Gladbeck. Donnerstags ist Ruhetag - aber ansonsten steht sie täglich hinterm Tresen: Doris Lontkowski (67) ist die Wirtin in der Gaststätte „Zum Blauen Bock“ in Butendorf, eine der letzten überlebenden Traditionsgaststätten in Gladbeck. Im November feiert die Gastronomin das 55-Jahre-Jubiläum ihrer Kneipe.

Nach unserem jüngsten Bericht zur nicht mehr vorhandenen Kneipenszene in Butendorf meldete sich prompt Doris Lontkowski in der WAZ-Lokalredaktion: „Mich und den Blauen Block gibt es immer noch!“

Recht hat sie, die 67-jährige Wirtin von der Landstraße. Und am 11. November 2014 steht sogar ein besonderes Jubiläum auf dem Programm. Dann wird ihre Traditionskneipe „Zum Blauen Bock“ stolze 55 Jahre alt.

Um 11.11 Uhr ist es am 11. November so weit! Pünktlich zu Karnevalsbeginn also. Der Vater von Doris Lontkowski hieß August Tost - und dieser August eröffnete den „Blauen Bock“ einst am 11. November 1959, genau um 11.11 Uhr.

Besondere Programmpunkte plant die Wirtin nicht für den 55. Geburtstag. „Den Gästen, die an diesem Tag kommen, gebe ich natürlich einen aus“, sagt sie.

Der Blaue Bock - die legendäre Musik- und Schunkel-Fernsehsendung mit Heinz Schenk lieferte tatsächlich die Namens-Vorlage für die Gaststätte, die der dreifache Vater August Tost zunächst eigentlich „Drei-Mädel-Haus” nennen wollte. Schließlich hatte er drei Töchter. „Wir haben uns dann doch für den Namen Zum Blauen Bock entschieden“, erzählt Doris Lontkowski schmunzelnd.

Seit 1986 wieder am Zapfhahn präsent

Mit 13 Jahren zapfte sie selbst zum ersten Mal für die Gäste das Pils. Sie kennt den „Blauen Bock“ also seit Jahrzehnten - sie kennt vor allem auch jene Jahre als sich die Gäste in Dreier-Reihen am Tresen drängelten, als noch Kumpel, Kohle und viele andere Kneipen die Stadtteilszenerie beherrschten.

Der Vater führte die Gaststätte bis zum Jahr 1971, dann übernahmen mehrere Pächter die Regie. Seit dem Jahr 1986 ist Doris Lontkowski wieder am Zapfhahn präsent. „Ich mache hier weiter. Das ist mein Leben“, sagt sie. Zugleich hofft sie, dass sich irgendwann einmal ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin finden werden. Am besten aus der Familie. Dann würde die Tradition, die anno 1959 an der Landstraße begann, nahtlos fortgesetzt werden.

Doris Lontkowski ist ein waschechtes Gladbecker Kind. Anno 1946 wurde sie in Schultendorf an der Gonheide 37 geboren. Mitte der 50-er Jahre zog die Familie dann an die Landstraße 174, wo sie zunächst zur Miete wohnte und eine Trinkhalle betrieb. Schließlich kaufte Familie Tost das Haus, und August Tost gründete den „Blauen Bock“, der fortan zu Butendorf gehörte wie die Zeche Moltke und der schöne Stensteich gleich gegenüber.

Zum Blauen Bock, Keysberg, Haus Dume, Zum Treppchen, Perret, Balz, Zur Brücke - die Landstraße galt lange Zeit als Hauptstraße der Gladbecker Kneipenszene. Kaum etwas ist davon geblieben. Doch der „Blaue Bock“ hält seit über fünf Jahrzehnten die Stellung. Glückwunsch!