Düsseldorf. Biontech-Lieferengpass hat NRW kalt erwischt: Krankenhaus-Gesellschaft reagiert enttäuscht. Minister schreibt dem Klinikpersonal.
Die Kliniken in NRW haben mit Bestürzung auf den kurzfristig verkündeten Corona-Impfstopp beim medizinischen Personal reagiert. „Nach dem optimistisch stimmenden Start dieser Impfungen mit einem großen Zuspruch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind wir bestürzt, dass die Lieferung des Impfstoffs so kurzfristig unterbrochen wurde“, sagte der Präsident der Krankenhausgesellschaft (KGNW), Jochen Brink, am Mittwoch in Düsseldorf. Eine große Mehrheit des Personals habe die Impfungen „herbeigesehnt“, so Brink. Der Krankenhaus-Manager äußerte die Sorge, „dass diese jähe Unterbrechung die hohe Impfbereitschaft gefährden kann“.
Lieferprobleme haben das Land offenbar überrascht
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte am Mittwochmorgen völlig überraschend einen sofortigen Impfstopp für alle Krankenhäuser verhängt, die mit Impfstoff der Unternehmen Biontech/Pfizer versorgt werden sollten. Er verwies auf Lieferprobleme, von denen die Landesregierung augenscheinlich überrascht wurde. Biontech/Pfizer habe Lieferzusagen wegen einer Umstellung der Produktion nicht eingehalten.
NRW verschiebt nun auch den Start der Impfungen für über 80-Jährige, die zu Hause leben. Die 53 Impfzentren im Land nähmen ihren Betrieb nun erst am 8. Februar auf. Termine sollen aber wie geplant ab nächste Woche schon einmal vereinbart werden können.
„Glauben Sie mir bitte, dass auch meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ich über diese plötzliche Mitteilung des Herstellers und die damit verbundene Verzögerung genauso enttäuscht sind wie Sie“, schrieb Laumann in einem Entschuldigungsbrief an alle Beschäftigten des Gesundheitswesens, der unserer Redaktion vorliegt. In Düsseldorf heißt es, Laumann sei erzürnt über die Lieferpanne.
40.000 von 100.000 Mitarbeitern in Kliniken sind bereits geimpft
In den vergangenen Tagen konnten bereits 40.000 der insgesamten 100.000 medizinischen Mitarbeiter in NRW, die nahe an Covid-Patienten arbeiten, geimpft werden. Der Rest muss nun bis mindestens 1. Februar warten, um ein Impfangebot zu erhalten. Vorrangig soll nun mit den noch vorhandenen Dosen die Auffrischungsimpfung in Pflegeheimen gespritzt werden.
Die SPD-Opposition warf Laumann vor, er gefährde mit irreführender Kommunikation das Vertrauen in die Impfstrategie des Landes. Noch am Montag habe er bei einem groß angelegten Pressetermin in Essen den Impfstart für das medizinische Personal verkündet und müsse nun zurückrudern. Dabei habe das Bundesgesundheitsministerium die europaweiten Lieferengpässe bei Biontech/Pfizer bereits am Freitag vergangener Woche bekannt gemacht.