Gladbeck. Die auch in Gladbeck schon terminierten Impfungen in Seniorenheimen und dem Krankenhaus wurden abgesagt. Darüber gibt es Ärger.

Für mächtig Ärger und Zündstoff sorgt auch in Gladbeck das Schreiben des Gesundheitsministeriums NRW, das am späten Mittwochabend den Kreis Recklinghausen sowie alle Koordinierungsstellen der NRW-Impfzentren erreichte. Grund: Aufgrund eines Lieferengpasses kann kein Impfstoff mehr für die diesen Mittwoch geplanten Erstimpfungen von Krankenhauspersonal ausgeliefert werden. Zudem werden bis zum Monatsende auch alle geplanten Impfungen der Beschäftigten in Seniorenheimen abgesagt. Lediglich Zweitimpfungen sollen im Januar noch stattfinden können. "Die Wut und auch die Enttäuschung in den Krankenhäusern und Einrichtungen ist groß und auch wir sind unglücklich über diese Entwicklung", sagt Landrat Bodo Klimpel (CDU).

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Der Chef der Kreisverwaltung nimmt die schwarzgelbe Landesregierung aber in Schutz. "Leider war es für das Land nicht abzusehen, dass nun rund 100.000 Dosen weniger als vom Hersteller angekündigt Nordrhein-Westfalen erreichen." Bislang seien die Planungen und auch die Impfungen im Kreisgebiet reibungslos gelaufen. Umso enttäuschender sei es nun, "dass schon vereinbarte Termine nicht stattfinden werden", sagt Bodo Klimpel. Gladbecks Bürgermeisterin Bettina Weist teilt die vom Landrat "geäußerte Unzufriedenheit darüber, dass die bisher hervorragenden Planungen des Kreises nun aufgrund des Lieferengpasses ins Stocken geraten". Das Impfzentrum so schnell und unbürokratisch hochzuziehen habe an dieser Stelle ein großes Lob verdient. Der Lieferengpass und die Verzögerung rufe auch bei ihr "große Enttäuschung hervor" sagt Bettina Weist. "Auf dem Impfstart und der reibungslosen Durchführung der Impfungen ruhen schließlich auch bei uns in Gladbeck große Hoffnungen."

Personal im Barbara Hospital hatte sich auf den Impftermin vorbereitet

Auch im Krankenhauskonzern St. Augustinus hatte sich u.a. das Gladbecker St. Barbara-Hospital mit seinem Personal auf die anstehende Impftermine vorbereitet. "Wir sind von der Ankündigung des Landes überrascht worden", sagt Wolfgang Heinberg, Leiter der Unternehmenskommunikation. Es sei "ein herber Schlag ins Kontor", dass die anberaumten Impftermine für die Häuser in Gladbeck, Gelsenkirchen und Bottrop nun nicht stattfinden könnten. "Wir erwarten jetzt, dass das Land dafür sorgt, dass die Impfungen so zügig wie möglich stattfinden", fordert Heinberg. Denn es gehe ja darum, "dass der aktive Schutz für die Kolleginnen und Kollegen sichergestellt wird, die tagtäglich an und mit den Patienten arbeiten". Dieser sei auch ein wichtiger Aspekt, um in der laufenden Pandemie die ärztlichen und pflegerischen Strukturen in den Krankenhäusern sicher zu stellen. Die Gesamtsituation sei weiterhin so fragil, dass noch keine Möglichkeit bestehe, "die strengen Schutzvorkehrungen an den Krankenhäusern, etwa auch bei der Besuchsregelung, zu lockern".

Enttäuscht ist man auch in Seniorenheimen, "dass man uns erst ganz kurzfristig informiert hat", so Christian Genske, Leiter des Seniorenzentrums Brauck. Für seine Einrichtung stand der Impftermin in der kommenden Woche fest, der dann "gegen 13 Uhr am Mittwochnachmittag via Mail von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen Lippe abgesagt wurde", die das Impfgeschehen koordiniert. Alles sei im Haus gut vorbereitet worden, mehr als 80 Prozent der Bewohner und des Personals wollten sich impfen lassen, sagt Genske. "Jetzt müssen wir einen neuen Termin im Februar finden und hoffen, dass die Schutzimpfung schnell erfolgen kann". Das Haus I des Seniorenzentrums Brauck ist die letzte der zehn stationären Einrichtungen in Gladbeck, an der ein Erstimpftermin noch ausstand.

Gladbecker Abgeordneter wirft Landesregierung schlechte Kommunikation vor

Auch der Gladbecker Landtagsabgeordnete Michael Hübner (SPD) wirft der Landesregierung "schlechte Kommunikation" vor, da die Kommunen und Kreise erst jetzt, "quasi unmittelbar vor anstehenden Impfterminen, informiert wurden". "Die Absage des Gesundheitsministeriums hätte mit größerem Vorlauf erfolgen können", sagt Hübner. Denn der Impfstoff-Hersteller Biontech habe dem Land "schon in der Vorwoche gemeldet, dass es die Lieferengpässe gibt". Für ihn sei es "unverständlich, trotzdem zunächst alles weiter laufen zu lassen und erst im letzten Augenblick die Reißleine zu ziehen". Klar sei, "dass sich aufgrund des Lieferengpasses jetzt die komplette weitere Impfplanung der einzelnen Bevölkerungsgruppen weiter nach hinten ins Jahr verschieben wird".

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Beleg dafür: Die Kreisverwaltung informiert am Mittwoch, dass der für den 1. Februar anvisierte Start des zentralen Impfzentrums des Kreises in Recklinghausen verschoben wird. Die ersten Impftermine sollen im Zeltbau am Konrad-Adenauer-Platz erst eine Woche später, am 8. Februar stattfinden. "Die Terminvergabe für die Über-80-Jährigen wird nach Auskunft des Landes aber wie geplant am 25. Januar starten und wird von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) koordiniert", so Lena Heimes von der Pressestelle des Kreises. "Die Schreiben an die Bürger mit weiteren Informationen zur Terminvereinbarung und zu den Abläufen im Impfzentrum sind unterwegs und sollten die entsprechenden Bürgerinnen und Bürger in den nächsten Tagen erreichen."