Gladbeck. Viele Friseurbetriebe warten immer noch auf die staatliche Finanz-Hilfe. Unplanbarkeit zerrt zunehmend an den Nerven. Hilferuf an die Politik.

Die Friseure in Gladbeck, die wie andernorts seit Mitte Dezember ihre Salons coronabedingt geschlossen halten müssen, schlagen Alarm: Immer mehr Betriebe geraten inzwischen durch die Umsatzausfälle in existenzielle Nöte, so Bernd Hoffmann, Friseurmeister vom Rosenhügel, der in mehreren Funktionen in seiner Branche unterwegs ist und einen Hilferuf an die Politik gerichtet hat.

„Es geht jetzt an die Substanz“, sagt auch Katja Krischel, die mit ihrem Mann in Stadtmitte einen Salon betreibt – mit elf Mitarbeitern, darunter zwei Auszubildende. Seit dem 16. Dezember gebe es keine Einnahmen mehr, Hilfen seien nur schleppend zu beantragen. „Es wird ernst, für einige unter den Betrieben geht es ums Überleben.“ Was aber am anstrengendsten sei, so Krischel, sei die Unplanbarkeit. „Es ist völlig unklar, wann und wie es weitergeht, das zermürbt.“

Es wurden seit Dezember noch keine Überbrückungshilfen ausgezahlt

Friseurmeister Bernd Hoffmann richtet für seine Branche einen Hilferuf an die Politik.
Friseurmeister Bernd Hoffmann richtet für seine Branche einen Hilferuf an die Politik. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Bernd Hoffmann bestätigt die zunehmenden Zahlungsschwierigkeiten vieler Friseurbetriebe: „Die fixen Kosten laufen weiter, was erhebliche Vorfinanzierungen erfordert und damit Liquiditätsengpässe hervorruft.“ Die in Aussicht gestellten finanziellen Unterstützungen, wie die Überbrückungshilfe 3 für den Januar, seien immer noch nicht beantragbar. „Es gibt nicht einmal ein Formular.“ Im übrigen könne ein Betrieb Hilfen zwar für weiterlaufende Kosten geltend machen, aber keinen Ersatz für den ausbleibenden Unternehmerlohn fordern, kritisiert der Friseurmeister, der Mitglied der Vereinigung “Intercoiffure“ ist. Hoffmann, der acht feste Mitarbeiter beschäftigt: „Über den Verband haben wir uns – für alle Betriebe – an Bundeskanzlerin Merkel und Bundeswirtschaftsminister Altmaier gewandt. Die Überbrückungshilfen müssen jetzt schnell kommen.“

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Friseurmeisterin Sabine Bystron, die seit 29 Jahren ihren Betrieb an der Voßstraße betreibt, kann der Hilferuf nur Recht sein. „Ich würde lieber heute als morgen wieder aufmachen“. Es sei demotivierend, dass nichts passiere. „Bislang habe ich nicht einen Cent Hilfe bekommen, mein Konto ist leer, nachdem ich weiter alle Kosten begleiche und auch meine feste Mitarbeiterin voll weiter bezahlt habe.“ Das beantragte Kurzarbeitergeld für sie sei noch nicht gekommen. Drei weitere Mitarbeiterinnen, die auf 450-Euro-Basis bei ihr arbeiten, gingen komplett leer aus. Die „Dezemberhilfe“ – immerhin wäre das für einen halben Monat Umsatzverlust gewesen – bekomme sie nicht, da sie die Bemessungsgrundlage knapp überschreite: „Für die Dezemberhilfe müssen Sie im November mindestens 30 Prozent Umsatzminus nachweisen - ich hatte nur 27,5 Prozent weniger.“

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Immer mehr Friseure werden aus Not in die Schwarzarbeit gedrängt

Die Überbrückungshilfe für den Januar sei bis heute nicht zu beantragen, „und ein KfW-Kredit wurde abgelehnt“, sagt die Friseurmeisterin, die die Flut von Anträgen und Antragskriterien kritisiert. „Das müsste einfacher gehen, wir sind doch keine Bürokraten.“ Inzwischen habe sie für sich Hartz IV beantragt. Bystron: „Es ist unfassbar, man muss sich fast schämen.“ Sie sei grundsätzlich ein positiv denkender Mensch, „aber man wird immer nur vertröstet, irgendwann können Sie nicht mehr.“

Bernd Hoffmann spricht sich über seinen Verband für „schnelle, individuelle Lösungen“ und dafür aus, dass Friseure zu den ersten Branchen gehören, die wieder öffnen können. „Denn durch die finanzielle Not werden sonst immer mehr Friseure in die grundsätzlich abzulehnende Schwarzarbeit gedrängt“, befürchtet Hoffmann.