Gladbeck. Wegen einer Panne im Impfzentrum Recklinghausen wurden zahlreiche Pädagogen und Erzieher früher geimpft als vorgesehen. Das steckt dahinter.

Zahlreiche Lehrer und Erzieher aus dem Kreis sind vergangenen Donnerstag im Recklinghäuser Impfzentrum geimpft worden – früher als vorgesehen. Insbesondere Lehrer von weiterführenden Schulen sehen sich nun dem Vorwurf ausgesetzt, sie hätten sich widerrechtlich vorgedrängelt. Ursache des Missverständnisses ist offenkundig eine Kommunikationspanne im Impfzentrum.

Wegen einer Unstimmigkeit bei den Bestellungen am Donnerstagmorgen war eine unerwartete Lieferung mit etwa 500 Impfdosen von Astrazeneca eingetroffen. Weil dafür natürlich keine Impftermine vereinbart waren, mussten in kürzester Zeit Menschen gefunden werden, die sofort verfügbar und impfberechtigt sind. Letzteres sind aktuell nur Personen der Priorität 1: Über-80-Jährige, Heimbewohner, Pflegekräfte, medizinisches Personal mit hohem Risiko.

Der erneute Anruf aus dem Impfzentrum erreichte die Schule zu spät

Doch das Impfzentrum hat nicht nur Arztpraxen angerufen, sondern auch eine Kita in Recklinghausen und eine Schule in Herten. Beschäftigte an weiterführenden Schulen gehören „nur“ zur Priorität 3, erst am Montagabend war beschlossen worden, Lehrer an Grund- und Förderschulen sowie Erzieher in die Prioritätsgruppe 2 vorzuziehen. Nach einiger Zeit fiel der Fehler offenbar auf und das Impfzentrum versuchte, den Vorgang zu stoppen.

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Unterdessen bildete sich am Impfzentrum eine lange Schlange, in der Lehrer und Erzieher standen. Dass das Impfzentrum irgendwann erneut in der Schule angerufen hatte, um alles abzublasen, erfuhr die Schulleiterin des Städtischen Gymnasiums Herten, Bärbel Schweers, erst später beim Abhören des Anrufbeantworters. Da war schon das halbe Kollegium – etwa 40 Lehrer – geimpft.

Das Impfzentrum, das auch für Gladbeck zuständig ist, steht auf dem Konrad-Adenauer-Platz in Recklinghausen.
Das Impfzentrum, das auch für Gladbeck zuständig ist, steht auf dem Konrad-Adenauer-Platz in Recklinghausen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Schulleiterin: Einer Kollegin wurden Eier an die Haustür geworfen.“

Da die nun geimpften Lehrer sich keiner Schuld bewusst waren, berichteten sie in ihrem Umfeld oder auf Facebook-Seiten von ihrer Impfung. In der Hertener Schullandschaft brodelte schnell die Gerüchteküche. In WhatsApp-Gruppen von Lehrerkollegien kam Unverständnis zur Sprache. Tenor: Wieso werden Gymnasiallehrer geimpft, die vielfach im Homeoffice unterrichten, und nicht zuerst Erzieher und Grundschullehrer, die täglich Kontakt zu Kindern haben? Bärbel Schweers: „Manche Kollegen sind richtig bedrängt worden. Einer Kollegin wurden Eier an die Haustür geworfen.“

Auf Nachfrage unserer Zeitung hatte der Kreis zunächst bestritten, dass Schulen angerufen wurden. Im Umkehrschluss: Falls Lehrer geimpft wurden, müssen sie unberechtigt in der Schlange gestanden haben. Auf erneute Nachfrage hielt der Kreis diese Darstellung nicht mehr aufrecht. „Ein Mitarbeiter hat ohne böse Absicht und mit dem Gedanken, helfen zu wollen, bei der Schule und Kita angerufen. Als sein Vorgesetzter das mitbekam, hat er das schnell gestoppt, da war es aber schon zu spät“, so Kreissprecherin Lena Heimers.