Gladbeck. Die SPD in Gladbeck warnt vor Pauschalierungen. CDU plädiert wie der SPD-MdL für Daten-Auswertungen, um Problemviertel zu lokalisieren.

Die Diskussion über Mutmaßungen von SPD-MdL Michael Hübner über private Feiern von Migranten als ein Grund für die hohen Corona-Zahlen in Gladbeck geht weiter. Während von der SPD Hübners Äußerungen zurückgewiesen werden, kommt aus der CDU vorsichtige Zustimmung.

Niemand in der SPD-Ratsfraktion teile die Auffassung Hübners, so Fraktionschef Wolfgang Wedekind auf WAZ-Anfrage. Es sei gefährlich, zu pauschalieren, "das hat nichts mit der Realität zu tun". Man dürfe nicht von einer oder mehreren Feiern auf den gesamten Personenkreis mit Migrationshintergrund schließen.

Auch der SPD-Stadtparteichef distanziert sich von Hübners Aussagen

Nicht ethnische, sondern soziale Probleme seien ausschlaggebend für Probleme, die bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie auftreten. Auch SPD-Stadtverbandsvorsitzender Jens Bennarend habe in der Fraktion diese Auffassung vertreten, so Wedekind. Eine Auswertung der Corona-Daten durch die Stadtverwaltung nach Stadt- und Wohnvierteln sei grundfalsch, so der Fraktionschef. "Es darf keine Treibjagd geben."

CDU-Stadtverbandsvorsitzender Dietmar Drosdzol findet hingegen die Aussagen Hübners "nicht ganz verkehrt". Irgendetwas laufe verkehrt in Gladbeck angesichts der hohen Inzidenzzahlen, so Drosdzol auf WAZ-Anfrage. "Eine Auswertung der Daten könnte vielleicht erklären, warum das so ist", um so dann speziell eingreifen und Regeln durchsetzen zu können.

Auch die CDU-Seniorenunion plädiert dafür, Corona-Daten auszuwerten

Außerdem könne man, so Drosdzol, "wenn man mit offenen Augen durch die Stadt geht", erkennen, welche Personenkreise zu Ansammlungen neigten. Da solle man verstärkt ein Auge drauf werfen, so der CDU-Stadtparteichef in Richtung Stadtverwaltung.

Besorgt äußerte sich gegenüber der WAZ auch CDU-Seniorenunionsvorsitzender Jürgen Zeller. "Das Zahlen- und Datenmaterial von Corona-Infizierten gehört unbedingt auf den Tisch und ausgewertet." Und wenn es Häufungen von Erkrankungen in Wohnvierteln mit vielen Bewohnern mit Migrationshintergrund gebe, solle man in verschiedenen Sprachen "deutlich mehr aufklären", die Regeln erläutern und letztlich kontrollieren.

Bürgermeisterin und die Grünen kritisierten Hübner schon

Bereits am Mittwoch hatten sich Bürgermeisterin Bettina Weist (SPD) und die Grünen in Gladbeck kritisch zu Hübners Einschätzung geäußert. Der Stadt lägen, so Weist, die sich derzeit in Corona-Quarantäne befindet, keine Erkenntnisse des Kreisgesundheitsamtes vor zu Hübners Einschätzung, wonach größere private Geburtstagsfeiern von Menschen mit Migrationshintergrund zu höheren Corona-Zahlen beitrügen.

Die Bürgermeisterin warnte, die Gesellschaft mit derartigen Äußerungen zu spalten. Die Grünen kritisierten, Hübner nehme mit seinen Äußerungen eine ganze Gesellschaftsgruppe in Geiselhaft. Hübner betonte, dass es ihm darum gehe, dass Regeln für alle gelten müssten.

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