Gladbeck. Corona erschwert die Arbeit der Caritas-Wohnungslosenhilfe in Gladbeck. Kontakte zu den Obdachlosen sind eingeschränkt. Das sagt die Leiterin.

Die Corona-Pandemie erschwert auch die Arbeit der Wohnungslosenhilfe in Gladbeck. Seit Mitte Oktober schon ist die Tagesstätte an der Humboldtstraße 4 wieder komplett geschlossen. Das Team der Caritas-Wohnungslosenhilfe hat so direkt auf die erneut steigenden Infektionszahlen reagiert – noch bevor es Anfang November offiziell zum Lockdown light kam.

Die Beratung bei der Wohnungslosenhilfe findet unter Einhaltung strenger Corona-Regeln statt

Einzig Beratungen können die sozial schwachen Menschen, um die die Einrichtung sich kümmert, aktuell wahrnehmen. Und das natürlich nur unter Einhaltung strenger Hygieneregeln, wie Annette Frerick betont. Ins Büro zum Gespräch mit einem Mitarbeiter des Teams darf nur, so die Leiterin der Einrichtung, wer sich zuvor die Hände gewaschen und desinfiziert hat. Während des Gesprächs muss zudem ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Und obwohl die Beratung nach wie vor stattfindet, befürchtet Annette Frerick doch, zu dem einen oder anderen Obdachlosen nun den Kontakt zu verlieren.

Annette Frerick leitet die Wohnungslosenhilfe der Caritas in Gladbeck.
Annette Frerick leitet die Wohnungslosenhilfe der Caritas in Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Oliver MengedohtrOliver Mengedoht

Das Problem ist die geschlossene Tagesstätte. „Wir haben hier ein extrem niederschwelliges Angebot“, erklärt Frerick. Normalerweise kommen die Leute auf einen Kaffee, ein Quätschchen mit anderen oder auch auf ein Gesellschaftsspiel zur Humboldtstraße. „Und wer einmal hier sitzt, dem fällt es dann auch meistens leichter, sich spontan bei dem ein oder anderen Problem Hilfe in einer Beratung zu holen.“ Doch dieses kleine Stück gelebte Normalität in der Tagesstätte kann momentan eben coronabedingt nicht stattfinden, die Kontakte werden weniger.

Gut 130 Männer und Frauen betreut die Beratungsstelle der Caritas normalerweise

Gut 130 Männer und Frauen, die keinen festen Wohnsitz haben oder denen akut die Kündigung droht, betreut die Beratungsstelle normalerweise im Schnitt. „Es kann durchaus sein, dass da gerade der eine oder andere drunter ist, der schon seit Wochen Probleme etwa mit dem Jobcenter hat und vielleicht auch schon kein Geld mehr bekommt“, befürchtet Frerick. Doch weil der wichtige Kontakt über den Besuch der Tagesstätte im Moment nicht stattfindet, erfährt das Team nichts von diesen Nöten.

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„Natürlich konnten wir in der Tagesstätte auch immer gut mitbekommen, wenn jemand von unseren Leuten in Schwierigkeiten steckt, wegen Drogen oder Alkohols. Dann konnte man direkt versuchen dagegen zu steuern“, erklärt Annette Frerick. Zudem habe man immer auch Tipps von Besuchern bekommen, wem aus der Szene es gerade nicht so gut geht. Alles Informationen, die das Team im Moment nicht erreichen.

Eine Weihnachtsfeier für die Wohnungslosen, wie hier 2018, wird es in diesem Jahr nicht geben. Geschenke aber schon. Darum kümmert sich Monika Bader (re.).
Eine Weihnachtsfeier für die Wohnungslosen, wie hier 2018, wird es in diesem Jahr nicht geben. Geschenke aber schon. Darum kümmert sich Monika Bader (re.). © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

„Wir wissen aber auch, dass alle Menschen, die zu uns kommen, zur Risikogruppe gehören. Und wir müssen natürlich auch unser Team hier schützen“, betont die Einrichtungsleiterin. Insofern sei die Schließung im Oktober unumgänglich gewesen. In den Wochen vorher sei es schon ein ständiger Kraftakt gewesen, von den Besuchern der Tagesstätte immer und immer wieder die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln einzufordern. „Da war die Einsicht leider oft nicht sehr groß.“

Es geht um Schulden, Probleme mit Behörden, Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche und Gesundheitsfragen

Immerhin sei es aber wohl nicht so, dass die Hilfesuchenden durch Corona jetzt mit noch größeren Problemen zu kämpfen hätten. „Die Themen, die in der Beratung zur Sprache kommen, sind mehr oder weniger die gleichen wie vor der Pandemie“, sagt Annette Frerick. Da geht es in der Regel um Schulden, Behördenärger, Probleme bei der Wohnungssuche oder auch Gesundheitsfragen. Wann man an der Humboldtstraße 4 wieder zum normalen Betrieb zurückkehren kann, vermag Annette Frericks nicht zu sagen. Fest steht allerdings auf jeden Fall jetzt schon: Eine Weihnachtsfeier für die Wohnungslosen wird es in diesem Jahr nicht geben. Auf Geschenke sollen sie jedoch nicht verzichten müssen. Darum kümmert sich auch in diesem Jahr wieder Monika Bader, die sich ehrenamtlich bei der Wohnungslosenhilfe engagiert. Das Team der Einrichtung tüftelt gerade an einem Konzept, wie die Übergabe der Präsente unter Corona-Bedingungen stattfinden kann.

Offene Sprechzeiten

Die Wohnungslosenhilfe vom Caritasverband Gladbeck hat ihre Räume an der Humboldtstraße 4 in der Innenstadt. Die Tagesstätte ist coronabedingt geschlossen. Eine Beratung findet aber statt.

Die Beratungsstelle hat offene Sprechzeiten, die ohne Anmeldung und kostenlos in Anspruch genommen werden können. Aktuell wird aber darum gebeten, dass Hilfesuchende vorher anrufen, wenn möglich. Die Beratungsstelle bietet wohnungslosen, obdachlosen und von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen Beratung, persönliche Hilfe und Begleitung an. Ziel der Unterstützung ist die Bewältigung bestehender Problemlagen. Weitere Infos 2043 681735 oder auf www.caritas-gladbeck.de