Gladbeck. Die Wohnwelt Niessing gibt es seit 1892, die heutigen Inhaber halfen schon als Schüler im Familienbetrieb mit. Neun Mitarbeiter gehören zum Team.

„Wir sind eine total ‚vermöbelte‘ Familie“, sagt Ulrich Zwingmann und schmunzelt. Bereits in der vierten Generation führt er gemeinsam mit seiner Schwester Ursula Zwingmann-Reuter seit 2007 das Möbelhaus „Wohnwelt Niessing“ am Marktplatz. Bis auf den ältesten Bruder – er war als Lehrer in Niedersachsen tätig – sind alle Geschwister der Möbelbranche treu geblieben.

Heinrich Niessing, Urgroßvater der heutigen Inhaber, legte im Jahr 1892 den Grundstock für ein Möbelgeschäft, das heute aus der Innenstadt nicht mehr wegzudenken ist. Alles begann mit einer Schreinerei, die sich schnell zu einem florierenden Unternehmen entwickelte. Nach dem 2. Weltkrieg baute Ernst Stegerhoff, Schwiegersohn des Firmengründers, das zerbombte Haus an gleicher Stelle wieder auf und nahm Anfang der 50er Jahre mit Tochter Gertrud und deren Mann Karl Zwingmann die nachfolgende Generation an Bord. Sechs Kinder gingen aus dieser Ehe hervor.

Auch außerhalb Gladbecks aktiv

Die Firma Niessing aus Gladbeck hat in den Jahren ihres Bestehens auch über die Stadtgrenzen hinaus expandiert.

1988 erwarb Karl Zwingmann das größte Möbeleinrichtungshaus der Stadt Hamm. Im Jahr 2000 eröffnete die Firma Niessing in der Hansestadt Lübeck unter dem Firmenlogo „Polster Aktuell“ einen der größten Fachmärkte Schleswig-Holsteins.

Die Umbauten und Vergrößerungen der nächsten Jahre ließ Karl Zwingmann 1998, zugunsten eines Neubaus mit 5000 Quadratmeter Verkaufsfläche, abreißen. Hinzu kamen im hinteren Grundstücksbereich 1000 Quadratmeter Lagerfläche. So sah sich die Wohnwelt Niessing in der Innenstadt ausreichend gewappnet für den Konkurrenzkampf mit den riesigen Möbelhäusern auf der grünen Wiese. „Wir waren in diese Entscheidung bereits miteinbezogen“, erinnert sich Ursula Zwingmann-Reuter und ergänzt lachend: „Ich habe quasi mein Abitur in diesem Haus gemacht.“

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Beide Geschwister besuchten nach dem Abitur die Möbelfachschule in Köln

Die Zwingmann-Kinder besuchten das Ratsgymnasium, Ursula saß nachmittags mit ihren Hausaufgaben im Geschäft und sprang, wenn es nötig war, auch schon mal bei Verkaufsgesprächen ein. Bruder Ulrich verdingte sich in den Ferien als Möbelfahrer. „Ich wollte ein Mofa haben. Mein Vater sagte mir, das müsse ich mir verdienen.“ So war es eigentlich folgerichtig, dass beide nach dem Abitur die Möbelfachschule in Köln besuchten und dort, neben Warenkunde und perspektivischem Zeichnen – „das braucht heute niemand mehr“, so Ulrich Zwingmann – zusätzlich BWL studierten und die Schule als staatlich geprüfte Betriebswirte verließen. „Den Betriebswirt sollte man schon haben in einem Geschäft wie diesem“, ist der Unternehmer überzeugt.

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Die Geschwister sehen große Vorteile darin, dass ihr Familienbetrieb zu den kleineren der Branche gehört. Die meisten der zwölf Mitarbeiter sind Langzeitangestellte des Hauses. „Die Fluktuation des Personals ist deutlich geringer, genauso wie unser Verwaltungsaufwand. Wir sind jederzeit für unsere Mitarbeiter ansprechbar“, unterstreichen die Inhaber.

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Der Schwerpunkt liegt auf Küchen

Bis auf Jugendzimmer und Büromöbel bietet die Wohnwelt Niessing das gesamte Möbelspektrum an, wobei der Schwerpunkt auf Küchen liegt. „Das ist unser Steckenpferd“, erklärt Ursula Zwingmann-Reuter. „Und hier kommen wir mit unserer ganzen Erfahrung ins Spiel“, fügt ihr Bruder hinzu. „Wir legen den größten Wert auf Service und Qualität, deshalb haben wir sowohl beim Verkauf als auch bei der Montage gelernte Schreiner, die genau wissen, was sie tun.“ Küchen seien inzwischen ein Statussymbol, wissen die beiden Inhaber, „und wir sprechen in der Preisgestaltung die gehobene Mittelklasse an.“ Da brauche eben Küchenplanung inklusive Service und Beratung seine Zeit: „Ein bis zwei Arbeitstage, wenn’s gut werden soll“, konstatiert Ulrich Zwingmann.

Ob es eine fünfte Generation in der Möbelbranche geben wird, wissen die beiden Geschwister, die auch Eltern sind, noch nicht. „Erst muss das Abitur gemacht werden, dann wird man sehen.“