Gladbeck. Thomas Ide geht nach 36 Jahren in den Ruhestand. Der Ingenieur hat maßgeblich das Erscheinungsbild der Gladbecker Straßen und Wege mitgestaltet.

Man kann in zweierlei Hinsicht von einer runden Sache sprechen, wenn Thomas Ide, verantwortlich für das Sachgebiet Verkehrsplanung im Gladbecker Rathaus, nach 36 Berufsjahren zum Jahresende in den Ruhestand geht. Zum einen betrifft es seine Tätigkeit an sich, die ihn bis zum letzten Arbeitstag „mit Freude und Herzblut“ in sein Büro in der vierten Etage des Neuen Rathauses zog. Zum anderen ist es das, was er beruflich unter anderem quasi hinterlässt. Etwas, das gut auf jedem Stadtplan oder beim Blick aus der Vogelperspektive auf Gladbeck zu sehen ist: jede Menge Kreisverkehre. Dieses Instrument der Verkehrsführung ist aber nur eines der vielen Projekte, die Ide begleitete. Auch wichtige Straßentangenten wie die Horster Straße wurden von ihm neu mitgestaltet, und freilich hat er bis zum letzten Arbeitstag am Projekt B224/A52-Ausbau mit Tunnel mitgewirkt.

Bürgebeteiligung: Verkehrsplaner Thomas Ide beim Gespräch zur Radwegeplanung mit Gladbeckern im WAZ-Leserladen 2008.
Bürgebeteiligung: Verkehrsplaner Thomas Ide beim Gespräch zur Radwegeplanung mit Gladbeckern im WAZ-Leserladen 2008. © WAZ | Ulla Michels

Seinen Schreibtisch in Raum 454 hat der Diplom-Ingenieur der Raumplanung schon geräumt, um Resturlaub und Überstunden abzubauen. Im Gespräch mit der WAZ verrät er, dass er am 1. August 1984 über eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme ins Gladbecker Rathaus kam. „Es war damals schwer, einen Job zu finden“, so der damalige Absolvent der Uni Dortmund. Der Fachvermittlungsdienst in Bochum habe die Gladbecker Stelle vermittelt. Offenbar überzeugte der engagierte Studienabsolvent den damaligen Planungsamtschef Jürgen Dressler, so dass bald die Festanstellung folgte.

Den Schimanski aus Gladbeck als hemdsärmligen Vorgesetzten

Dressler wurde sein Vorgesetzter, da mit Ides Arbeitsvertrag die Verkehrsplanung vom Tiefbauamt ins Planungsamt verlegt wurde. „Ein sehr direkter, hemdsärmeliger Typ, eine Art Schimanski von Gladbeck“, sagt Ide mit offensichtlich viel Sympathie, „von dem ich sehr viel gelernt habe, vor allem in Sachen Bürgerbeteiligung“. Zuvor, etwa in den autoritäreren 50er und 60er Jahren, für die Verwaltung undenkbar, sei die Bürgerbeteiligung in den 1980er Jahren auch in der Gladbecker Verwaltung eingeführt worden und mittlerweile selbstverständlicher Bestandteil größerer öffentlicher Maßnahmen und des Entscheidungsprozesses. Um vor dem kritischen Blick der gut informierten Bürger standzuhalten, sei eine gute Planung wichtig, „obwohl man es bekanntlich nie allen recht machen kann“, weiß Ide.

Gladbecks „Gute Stube“ eingerichtet

Thomas Ide lebt seit 1987 in Gladbeck, anfangs in einer Wohnung im Stadtzentrum an der Postallee und seit 1997 mit Frau und zwei Kindern (jetzt erwachsen) in einem Häuschen in Rentfort-Nord. Der Verkehrsplaner erlebte in seiner aktiven Berufszeit fünf Verwaltungschefs (drei Stadtdirektoren und zwei Bürgermeister), sechs Dezernenten und sieben Amtsleiter, die für seinen Bereich (mit)zuständig waren.

Eine wichtiges Anliegen war für ihn auch die Schaffung von Gladbecks „Guter Stube“ im Herzen der Stadt: Die Umgestaltung des Willy-Brandt-Platzes vor dem Rathaus zu einem verkehrsarmen Raum mit neuer Aufenthaltsqualität. Heute kaum noch vorzustellen, dass am „Willy“ an der heutigen Fußgängerzone einmal rund 16.000 Fahrzeuge pro Tag vorbeibrausten.

Die erste Straße, an deren Umbau er aktiv beteiligt gewesen sei, „war der Umbau der Bottroper Straße, dem ähnlich großen Projekte wie Schützen- und Sandstraße folgten“, erzählt der Planer. Und habe mit Beginn der zunehmenden Automobilisierung in Deutschland bei den Planungen zunächst die Fahrbahn im Mittelpunkt gestanden, „so planen wir heute quasi vom Seitenraum aus, unter Betrachtung von Bürgersteig, Radweg und Begleitgrün“, sprich Straßenbäumen. Ihm sei es zu Letzteren ein Anliegen gewesen, quasi das Erbe der Vorväter zu erhalten, „die Gladbeck mit viel grünen Alleen und Gartenstadtbereichen geplant und gestaltet haben“, schwärmt der Naturliebhaber.

Das Fahrrad ist in Gladbeck das ideale Verkehrsmittel

Verkehrsplaner Thomas Ide ist selbst begeisterter Radfahrer.
Verkehrsplaner Thomas Ide ist selbst begeisterter Radfahrer. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Der Umweltaspekt sei heutzutage in allen Planbereichen präsent, so eben auch bei der Förderung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) mit Bahn- und Busverbindungen und dem Management der Nahmobilität in Gladbeck. Hier sei das Fahrrad eigentlich „das ideale Verkehrsmittel“, sagt der bekennende Drahtesel-Fan. Denn die Kernbereiche der überschaubaren Stadt seien im Umfang von zwei bis drei Kilometern zu erreichen, „so dass man mit dem Rad eigentlich immer schneller sein Ziel erreicht als mit dem Auto“, weiß Ide, der selbst zu den meisten Terminen radelte und freilich auch das aktuelle Radverkehrskonzept begleitet hat.

Dass man als Verkehrsplaner bei oft langen Entscheidungs-, Planungs- und Umsetzungsprozessen mit weiteren Partnern (z. B. Bahn, Land, Bund, Nachbarkommunen) Geduld und einen langen Atem haben muss, hat Ide im Berufsleben auch gelernt. Ein Beispiel ist die Horster Straße, Gladbecks bedeutendste Nord-Süd-Tangente. Die habe er seit Anbeginn im Portfolio gehabt, „und immerhin liegt deren Umgestaltung nach 36 Jahren jetzt in den letzten Zügen“, sagt er mit einem Lächeln.

Keinen Zweifel, dass der A52-Tunnel kommt

Mit seinem Ruhestand hat Thomas Ide mehr Zeit für sein Hobby, auf ausgedehnte Wandertouren zu gehen.
Mit seinem Ruhestand hat Thomas Ide mehr Zeit für sein Hobby, auf ausgedehnte Wandertouren zu gehen. © WAZ | Meinert

Sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin wird sich mit einem weiteren Großprojekt beschäftigen, das Ide engagiert begleitet hat: der geplante Ausbau der A52 mit Tunnel durch Gladbeck. Der Deckel, der eine Verbindung der momentan noch via vierspuriger Fahrbahn durchschnittenen Stadtteile ermöglicht, bringe „einen maximalen Zugewinn für die Stadt und die Lebensqualität ihrer Bürger mit interessanten Gestaltungsmöglichkeiten“. Und er habe trotz aller Skeptiker „keine Veranlassung, daran zu zweifeln, dass er kommt“.

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