gladbeck und Umgebung, aber auch aus Dortmund, Köln und sogar Hamburg. Doch innerhalb einer Nacht brach für Angelika Ullrich alles zusammen: Das Feuer im Dachgeschoss des Hauses, in dem sie ihren Laden hat, beeinträchtigte auch ihre Geschäftsräume durch den Rauch schwer.

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Nicht nur ihre Existenz war bedroht, sondern auch die Hochzeiten mehrerer Kundinnen waren in Gefahr. Glück im Unglück: Die 60-Jährige schaffte es zusammen mit der Feuerwehr, alle Kleider zu retten, so dass keine einzige Hochzeit ohne Brautkleid stattfand.

Nach dem Brand musste Ullrich die Hälfte der Waren entsorgen

Katrin Ullrich in einem der Kleider des Familienbetriebs.
Katrin Ullrich in einem der Kleider des Familienbetriebs. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Trotzdem musste sie zur Hälfte ihre Waren und ihr komplettes Inventar entsorgen. Für die Brandopfer trudelten in dieser Zeit viele Spenden hilfsbereiter Menschen und Unternehmen ein. Die Gladbeckerin entschied sich aber, keine Spende anzunehmen, da sie selbst fand, dass andere diese eher benötigen würden. Sie sagt: „Viele haben sich wirklich ins Zeug gelegt. Der Zusammenhalt hat mir sehr gut gefallen.“ Verärgert ist sie hingegen über die Versicherung ihres Geschäfts, die sie in dieser Zeit finanziell so gut wie gar nicht unterstützt habe.

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Durch eine Freundin bekam sie die Möglichkeit, fünf Tage nach dem Großbrand in dem Gebäude der ehemaligen Bären-Apotheke an der Horster Straße 4 in Buer-Mitte mit ihrem Gewerbe unterzukommen. Festgesetzt wurde, dass sie bis Anfang April das Ladenlokal nutzen darf. Als sie sich einigermaßen eingerichtet hatte, kam der Lockdown. Er zwang sie, das Geschäft wieder zu schließen. Da sie für die perfekte Passform der Kleider normalerweise Maß am Körper nehmen muss, aber keine Kundin ihren Laden betreten darf, kann sie aktuell nichts verkaufen.

„Ein Hochzeitskleid ist kein Buch, das man einfach online bestellen kann“

„Ein Hochzeitskleid ist kein Buch, das man einfach online bestellen kann, es muss passen“, sagt sie und ergänzt: „Ich verstehe das nicht. Wir haben ein Hygienekonzept aufgestellt und dadurch, dass bei uns alles über Terminvergabe läuft, sind wir besser aufgestellt als die meisten Lebensmittelgeschäfte.“

Auf die Frage, wie sich Corona auf Hochzeiten auswirkt, antwortet Angelika Ullrich, die selbst seit 33 Jahren verheiratet ist: „Es heiraten eindeutig weniger. Das war aber auch schon im letzten Jahr so. Manche verschieben ihre Hochzeiten auf 2022, andere blasen sie ganz ab.“ Sie rät, aber selbst bei einer Terminverschiebung ein Hochzeitskleid nicht zu spät zu bestellen, da Herstellung und Änderungen sich bei geballten Anfragen deutlich verzögern können.

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Die Hochzeitskleider kann man auch nach Hause bestellen

Sie empfiehlt ein „Try-at-Home“-Angebot, das sie seit einiger Zeit nutzt. Dabei wird den Kundinnen eine Auswahl an Kleidern geliefert und anschließend per Videoanruf besprochen. Sie hofft, dass so die Näharbeiten und Änderungen nach dem Lockdown schneller vonstatten gehen. Und auch sie habe dadurch eine bessere Planbarkeit.

Trotz verzögerter Lieferzeiten reihen sich mehrere Tausend Kleider im Laden an der Horster Straße aneinander. Das Geschäft an der Nienhofstraße wird derzeit bis auf die Grundmauern saniert. „Wir sind eigentlich für den schönsten Tag des Lebens zuständig. Ich hoffe zwar, dass wir schon vorher öffnen, aber zumindest Ende März dort wieder einziehen können“, so Ullrich.

Bislang keine Corona-Hilfe

Bislang hat Angelika Ullrich nach eigener Aussage „noch keinen Cent“ der versprochenen staatlichen Corona-Hilfen erhalten. Deshalb habe sie lokale Politiker und auch Ministerpräsident Armin Laschet persönlich angeschrieben. Antworten blieben bisher aus.

Der Einbruch ihrer Einnahmen liege, so die Geschäftsfrau aus Gladbeck mit ihrem Laden in Buer, insgesamt bei über 90 Prozent. Durch eine Chat-Gruppe im Netz mit etwa 2000 Brautläden landesweit habe sie erfahren, dass es anderen ähnlich ergeht.