Gladbeck. Die angehenden Gladbecker i-Dötze werden ausschließlich in der Schule begutachtet. Mediziner des Gesundheitsamtes bekämpfen die Corona-Pandemie.
Die Corona-Krise wirkt sich weiterhin auch auf das Einschulungsverfahren der rund 740 Kinder in Gladbeck aus, die ab August neu eine Grundschule besuchen. „Die Schuleingangsuntersuchungen sind ausgesetzt“, so Schuldezernent Rainer Weichelt
Die amtliche Begutachtung durch Fachpersonal des Gesundheitsamtes könne wie schon im Vorjahr für die neuen i-Dötze nicht generell geregelt stattfinden, so Weichelt. „Die Untersuchungen können aus Kapazitätsgründen nicht durchgeführt werden, da die Mitarbeiter in der Corona-Krise weiter mit anderen Aufgaben gebunden sind.“ Die Begutachtungen erfolgten derzeit nur dann, „wenn bei angehenden Schulkindern ein Förderbedarf vermutet wird oder die Eltern einen Antrag auf Rückstellung von der Einschulung gestellt haben“.
Die Bekämpfung der Corona-Pandemie hat Priorität in den Gesundheitsämtern
Das bestätigt Lena Heimers, Sprecherin der Kreisverwaltung: „Die Corona-Pandemie hat zurzeit Priorität I in den Gesundheitsämtern. Die Ärzte sind so vorrangig in der Pandemiebekämpfung eingespannt und nur drei der sonst zwölf Mediziner aus dem Kinder- und Jugendgesundheitsdienst derzeit noch in diesem Bereich tätig.“ Das Gesundheitsamt habe hierzu „im Schulterschluss mit dem Schulamt die Schulen informiert, bei Auffälligkeiten aber Kinder zu melden“, die dann gezielt begutachtet würden, das funktioniere „ganz gut“. Zudem seien die Eltern der Einschulungskinder angeschrieben worden, „dass sie sich bei Fragen an das Gesundheitsamt wenden können“.
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Gladbecks Schuldezernent unterstreicht im Gespräch mit der WAZ, „dass die Eingangsuntersuchungen ausgesetzt und nicht generell abgesagt sind“. Rainer Weichelt räumt allerdings ein, dass ihm die rechte Vorstellung fehle, wann die Begutachtung erfolgen solle, „da das Gesundheitsamt auch in absehbarer Zeit weiter mit der Corona-Krise stark beschäftigt sein wird“. Da stimmt ihm Lena Heimers zu: „Auch wenn sich die Pandemie entspannt, sind standardisierte Nachuntersuchungen im großen Stil nicht als realistisch anzunehmen.“
Minitest bei der Anmeldung zum Entwicklungsstand des Kindes
Die Erkenntnisse aus den ersten Beobachtungen bei den Anmeldungen Anfang November an den Grundschulen selbst sind so das Kriterium, das den Grundschuldirektorinnen und -direktoren zunächst zur Verfügung stand, um die Schülerverteilung in den Eingangsklassen zu planen. „Wir machen im Rahmen des Anmeldungsgesprächs einen Minitest, um eine erste Einschätzung zum Entwicklungsstand des Kindes zu erhalten“, erklärt dazu Cäcilia Nagel, Rektorin der Lambertischule in der Stadtmitte. Die erfahrene Pädagogin zählt einige Beispiele auf: „Kann das Kind bis zehn zählen; ist es feinmotorisch in der Lage, einen Stift zu halten; können Farben zugeordnet werden; versteht das Kind überhaupt Arbeitsanweisungen und kann es selbst in ganzen Sätzen sprechen.“
Vorschulkinder unterstützen
Eltern könnten dazu beitragen, das Können ihrer Kinder vor der Einschulung im Spätsommer weiter zu stärken, empfiehlt Kreis-Sprecherin Lena Heimers nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt.
„Um die motorischen Fähigkeiten zu fördern, können die Kinder zum Bildermalen mit Stiften angeregt werden.“ Mit dem Vorlesen von Geschichten werde das Sprachverständnis gestärkt.
Und beim Betrachten von bunten Wimmelbildern könne man die Kinder „selbst erzählen lassen, was sie sehen“: „Das stärkt den Spracherwerb.“
Wie sonst auch auf die Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen des Gesundheitsamtes „als Blick von außen“ schauen zu können, „um ein möglichst objektives Gesamtbild zu erhalten“, das fehle jetzt. „Wir müssen uns jetzt auf unsere Beobachtungen verlassen“, so Cäcilia Nagel. Sie unterstreicht, dass die Eltern im Gespräch freilich auch um die Einschätzung ihres Kindes gebeten werden. Denn bei einem besonders schüchternen Kind könne es ja sein, dass es sich nicht richtig traue, beim Anmeldungsgespräch mitzumachen, „obwohl es die Aufgaben gut beherrscht“. Auch weise man darauf hin, wo gegebenenfalls Defizite bestehen, die aufgearbeitet werden sollten.
Lehrer begutachten Vorschulkinder jetzt noch beim Schulspiel
Ob sich zum altersgerechten Entwicklungsstand der Vorschulkinder etwas geändert hat, werden dann beim Schulspiel im Frühjahr festgestellt. Alle Kinder, die der Schule als neue i-Dötze vom Schulamt zurückgemeldet wurden, werden dazu um die Osterzeit eingeladen. Aufgeteilt in Gruppen von vier bis sechs Kindern, beobachten Lehrer dann die Interaktion zu Aufgaben, die den Wahrnehmungsbereich, das Zahlenverständnis, den Sprachstand etc. betreffen. Cäcilia Nagel: „Dadurch ergibt sich ein guter Eindruck vom Kind und möglicherweise stärkerem Unterstützungsbedarf, worauf wir auch unsere Förderung mit sozialpädagogischen Fachkräften aufbauen können.“
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