Gladbeck. Schülersprecherin berichtet von besonderen Belastungen durch Distanzunterricht. Halbjahreszeugnis belegt oft eine Verschlechterung.

"Die meisten in der Stufe haben Angst, dass ihr Abi wegen Corona schlechter wird", sagt Kristina Minasyan. Die 19-Jährige ist Schülersprecherin am Gladbecker Riesener-Gymnasium und sorgt sich selbst um ihre Abi-Gesamtnote. Dass die Befürchtungen gerechtfertigt sind, habe jetzt das Zwischenzeugnis belegt. "Da sind einige bei ihren Noten abgerutscht und in Fächern schlechter geworden, die sonst kein Problem waren", so die Abiturientin im Gespräch mit der WAZ. Die Abiturdurchschnittsnote ist für viele Oberstufenschüler aber auch entscheidend bei der weiteren Karriereplanung, da beispielsweise begehrte Studienfächer über eine Zulassungsbeschränkung via Numerus clausus abgeschottet sind.

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Eine zusätzliche Hürde im Lernstress sei, so die Schülersprecherin, dass auch für eigentlich nur mündlich belegte Fächer, wie zum Beispiel Sport oder Religion, jetzt auch schriftliche Arbeiten angefertigt werden müssten, "da die Lehrer im Distanzunterricht eine Bewertungsgrundlage für die Note haben möchten". Schülerinnen und Schüler, "die mündlich oder praktisch stark sind und durch rege Beteiligung im Unterricht in der Vergangenheit Gas geben und problemlos eine gute Note erzielen konnten, sind ohne Präsenzunterricht im Nachteil", sagt Kristina Minasyan.

Sportnote wird nur noch schriftlich erbracht

Für sich selbst und andere benennt sie das Fach Sport als Beispiel. Viele fitte Stufenkollegen, die in ihrer gesamten bisherigen Schulkarriere "im Sport nie schlechter als die Note Gut waren", seien jetzt zum eigenen Entsetzen abgesackt, "weil nur die schriftliche Note zählt". Auch sie habe zum ersten Mal eine Hausarbeit zu einem Sportthema schreiben müssen, "mit schlechtem Ergebnis, weil ich die Aufgabe wohl falsch verstanden habe". Sie habe via E-Mail zwar versucht nachzuhaken, ob sie richtig an die Fragestellung herangehe, dazu aber keine Antwort erhalten. Dem Fachlehrer mache sie keinen Vorwurf, "wenn das Postfach mit 200 bis 300 Mails durch Schüleranfragen voll ist, kann man auch mal eine übersehen".

Mündlich zu glänzen und die Note aufzubessern sei nur noch dort möglich, "wo die Lehrer auch Distanzunterricht via Videokonferenz machen". Das sei aber nicht in allen Fächern der Fall. Der schriftliche Aufwand für die Schülerinnen und Schüler sei insgesamt sehr angewachsen. "Weil ja jetzt in allen Fächern Aufgaben zur schriftlichen Bearbeitung mit Abgabetermin gestellt werden, damit die Lehrer benoten können." Die alle ordentlich zu bewältigen, das sei "oft kaum zu schaffen".

Sorge, dass die Vorbereitung aufs Abi nicht so gut gelingt

Der Distanzunterricht selbst, bezogen auf die Software und Abläufe mit virtuellen Klassenräumen, funktioniere im Vergleich zum ersten Lockdown besser, "da alle jetzt den Umgang damit beherrschen". In ihrem Bio- und Erdkunde-Leistungskurs gelänge es ihr auch ziemlich gut, "mich in neue Themen einzuarbeiten, wenn die gut für den Distanzunterricht aufbereitet sind". Gleichwohl bleibe die Sorge, ob die Vorbereitung aufs Abis ebenso gut gelinge wie im Präsenzunterricht, sagt Kristina Minasyan. "Alle hoffen, dass auf die Coronasituation und auf uns beim Abi Rücksicht genommen wird und die Klausurthemen variabler gestellt werden".

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Die Direktorin des Riesner-Gymnasiums, Verena Wintjes, unterstreicht, dass sich das Kollegium bemühe, "die Abiturienten gut auf die Abi-Prüfungen vorzubereiten". Der Distanzunterricht laufe auch aus ihrer Sicht jetzt relativ geordnet und ruhig. Die Schule habe Schülerinnen und Schülern dafür auch aus ihren Beständen mit Leihgeräten unterstützt, "wenn kein eigener Computer zur Verfügung stand". Gleichwohl würde es Verena Wintjes "begrüßen, wenn nach dem bis zum 14. Februar erweiterten Lockdown wieder Präsenzunterricht für die Abiturientia möglich wird". Denn es werde aus ihrer Sicht sonst schwierig, "das noch bis zum Abi geplante Programm sicher zu fahren, und prüfungsrelevante Themen zu widerholen und zu vertiefen". Denn es sei doch ein Unterschied, "ob Fragen dem Lehrer sofort in direkter Nähe im Präsenzunterricht gestellt werden können, oder via Computer im Distanzunterricht".

Schulleiterin erwartet, dass die Prüfungsthemen an die Situation angepasst werden

Der Schulleiterin ist das genaue Abitur-Prozedere noch nicht bekannt. Sie erwartet aber, dass bei den Abi-Klausuren Themen bevorzugt werden, die die Schüler besser beherrschen, "und man diese vielleicht noch etwas weiter anpasst, um der Abiturientia mehr Sicherheit zu geben". Damit die Schülerinnen und Schüler des Riesner-Gymnasiums niederschwellig ihre Sorgen in Coronazeiten benennen können, sei auf der Schulhomepage ein Kummerkasten eingerichtet worden. Zudem könnten die Stufenleitungen und Klassenlehrer kontaktet werden, "die sofort parat stehen, um Sicherheit und Hilfe zu geben".