Gladbeck. Auch die Radiologie Gladbeck hat Corona-Patienten – vermehrt auch mittleren Alters. Das Virus sei längst in der Gesellschaftsmitte angekommen.
„Das Virus ist, im Gegensatz zur ersten Welle, inzwischen breiter in der Gesellschaft angekommen“, sagt Radiologe Arne Holstein. Er ist einer von fünf Ärzten in der Gemeinschaftspraxis Radiologie Gladbeck. Nicht nur beim Hausarzt oder im Krankenhaus, auch in der Radiologie sind die Mediziner immer wieder mit Corona-Patienten konfrontiert.
Die Praxis – die einzige Radiologie in Gladbeck – ist im St. Barbara-Hospital angesiedelt, mit dem sie eng zusammenarbeitet. Neben stationären werden dort aber auch ambulante Patienten untersucht. „Es sind viele Patienten geworden, die ein auffälliges CT haben, wir sehen die Viruserkrankung schon häufig“, so Holstein. Die Befunde beim Coronavirus seien so typisch, dass die Mediziner es direkt erkennen. „Die Bilder unterscheiden sich deutlich von denen einer normalen Lungenentzündung.“
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Seien in der Phase ab März vor allem viele Altenheim-Bewohner betroffen gewesen, könne man inzwischen keine Schwerpunkte mehr ausmachen, beobachtet der Mediziner im Praxisalltag. Hinzu komme: „Jetzt sind auch viele Menschen mittleren Alters, etwa zwischen 40 und 60 Jahren, erkrankt. Darunter gibt es auch zum Teil schwere Verläufe“, schildert er seine Beobachtungen. Ab und an komme es vor, dass die Radiologen Patienten wegen einer ganz anderen Erkrankung untersuchen, Menschen, die sich eigentlich gesund fühlen, und bei denen Corona quasi als Nebendiagnose gestellt wird. Bei der Computertomographie lasse sich einiges entdecken. „Es gab auch schon Fälle, dass Patienten einen negativen Corona-Test hatten und erst im CT aufgefallen ist, dass sie infiziert sind“, so Holstein.
Höchstwert der aktuell Infizierten Anfang November
Die Zahl der Corona-Infektionen bleibt auf hohem Niveau. Am 9. November hatte die Zahl der aktuell Infizierten mit 316 ihren Höchststand erreicht. Mit einem Wert von 172 am Dienstag ist Gladbeck zwar weit davon entfernt, doch im Vergleich zum Beginn der Pandemie sind die Zahlen in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen.
Über die Gründe will der Kreis nicht spekulieren. „Es gibt viele Faktoren, die eine Rolle spielen könnten: die Wetterlage und die Tatsache, dass sich mehr Menschen in geschlossenen Räumen aufhalten oder mehr Tests, wir wissen es nicht“, so Svenja Küchmeister, Sprecherin der Kreisverwaltung.
Mitarbeiter sind an vorderster Front, Umgang mit infizierten Patienten sind sie aber gewohnt
Die Arbeit der Praxis sei inzwischen gut auf Corona-Patienten eingestellt. „Wir haben alles viel besser im Griff als während der ersten Welle.“ Auch die Patienten hätten sich inzwischen an die Lage gewöhnt. Während im Frühjahr noch viele ihre Untersuchungen aus Sorge vor einer Ansteckung abgesagt hatten, sei dies nun nicht mehr der Fall. Ein wichtiger Aspekt: Auch ausreichend Schutzausrüstung für das Personal ist, im Gegensatz zur Anfangszeit der Pandemie, ausreichend vorhanden. Mit Maske, zusätzlichem Visier sowie bei Corona-Patienten und Verdachtsfällen mit speziellen Kitteln und Handschuhen arbeiten die Mitarbeiter Tag für Tag unmittelbar an der Front. „Wir hatten auch vor Corona immer wieder infizierte Patienten, etwa mit Hepatitis. Die Mitarbeiter kennen das“, so Praxismanagerin Dörte Ludwig. Und dennoch: Die Angst vor einer Ansteckung bleibt. „Auch ich habe diese Sorge. Ich versuche, Abstand zu halten und trage Maske“, so Holstein.
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In der Radiologischen Praxis gebe es derzeit noch genügend Kapazitäten. „Wenn wir mehr Fälle bekämen, müssten wir aber Routine-Untersuchungen einschränken.“ Davon aber seien sie weit entfernt. „CT und Röntgenbilder sind ja schnell gemacht.“